Kommentar obdachloser Säugling: Tot stellen hilft nicht

Statt den Kopf in den Sandzu stecken, muss der Hamburger SPD-Senat endlich etwas gegen die Wohnungsnot tun, damit nicht noch schlimmeres passiert.

Am Wochenende hat der Fall einer obdachlosen Familie mit einem vier Tage alten Säugling in Hamburg Betroffenheit und Bestürzung ausgelöst. Im „Hamburg Journal“ hatte der NDR aufgedeckt, dass die Obdachlosigkeit in der Stadt längst weitere Kreise zieht und inzwischen sogar diejenigen erreicht, die doch eigentlich einen Anspruch auf eine öffentliche Unterbringung haben.

Klar dahinter steckt das bekannte Problem: Es gibt in Hamburg nicht nur zu wenig Sozialwohnungen, auch an öffentlichen Unterbringungsplätzen mangelt es. Es liegt auf der Hand, dass wir es hier mit Versäumnissen von Behörden zu tun haben: Im konkreten Fall hätte der Bezirk gleich anders agieren und mindestens ein Hotelzimmer bereitstellen müssen, wie in es in solchen Fällen in Hamburg üblich ist.

Die allgemeinen Versäumnisse gehen auf die Kappe der Sozialbehörde und des ganzen SPD-Senats. Doch was machen die zuständigen Stellen? Sie stehlen sich mit billigen Tricks aus der Verantwortung, indem sie sich tot stellen und auf Presseanfragen einfach nicht reagieren.

So wie der zuständige Bezirk die Familie abwimmelte, die in ihrer Not nach der Entbindung eine Bleibe für das neugeborene Baby und die Mutter suchte, stellt die Sozialbehörde jetzt bei den Presseanfragen auf Durchzug, bis es nicht mehr anders geht. Diese Strategie ist ein Armutszeugnis für die Hamburger Sozialdemokraten.

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studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Ethnologie in Potsdam, Berlin und Mexiko-Stadt und schreibt seit 2009 für die taz. Sie volontierte bei der taz in Hamburg, war dort anschließend Redakteurin, Chefin von Dienst und ab Juli 2017 Redaktionsleiterin. 2019 wechselte sie in die Produktentwicklung der taz und ist verantwortlich für die Digitalisierung der täglichen taz.

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