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Kommentar neues DopinggesetzDer Staat zeigt seine Muskeln

Kommentar von Markus Völker

Der Staat will gedopte Sportler künftig hart bestrafen. Es ist derselbe Staat, der sie in Wettkämpfe schickt, die sie nur gedopt gewinnen können.

Aufgepumpt. Bild: Markus Gann / photocase.de

J ahrelang hat sich der deutsche Staat um ein Gesetz gegen Dopingbetrug herumgedrückt. Jetzt versucht er, das Versäumnis mithilfe eines besonders strengen Regelwerks wettzumachen. Und sorgt sich plötzlich um das Sportlerwohl und die Integrität des Sports.

Wehe dem, der künftig mit einer Tablettenschachtel Anabolika erwischt wird! Sportrichter werden ihn und sie mit einem mehrjährigen Berufsverbot belegen. Doch damit nicht genug: Ab 2015 wird auch noch der Staatsanwalt vorstellig werden. Bis zu drei Jahren Haft stehen nun auf die Verwendung von illegalen Mitteln zur Leistungssteigerung.

Als Richter Gnadenlos betätigt sich übrigens jener Staat, der mit Vorliebe Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften zählt; jener Staat, der seine Botschafter im Trainingsanzug mit bis zu 250 Millionen Euro im Jahr alimentiert und dessen Repräsentanten sich bei Sportereignissen so gern mit den Helden der Tartanbahn oder des Fußballfelds ablichten lassen.

Den Verantwortlichen sollte klar sein, dass Sportler mit ihren Konkurrenten nicht nur die natürlichen Kräfte messen. Wer heutzutage vorn sein will, muss wissen, was er wann einnimmt, und vor allem, wie viel davon. Die Sportler werden also wissentlich in den Wettkampf der Pillenschlucker geschickt und dann entweder wegen schlechter Leistungen gescholten oder bei nachgewiesenem Doping unverhältnismäßig hart bestraft, wenn sie im Wettstreit der Leistungspusher mithalten wollen.

Der Dopingsumpf ist tief

Bisher wurden trotz Tausender Urinproben nur lächerlich wenige Doper erwischt. Dabei haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass 30 Prozent der Leistungssportler und mehr zu unerlaubten Mitteln greifen. Haben es sich die Sportler und ihre Hinterleute also nicht selbst zuzuschreiben, wenn ihnen die Daumenschraube angesetzt wird? Auch. Der Dopingsumpf ist tatsächlich tief. Alle Versuche, ihn trockenzulegen, scheiterten bisher kläglich.

Die Kultur des Dopings, gepflegt in teilweise mafiösen Milieus, vererbt sich von einer Sportlergeneration auf die nächste. Bisher erwies sich Sportrecht als stumpfes Schwert.

Deswegen schwingt man jetzt die Keule der ultimativen Abschreckung. Konsequent wäre es allerdings, die Förderung des Leistungssports gleich ganz einzustellen und die Millionen an den Breitensport zu überweisen.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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4 Kommentare

 / 
  • Tja -

     

    wenn man den Bock zum Gärtner macht,

     

    Schaut sowas Verlogenes bei raus -

    und unser 'schlandkettchen

    in die Umkleidekabine - rein;

    Der verlogene Rest sitzt auch -

    immer beie VIP-Kanaken;/)

     

    Aber Sport&Politik -

    trennen - Welten:•)

     

    But - The Gamesmast - Go On

  • soso, der Staat schickt also Sportler in Wettkämpfe ("Staat" mutiert anscheinend allmählich zum Kampfbegriff).

     

    In meine Wettkämpfe hatte mich mein Verein geschickt bzw. ich hatte mich freiwillig gemeldet. Ich bin allerdings auch nicht in der DDR aufgewachsen.

    • @Trango:

      Das ist auch nicht unbedingt nötig -

       

      aber ganz trocken -

      international hat der einzelne Sportler

      und auch nicht der/ihr Verein -

      nicht das Startrecht -

      sondern die Fachverbände -

       

      deswegen können sie beispielsweise

      auf Fotos aus den 60ern -

      Ruderer des

      "unfrisierten" Ratzeburger Ruderclubs

      in Gammelklamotten als klar winner sehen

      (aber schon "Dr.Walter" -DRV-Präsi-

      "Gammel - in dem öh

      (vierfach geknotetem) Hemd -

      findet keine Siegerehrung statt;-))

       

      Aber international -

      immer ´schland Leibchen;

      & da die Fachverbände am

      Staatstropf hängen -

      also strafloses Staatsdoping

      vorliegt -

       

      ist es schon klarsichtig und folgerichtig -

      ". .soso, der Staat schickt also Sportler in Wettkämpfe ("Staat" mutiert anscheinend allmählich zum Kampfbegriff).

  • Was passiert denn wenn die Förderung für den Leistungssport eingestellt wird? Es verschwinden sämtliche Profisportarten außer Männerfußball. Ich freue mich schon auf den Gastbeitrag von Frau Schwarzer in der taz^^

    Die neue Regelung ist doch genau das wonach alle jahrelang geschrien haben: Klare Kante gegen Doping. Bis das Gesetzt dann plötzlich da ist. So ein Ärger, wer kann den ahnen dass die Politik unsere Forderungen ernst nimmt? Wo ist die Lobby wenn man sie braucht? Und jetzt zwingt der Staat aufrechte Journalisten zu Kommentaren mit dem Inhalt dass Leistungssportler "unverhältnismäßig hart" bestraft werden wenn sie betrügen.

    Lieber Herr Völker, um im Kontext zu bleiben: Das war ein Eigentor