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Kommentar atomare ZwischenlagerÜber den Tag hinaus

Reimar Paul
Kommentar von Reimar Paul

Die Zuständigkeit für atomare Zwischenlager liegt seit Monatsbeginn in den Händen des Bundes. Das heißt aber nicht, dass alles besser wird.

Protest mit Atomfass zum Auftakt eines Prozesses gegen Castor-Blockierer im Mai vor dem Landgericht Stralsund Foto: dpa

N ach der Neuordnung der Zuständigkeiten für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle wird auch der Betrieb von atomaren Zwischenlagern neu organisiert. Diese Aufgabe fällt nun in den Verantwortungsbereich des Bundes. Die zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft für Zwischenlagerung übernimmt die Lager und ihr Personal von den Atomkonzernen.

Ein überklebtes Firmenlogo und ein neues Klingelschild symbolisieren den Wechsel von einer profito­rien­tierten Firma zu einem öffentlich-rechtlichen Dienstleister. Viel wichtiger wird sein, ob und in welchem Maße nun ein neues, der Sicherheit und dem Gemeinwohl verpflichtetes Denken in die alten Köpfe einzieht.

Sicherheit kostet Geld, das der alte Betreiber nicht ausgeben wollte. Rostige Fässer im Gorlebener Lager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall? Kein Problem, gegen Auflagen des niedersächsischen Umweltministeriums wurde geklagt. Mehr Sicherheit für die Castorhalle? Nicht nötig und viel zu teuer, der angekündigte Mauerbau wurde immer wieder verschoben.

Das Hauptproblem ist aber, dass die Zwischenlagerung des Atommülls sehr viel länger dauern wird als ursprünglich behauptet. Die Lager wurden nur für 40 Jahre genehmigt, danach sollte der strahlende Schrott in ein Endlager – das wird jedoch kaum vor Ende des Jahrhunderts in Betrieb gehen.

Politik und Atomwirtschaft haben dieses Problem bislang ignoriert. Der neue Betreiber darf das nicht. Er muss Konzepte über den Tag hinaus entwickeln und die Öffentlichkeit daran beteiligen. Ideen gibt es schon, sie kommen von Umweltschützern: An allen Zwischenlagerstandorten wird neu genehmigt, mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Nachrüstung auf den Stand von Wissenschaft und Technik. Parallel zur Endlagersuche wird eine Suche nach einem zentralen Zwischenlager gestartet. Oder die 15 Zwischenlager werden auf einige wenige Standorte eingedampft.

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Reimar Paul
Autor
Jahrgang 1955, Journalist und Buchautor. Schwerpunkte: Umwelt, Atomkraft, Verkehr, Flucht & Asyl, Fußball. Schreibt u.a. für taz, nd, Tagesspiegel, Weser-Kurier und die Nachrichtenagentur epd. Leitet taz-Radreisen ins Wendland.
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1 Kommentar

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  • Solange sich der Atommüll – selbst im digitalen Zeitalter – nicht per Druck auf die „Entf“-Taste ins Nirwana befördern lässt, muss er irgendwo gelagert werden. Von allen diskutierten Orten kam bisher unverzüglich ein einhelliges „Aber nicht bei uns“ von der ortsansässigen Bevölkerung. Kräftig unterstützt z. B. von den Grünen.

     

    Und so feiert das Florians-Prinzip fröhliche(?) Urständ‘: „Heiliger Sankt Florian, verschon‘ UNSER Haus, zünd‘ ANDERE an!

    Wer hat denn endlich mal die göttliche Eingebung, wo der Atommüll abzuladen ist, ohne dass die dort Ortsansässigen protestieren?