piwik no script img

Kommentar Weltmeister DeutschlandHöflich, sachlich, dominant

Deniz Yücel
Kommentar von Deniz Yücel

Was symbolisiert die Weltmeisterschaft für Deutschland? Vielleicht das: ein Land, das sich modernisiert hat und den Takt vorgibt, ohne großkotzig zu wirken.

Bastian Schweinsteiger und Joachim Löw nach dem Finale. Das neue Deutschland. Bild: reuters

D ie deutschen Erfolge bei Fußballweltmeisterschaften waren immer Ereignisse, in denen sich gesellschaftliche Entwicklungen ausdrückten. Sie waren Symbole. Oder sie wurden dazu gemacht, wer kann das schon so genau sagen? 1954 waren Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, „Wir sind wieder wer“ und „Schwamm drüber“. 1974, das war der Erfolg des Modells Bundesrepublik gegenüber der DDR. 1990 schließlich die Wiedervereinigung. Und 2014?

Zunächst das: Dieser Titel ist nicht einfach die Fortsetzung der letzten Weltmeisterschaft, auch wenn allenthalben Figuren von damals hervorgekramt werden oder Sepp Maiers Kabinenvideos im Spätprogramm laufen.

1990, das war, ein halbes Jahr nach dem Fall der Mauer, jener Moment, an dem plötzlich auch in Westdeutschland Nationalfahnen auftauchten. „Das geht gegen uns“, war das Gefühl bei vielen Einwanderern. Ein Gefühl, das sich bald in Hoyerswerda und Rostock, Mölln und Solingen bewahrheiten sollte. Das Bild, in dem die deutschtümelnde Vereinigungseuphorie und der deutsche Erfolg im Fußball zusammenkam: der feixende Deutsche vor dem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen, die rechte Hand zum Hitlergruß erhoben, mit vollgepinkelter Jogginghose und gehüllt in das gleiche Trikot, in dem Matthäus-Augenthaler-Völler Weltmeister geworden waren.

Natürlich konnte man dafür nicht die deutsche Mannschaft verantwortlich machen. Aber es fügte sich zusammen. Um im Jargon jener Zeit zu bleiben: Da wuchs etwas zusammen. Und das war nicht schön. „Es tut mir leid für den Rest der Welt, aber wir werden in den nächsten Jahren nicht zu besiegen sein“, prahlte der damalige Teamchef Franz Beckenbauer nach dem Sieg im Finale von Rom. Die Einwanderer waren in diesem „Wir“ nicht vorgesehen, und auch andere Leute in diesem Land, Menschen von sittlichem und ästhetischem Empfinden, zählten sich lieber zu diesem „Rest der Welt“ denn zu diesem „Wir“.

Dieser Rest der Welt aber hatte für diese Deutschen nichts übrig. Mag sein, dass sie sportlich gesehen dieses eine Mal das Finale und den Titel vielleicht verdient hatten. Aber es war ein hässliches Spiel, vorgetragen von Figuren wie Beckenbauer und Lothar Matthäus, Repräsentanten einer überkommenen Männlichkeit und, in Gestalt des DFB, organisiert von einer Institution, an der Re-Education, 1968 und Einwanderung spurlos vorbeigegangen waren.

Was hierzulande als Krönung der Wendejahre 1989/90 verstanden wurde, galt andernorts als Grund zur Sorge: Ein Deutschland, das alle politischen und moralischen Beschränkungen zu überwinden schien und in alter Größe und Großkotzigkeit ungefähr wieder dort anzuknüpfen drohte, wo es 1945 hatte aufhören müssen. Weltmeister. Über alles in der Welt.

Es kam anders. Es kam besser. Nicht ohne Kämpfe, nicht ohne Rückschläge. Aber es kam besser, als man damals befürchten konnte.

Maracana, das neue Deutschland

Die Mannschaft, die am Sonntag im Maracana den Titel errang, hat mit ihren großmäuligen Vorgängern nur wenig zu tun. Aber sie hat etwas mit den Entwicklungen zu tun, die diese Gesellschaft in den letzten zwei Jahrzehnten durchlebt hat. Natürlich, offensichtlich zuvörderst die Özils und Khediras und Boatengs, die es beim Titel 1990 nicht gab. Wie sollte es auch? Es gab sie auch sonst nicht, nicht im Bundestag, nicht in den Medien, außer vielleicht radebrechend in der „Lindenstraße“.

Aber das ist nicht alles. Der jetzige Titel ist der Triumph eines Fußballs, der auf der Höhe der Zeit ist, ausgewogen und flexibel in der Taktik, höflich und sachlich im Auftreten. Erfolgsorientiert, aber nicht besessen. Selbst Manuel Neuer, in der Rolle des Siegfrieds, ist nur auf dem Platz von furchteinflößender Gestalt, ansonsten aber von geradezu verstörender Nüchternheit. Und nie im Leben käme es Joachim Löw in den Sinn, seine Mannschaft für unschlagbar zu erklären. Die Größe dieser Mannschaft zeigte sie im Moment ihres größten Triumphs – beim Halbfinalsieg über Brasilien, als sie den Gegner mit Respekt behandelte, nach Abpfiff sogar mit Mitgefühl.

Vielleicht ist es Merkel-Deutschland, das Weltmeister geworden ist. Ein zivilisiertes Land, in dem aber bestimmte Traditionen fortleben, ohne bedrohlich zu sein: Organisation, Infrastruktur, Arbeit. Anfang des Jahrtausends hatte man den Anschluss verloren. Man hat dies erkannt, sich an anderen – namentlich den Spaniern – orientiert und sich hochgearbeitet. Jetzt ist Deutschland wieder dominant.

Wenn man will, kann man darin eine Allegorie dafür entdecken, wie das Merkel-Deutschland in Europa den Takt vorgibt: Höflich, aber in der Sache eindeutig. Und durchaus patzig, wenn etwas mal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Ein Land, das zwar Sinn für gutes Benehmen hat, aber alles Sentimentale dem Erfolg unterordnet. Das man sich zum Vordbild nimmt. Das aber mit seiner Klassensprecherhaftigkeit auch allen etwas auf den Keks geht.

Schwarz-Rot-Gold ist sowas von 2006

Über den Wandel unter Joachim Löw und Jürgen Klinsmann ist viel geschrieben worden seit der Heim-WM 2006. Aber auch zu damals gibt es einen Unterschied: Das Thema damals: der „Partypatriotismus“ und die erstaunte Freude darüber, dass man endlich Flagge zeige, dass endlich „Normalität“ herrsche. War es natürlich nicht. Wer penetrant darauf besteht, „endlich normal“ zu sein, ist eines gewiss nicht: normal.

Bei diesem Turnier spielten derlei nationale Befindlichkeitsthemen nur eine untergeordnete Rolle. Womöglich war sogar die Beflaggung geringer als 2006 und bei den nachfolgenden Turnieren. Und die Gespräche schienen sich eher über fachliche Fragen – Lahm rechts oder in der Mitte? – zu drehen. Vielleicht war dieses 7:1 bändigend: Derart jenseits alles Vorstellbaren, dass man eher still und ungläubig das Geschehen verfolgte und sofort, analog zum Understatement aus dem deutschen Team, sich gedanklich dem nächsten Spiel zuwandt (Herberger! Doch zu etwas nütze, der alte Plunder.)

Fortschritt aber ist nur selten unumkehrbar, im Fußball wie sonst im Leben. Nach der Niederlage im EM-Halbfinale 2012 flammte die schwachsinnige Hymnendebatte auf. Auch in diesem Turnier drang durch die Forderung „Schluss mit der Schönspielerei“ oder der Kritik an Mesut Özil der Wunsch durch, zum Alten und Bewährten zurückzukehren. Löw hat diese reaktionäre Sehnsucht bemerkt, aber ihr nicht nachgegeben. „Nur die deutschen Tugenden hätten nicht mehr gereicht“, sagt er nach dem Finale. Ein im traditionellen Sinn „Deutsch“ begründeter (Nützlichkeit!) Abgesang auf das Preußische. Eine wunderbare Pointe.

Diese Pointe konnte sich Löw leisten, weil er gewonnen hatte, und wer weiß, was passiert wäre, wenn Gonzalo Higuaín seine Chance zu Beginn des Spiels verwertet hätte.

Hat er aber nicht. Deutschland ist Weltmeister.

Über diesen Titel wird man vielleicht mit einigem zeitlichen Abstand sagen können: Deutschland wurde Weltmeister, weil es sich modernisiert hat. Weil dieses Land ein anderes, ein besseres ist. Und vielleicht wird man sogar sagen: Dieser Titel steht eigentlich für nichts – außer für ziemlich guten Fußball. Nicht das Schlechteste, was man über diese Mannschaft sagen kann.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • Ich sag´s ganz einfach: Sport und Politik sind zwei Paar Schuhe.

     

    Wer das anders sieht, wie etwa der besondere Redakteur, kann sich die Buchstaben gerne sparen.

     

    Reden wir lieber über die hundertausenden oder gar Millionen Einwanderer die immer noch genauso wenig, wenn nicht sogar noch weniger Chancen dank Hartz & Co. haben. Fragen sie bitte mal die, wie angekommen sie sich in diesem Land fühlen.

     

    Aber doch, es hat sich was geändert: Heute bist du als Mensch mit Migrationshintergrund willkommen, wenn Du A: die passende Qualifikation mit bringst (aber danach bloß nicht arbeitslos oder gar krank werden), oder b: genügend Geld mit bringst.

     

    Ein Land für Alle? Pah!

     

    Ehrlich gesagt muss ich eher brechen wenn ich solche Artikel lese. Emanzipation ist nicht angekommen, weil ein paar Ministerposten mit Frauen besetzt werden, Ein Land für Alle gibt es noch lange nicht, nur weil in der Fußball- (wohl gemerkt) Mannschaft nun auch Nicht-Deutsche spielen. Die können was, was man medial ausschlachten kann und NUR darum geht es.

  • Hier muss eine sehr subtile Form der Ironie vorliegen, die man wirklich sehr schwer verstehen kann.

    Maximal kann ich mir vorstellen, dass Yücel durch die vielen Verweise auf andere Artikel damit zum Ausdruck bringen möchte, was ein inhaltsloser Scheiß alles im Zusammenhang mit dieser Weltmeisterschaft über die deutsche Mannschaft verzapft wurde. Ein M.Neuer, der einer Fangruppe angehörte, die sich "Buerschenschaft" nannte, wäre für einen intelligenten Buerer schon Grund, Borussia-Fan werden. Der Behauptung von "höflich" wird direkt mit der eigentlich gegenteiligen Behauptung von "durchaus patzig" begründet.

    Solche Gegensätze häufen sich ziemlich häufig mit der Formel "ja, aber..".

    Kurzum. Dieser Text erinnert an die Werbung der "Jungle World", die bei Weiterlesen mit dem Satz überdruckt wird "Vollabern lassen können Sie sich woanders!"

     

    Irgendwie nicht ganz vorstellbar, dass Yücel so in die Mittelmäßigkeit abgerutscht ist und diese WM, die keine Fußball-WM war, sondern eine WM war um den Titel für den langweiligsten, aber effektivsten Catenaccio, den die DFB-Elf ohne Frage zu Recht gewonnen hat.

     

    Herrera (Argentinien) mit Inter (Italien) sind mal wieder Weltmeister geworden.

    • @Age Krüger:

      Mist. Deniz hat mich reingelegt. Diese sehr subtile Form von Ironie habe ich nicht erkannt. Wenns denn so ist, bist du genial.

  • Ein mieser Artikel. Deniz, das kenn ich gar nicht von dir! Haste dich auch anstecken lassen ? Kein kritisches Wort zur MercedesTruppe? PFUI!!!!! Hoffentlich schaffen die Türken die nächste Qualifikation! Ausserdem: Das DDR Team von 1974 war besser. Nicht wahr Genossen? Sparwasser, OLE:) :)

    • @RPH:

      Ja, schlimm, wenn alte Männer ihren Zorn verlieren.

      • @lichtgestalt:

        Der Mensch lebt nicht vom Zorn allein.

         

        „Gerne der Zeiten gedenk' ich, da alle Glieder gelenkig - bis auf eins.

        Doch die Zeiten sind vorüber, steif geworden alle Glieder - bis auf eins.“

         

        (J.W. von Goethe)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wohltuend Ausgewogenes von Deniz Yücel. Prima kommentiert.

     

    Die WM war die bestmögliche Reklame für das moderne Deutschland.

    (Die Fähnchenpatrioten können wir daher zur Not auch noch ertragen.)

  • mensch Deniz, wirst ja auf deine alten Tage noch richig staatstragend!

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "Was symbolisiert die Weltmeisterschaft für Deutschland? Vielleicht das: ein Land, das sich modernisiert hat und den Takt vorgibt, ohne großkotzig zu wirken."

     

    Der Gewinn der WM ist ein Sportereignis und nicht mehr.

     

    Die neuen großnationalen Töne von Gauck & Co dagegen sind genau das: Großkotzig, überheblich, arrogant.

  • D.Y. hat recht gut herausgearbeitet, was uns alle mit dem Rest der Welt in eine bessere Beziehung führen kann:

     

    Selbstbewusstsein anstatt Stolz und Protzerei.

     

    Besser machen anstatt dozieren mit Zeigefinger .

     

    Respekt anstatt das überhebliche und andere unterwerfende Wort 'Toleranz' ständig selbstgefällig im Munde zu führen.

     

    Das habe ich gesehen - und es hat mir unglaublich gut gefallen.

    • D
      D.J.
      @noevil:

      Ich denke Sie haben Recht - Arroganz ist schließlich bekanntermaßen oft die Folge von Komplexen.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        Die Rede war aber nicht von Arroganz, sondern von Toleranz.

         

        Deutschland war diesbezüglich seit 1945 lange auf einem guten und beispielhaften Weg. Leider läßt man sich mehr und mehr von nationalistischen und militaristischen Strömungen aus dem Ausland beeinflussen. Und gibt ja scheint´s wieder genug Leute, die irgendwelche Defizite mit patriotischer Gefühlsduselei kompensieren müssen. Schade um die großen Fortschritte, die man bereits erzielt hatte.

  • Interessante Gedankengänge, Herr Yücel. Deswegen hierzu noch ein paar Anmerkungen und Ergänzungen:

     

    Der Typ damals in Rostock hatte sich nicht in die Hosen gepinkelt, sondern im Auto sitzend zwischen seinen Beinen eine Bierdose geöffnet und sich dabei besudelt.

     

    Die Deutschen haben die Zuwanderer im Fußball nie ausgegrenzt, sondern haben sich früher einfach die Talente durch die Heimatverbände der Migranten schneller aus der Hand nehmen lassen. In dieser Hinsicht hat sich beim DFB in Sachen Frühentwicklung- und -förderung in den letzten 15 Jahren sehr viel geändert.

     

    Der Multikultifaktor wird meiner Meinung nach zu hoch aufgehängt. Der erste multikulturelle Titelgewinner war die EM-Mannschaft von 1996 mit Mehmet Scholl und Fredi Bobic. Komischerweise hat das nie jemanden sonderlich interessiert. Boateng, der in Deutschland geboren ist und eine deutsche Mutter hat, gilt als "migrantischer" als Bobic, der in Jugoslawien geboren ist und keinen deutschen Elternteil hat. Bobic wirkt auf die Deutschen so deutsch wie Sauerkraut, nie hat ihn einer als "Migranten" oder "Ausländer" gesehen. Genauso bei Mehmet Scholl (gebürtig: Mehmet Yücsel). Und warum? Weil beide sich als Deutsche verstehen und um ihren Migrationshintergrund auch keinen großen Wirbel machen bzw. darüber von Anderen gemacht wird. Ich finde das gut so. Langsam gehen mir die Themen Multikulti, Integration und Migrahigru auch etwas auf auf die Nerven.

  • D
    D.J.

    Ein guter Kommentar, den ich in weiten Teilen unterschreiben kann (auch was die teils dumpfe Atmoshäre von 1990 betrifft).

    • @D.J.:

      So dumpf war es nun auch wieder nicht. Man sollte jetzt nicht national-fußballerisch alles düster malen, was vor 2006 war.

       

      Auf FAZ wird in einem Artikel die Grünen-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Antje Vollmer aus dem Juni 1990 zur WM in Italien zitiert: " „Wer den deutschen Fußballern in diesen Tagen zuschaut, der verliert - wie auch ich - irgendwie die Angst vor den Deutschen. Sie spielen nämlich nicht nur gut und erfolgreich; sie spielen auch irgendwie schön und irgendwie richtig emanzipatorisch.“

       

      Ich habe die WM 1990 als 18jähriger miterlebt und kann diesem Zitat voll zustimmen!

  • Ja, Patriotismus ist schon was schlimmes. Und diese ganzen Fahnen an den Autos, das ist wirklich furchtbar. Und jetzt sind ausgerechnet wir auch noch Weltmeister. Ich schäme mich wirklich dafür, dass wir, die Allein-Schuldigen am Elend der ganzen Welt, uns jetzt auch noch die imperialistische Fußball-Krone aufsetzen.

     

    Das ist natürlich Quatsch! Und zwar totaler Quatsch! Deutschland ist Fußball-Weltmeister! Wie geil ist das denn!

    • @Alexander Geilhaupt:

      Nun ja, jedem das seine. Es gibt heterosexuell, homosexuell, bisexuell, Lack-Fetisch, SM, Auto-Fetischisten und eben auch Fussball-sexuell. Wenn Sie das geil macht, tun Sie sich keinen Zwang an. Aber erzählen Sie uns nichts über Patriotismus und Fussball, das turnt intelligente Menschen ab...

  • Nach dem Finale habe ich aber auch gedacht: Das ist Deutschland 2014: Eingeborene und Zugezogene, vereint durch Leistungsstreberei und kollektive Disziplin. Multi-Kulti-Neoliberal, wenn man so will....;-)

  • "Dieser Rest der Welt aber hatte für diese Deutschen nichts übrig." das stimmt so nicht, der 'Rest der Welt' istn bisschen größer als die paar, die Sie meinen.

    "ber es war ein hässliches Spiel, "

    Was, da sind sich die meisten einig, vorrangig an Argentinien lag.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Was für ein Geschwurbel, es ist bloß Fußball Dummy!

    • @738 (Profil gelöscht):

      Dumm ist eher, die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs zu unterschätzen.

      • 7G
        738 (Profil gelöscht)
        @vulkansturm:

        Ja genau, jetzt wird nämlich alles gut in Brasilien - vor allem wegen der gesellschaftlichen Bedeutung von Fußball.

  • Toller Artikel! Ich finde auch diese Mannschaft ist nicht nur wunderbar gelebtes Multikulti sondern präsentierte auch ein anderes Modell von Männlichkeit. Nicht nur die schönen Szenen nach dem Spiel gegen Brasilien, auch die Szenen nach dem Gewinn des Finalspiels waren wunderschön, sowohl was den liebevollen und verspielten Umgang der Männer untereinander angeht, auch was die wunderbare Einbeziehung der Kinder und Ehefrauen betrifft.

  • Ich seh das anders. Für den neutralen Zuschauer war das Finale nicht so begeisternd. Die Tore fehlten. Wieder so ein 0:0, das in der Verlängerung mit einem Tor entschieden wurde. Deutschland hat die Nachfolge von Spanien angetreten - das ist Fakt - aber um die Sympathien der Welt zu erobern, fehlte noch was. Ein schönes Spiel.

    • @Sinan A.:

      Ehrlich gesagt - mir hat das eine entscheidende Tor gereicht, als Krönung eines weltmeisterlichen fantastischen Spiels. Argentinien ist als Finalgegner ein nahezu ebenbürtiger höchstklassiger Partner. Das Spiel war spannend wie selten eines zuvor - eben das zähe Ringen zweier Fußballgegner um die weltweit höchste Auszeichnung in dieser Sportart.

       

      Dass das kein torrsegenspendender Spaziergang werden würde, war wohl jedem klar - ein Finale eben, in dem die beiden weltbesten Mannschaften um den Titel der einen besten Mannschaft der Welt kämpften.

    • @Sinan A.:

      Manchmal liegt es dann aber auch daran, ob man sich am Fußball als ganzem Sport erfreuen kann, oder nur an Toren. Das Spiel war, vor allem seine erste Halbzeit, absolut hochklassig und für jeden echten(!) Fußballbegeisterten eine taktisch-spielerische Augenweide. Das sage ich als WM-Kritiker.

  • Bravo! Sehr hellsichtiger Artikel. Entspricht genau meinem Empfinden.

     

    Mal sehen, ob wir damit etwas anfangen können....

     

    Wäre schön.

  • (Eine Parabel. Finde den Löw)

     

    "Höher stets und höher steigt,

    bis man vor Erstaunen schweigt."

    (W.Busch)

    http://gutenberg.spiegel.de/buch/4123/1

  • Ein gutes Stück Journalismus. Die WM interessierte mich nicht, sie nervte mich. Ihr Kommentar gab mir eine neue Sicht der Dinge und eigentlich kann ein guter Kommentar kaum mehr erreichen, oder? Danke dafür, Herr Yücel!

  • „Deutschland wurde Weltmeister, weil es sich modernisiert hat.“ Die Kampfdrohnen sind schon bestellt. Und auch Gauck fordert nur mehr Verantwortung in der Welt...„Weil dieses Land ein anderes, ein besseres ist.“ Das ist Umschaltspiel vom Feinsten. Das sind die Worte, nach denen Tom Bartels vergeblich gesucht hat. Endlich daheim, Deniz?

  • Schön geschrieben! Wenn Löw sagt, dass die deutschen Tugenden allein nicht mehr reichen, dann sagt er ja überhaupt nichts Neues. Um einen WM-Titel zu holen brauchte man doch schon immer ein eingeschworenes, zielorientiertes Team mit Disziplin, Mut, Kampfkraft, Einfallsreichtum, Sicherheit, Nervenstärke und sehr viel Fußballverstand, ergänzt durch Leichtigkeit, Eleganz, einer Prise Genialität und einem großen Löffel Glück. Diese Mischung ist diesmal wieder geglückt und das war eben kein Zufall, weil alle am gleichen Strang gezogen haben. Insgesamt auch ein Lehrstück für die ganze Gesellschaft.

  • Wenn auch in dieser Schärfe vielleicht überzogen, so stimmt es schon, dass diesem WM Titel etwas unzweifelhaft Leichtes und Schönes anhaftet, weil er von einer Mannschaft herausgespielt wurde, die das ganze Polit-Brimbaborium mied und einfach berauschenden Fußball spielte, während ich zur selben Zeit unter den Zuschauern meines Stamm-Biergartens eine erstaunliche, echte und unverkrampfte gute Laune feststellen konnte, nebst einer großen Portion an Mitgefühl für die Brasilianer - und ja sogar für die Argentinier.

     

    Es ist schon richtig, 90 war es lang nicht so schön!

  • Die deutsche Fußball-Naionalelf ist wie Bayern München .... aber ohne "Mia soan Mia". Und die Besten sind die miMiHis. Beim FC Bayern auch wenn sie aus Deutschland stammen.

  • "Die deutschen Erfolge bei Fußballweltmeisterschaften waren immer Ereignisse, in denen sich gesellschaftliche Entwicklungen ausdrückten. Sie waren Symbole...wer kann das schon so genau sagen? ...1990 schließlich die Wiedervereinigung".

     

    "Und 2014?"

     

    Es ist ein Symbol der Paradigmawechsels in Richtung Menscghenrechte, Sozial- und Asylpolitik!

     

    Was ist eine Besonderheit unserer Nationalmannschaft, die im Zeitvergleich sie einzigartig macht?

     

    Viele Führungsspieler haben Migrationhintergrund, selbst der beste Stürmer aller Weltmeisterschaften - nach Toren gemessen – Miro Klose.

     

    Sie haben alles gegeben, damit unser Land feiern und glücklich sein kann. Auch die Fans auf die Berliner Meile haben alles gegeben, um unsere Mannschaft zu unterstützen. Wir haben 24 Jahre auf den Titel gewartet.

     

    Jetzt sind aber unsere Politiker gefragt, alles zu geben, damit unser Glück lange anhält.

     

    Unsere Politiker können und sollten, zumindest für ein Jahr, in der Bundesrepublik:

    - Zwangsräumungen verbieten!

    - Keine Entlassungen in Unternehmen dulden!

    - Keine Sanktionen gegen arbeitslose Menschen zulassen!

    - Keine Abschiebungen von Flüchtlingen zulassen!

    - Obdachlosigkeit zukünftig, aber auch rückwirkend verbieten,

    - Polizeigewalt äquivalent bestrafen!

    - Pressefreiheit 100%ig jederzeit gewährleisten,

    - Kinder und Menschen mit Behinderungen immer schützen und niemals diskriminieren oder verletzen!

    - Rechtsextremismus und soziale sowie jegliche Diskriminierung verbieten!

    - Behördenwillkür stoppen!

    - Keine Gesetze erlassen, die Menschenleben kosten, nur um Geld zu sparen!

     

    Last uns gemeinsam Weltmeister werden, als ein Land, wo Menschenrechte am höchsten in der Welt geschätzt und gelebt werden!

    • @Stefan Mustermann:

      Das deutsch geschriebene Wort "verboten!" ist mir in französischen Medien oft in Karikaturen über Deutschland aufgefallen. Ihre Liste ist eine Karikatur und ist ein Kronzeuge zur Bestätigung antideutscher Ressentiments unserer Nachbarn. Zum Glück sind nicht alle Deutschen so, wie Ihr Beitrag suggeriert.

    • @Stefan Mustermann:

      Oh je,

      Zwangsräumungen verbieten? Aus Angst vor Mietnomaden würde niemand mehr eine Wohnung vermieten!

      Keine Entlassungen mehr?

      Toll, dann muss auch keiner mehr arbeiten.

      Obdachlosigkeit verbieten? Meinen Sie, die Obdachlosen wären damit einverstanden???

      • @vulkansturm:

        "Toll, dann muss auch keiner mehr arbeiten."

         

        Sie gehen also aus Angst entlassen zu werden, zur Arbeit. Naja, jeder hat ne andere Motivation.

    • @Stefan Mustermann:

      Wäre da noch:keine Schlachthäuser,keine

      Gefängnisse,keine Kriege mittragen.