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Kommentar Wirtschaftskrise TürkeiErdogans Abstieg

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Die Krise ist der dritte Schlag für den bis dahin mächtigsten Ministerpräsidenten, den die Türkei je hatte. Erdogans Abgang kann der Gesellschaft nur guttun.

In Ankara spricht man bereits hinter den Kulissen über Erdogans „Flucht“ in die Präsidentschaft. Bild: reuters

T rotz aller Diffamierungskampagnen bahnt sich die türkische Wirtschaft ihren Weg auf solide und unverwüstliche Weise“, sagte Ministerpräsident Tayyip Erdogan, unmittelbar bevor die türkische Zentralbank durch eine massive Zinserhöhung das Ende des türkischen Wirtschaftsbooms besiegelte. Das erinnert an Erich Honeckers Prophezeiung vom Lauf des Sozialismus, den weder Ochs noch Esel aufhalten können. Bekanntlich löste sich der DDR-Sozialismus wenig später ins Nichts auf und auch Erich Honecker verschwand.

Genauso dürfte der Niedergang der türkischen Wirtschaft nun das Ende der Ära Erdogan einläuten. Zeitgleich zum Wertverlust der türkischen Lira läuft die Selbstdemontage des Staatsmanns Tayyip Erdogan auf Hochtouren. In Ankara spricht man bereits hinter den Kulissen über Erdogans „Flucht“ in die Präsidentschaft. Man sieht ihn nicht mehr als starken Präsidenten mit exekutiven Befugnissen, sondern als einen Mann, dem das Präsidentenamt Schutz vor Korruptionsklagen bieten soll.

Die Wirtschaftskrise ist nach den Gezi-Protesten im letzten Sommer und der Korruptionsaffäre im Dezember nun der dritte Schlag für den bis dahin mächtigsten Ministerpräsidenten, den die Türkei je hatte. Dabei dürfte die Wirtschaft das größte Problem Erdogans bei den anstehenden Wahlen in diesem Jahr werden. Denn der Wirtschaftsboom war bisher sein bestes Argument und der Hauptgrund, warum er mit jeder Wahl mehr Stimmen erhielt. Damit ist es vorbei.

Der türkischen Gesellschaft kann ein Abgang Erdogans nur guttun. Denn der aberwitzige Konfrontationskurs seit den Gezi-Protesten ist mehr der persönlichen Hybris von Erdogan geschuldet als seiner Partei. Nicht nur die Kritiker der Regierung, auch viele Funktionäre innerhalb der AKP wollen statt Konfrontation einen gesellschaftlichen Kompromiss.

Deshalb ist Staatspräsident Abdullah Gül mittlerweile so beliebt. Viele hoffen darauf, dass er die Gesellschaft wieder befrieden kann. Spätestens wenn Erdogan bei den Kommunalwahlen im März die Metropolen Istanbul und Ankara verliert, wird die AKP versuchen, ihn loszuwerden, und dann wieder moderater werden. Das Wirtschaftsproblem aber wird bleiben.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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7 Kommentare

 / 
  • KS
    Kritische Stimme

    Schneller politischer+wirtschaftlicher Aufstieg der Tuerkei unter Erdogan beruhte auf Exporte in Muslimlaender+Westeuropa+seine unabhaengige Aufstellung v/d EU/USA-Politik. Seit er sich aber verbuendet hat m der Achse Israel+EU+USA im Syrienkrieg ,ein Riesenfehler,laeuft alles ganz schlecht fuer ihn.Grosse Bevoelkerungsgruppen wollen keinen Krieg m dem SyrienNachbarn+lehnen die RebellenAusbildungBewaffnungUnterstuetzung entschieden ab.Zugleich nehmen Exporte ab i/d EU (Krise) +arabische Nachbarn (Kriegsgefahr).Auch die politische Stabilitaet kommt in Gefahr weil die Bevoelkerung jetzt viel weniger v/d Erdogan toleriert.Die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Syrienkrieges hat sich auch nicht bewahrheit+der profezeite schnelle Sieg kann sogar in eine Niederlage enden,dann hat Erdogan ein Feind als Nachbarn.Jetzt toeten die von der Tuerkei unterstuetzten Rebellen sogar die syrischen Kurden in grossen Zahlen+die Reaktionen von den tuerkischen+irakischen Kurden lassen sich raten.Der versprochene Koeder,ein Zutritt zur EU ist auch viel weniger interessant geworden seit die wirtschaftliche EU-Krise noch viele Jahre dauern wird.Kurz gesagt Erdogan hat gespielt und verloren genau wie die EU bei allen NatoKriegen

    • @Kritische Stimme:

      Auf Exporten beruhte der Wirtschaftliche Aufstieg sicher nicht.

       

      Lesen Sie mal Statistiken!

  • PW
    Peter Wolf

    Jürgen ist eigentlich die Merkel zurückgetreten nach Stuttgart 21 und nach den Hamburg Protesten, oder nach BER-Skandal ???

  • H
    Halit

    "Spätestens wenn Erdogan bei den Kommunalwahlen im März die Metropolen Istanbul und Ankara verliert, wird die AKP versuchen, ihn loszuwerden, und dann wieder moderater werden. Das Wirtschaftsproblem aber wird bleiben."

     

    Sicher ist das nicht. Außerdem hat sich Erdogan eine Quasi-Diktatur für sich und seine Partei geschaffen. Er hat einen Instrumentenkasten geöffnet, auf dem Steht Diktatur/Psyeudo-Demokratie und aus diesem Kasten könnte er sich noch bedienen. Seine Auftritte, Äußerungen und Handlungen zeigen ihn als Mann mit Realitätsverlust. Irgendeine Art von Linderung war bislang nicht in Sicht und seine Partei scheint nicht ihn, sondern umgekehrt, er scheint seine Partei zu dominieren. Außerdem will eine Kerngruppe dieser Partei vor allem eine Islamisierung und Bedienung ihrer Klientel. Das liefert Erdogan und dafür erhält er aus Randgebieten und armen Stadtvierteln viel Unterstützung.

  • T
    Trueman

    Der Staatspräsident Abdullah Gül ist ein Mann der Fetullah Gülen Sekte.

    Denn hier zu loben entbehrt sich jeglicher demokratischer Grundlagen.

    Diese Sekte, finanziert durch die CIA will den TURBAN für ALLE. Auch für Deutsche in Deutschland!

    Also taz seit vorsichtig mit solchen religiösen Faschisten, sonst müssten euer Frauen auch bald mit dem TURBAN (ist im wahrem ISLAM nicht vorgesehen und auch nicht vorhanden!) herum laufen!

    • A
      Araf
      @Trueman:

      Abdullah Gül ist bestimmt kein Mitglied der Gülen-Bewegung du schreibst absurdes Zeug

    • PW
      Peter Wolf
      @Trueman:

      sie Super-Moslem wissen also Bescheid über den Turban(übrigens das tragen Männer wie in Indien z.B.)im Islam :)