piwik no script img

Kommentar Warhol-Versteigerung121 Millionen Euro erzielt

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die NRW-eigene Aachener Spielbank hat sich saniert und zwei Werke des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol gewinnbringend versteigert. Gut so.

Um diese Bilder geht es. Schön, oder? Bild: dpa

D ie zwei Warhol-Werke aus der landeseigenen Spielbank in Aachen sind weg. In der Nacht zum Donnerstag hat das Auktionshaus Christie’s sie für umgerechnet 121 Millionen Euro versteigert. Die Bieter blieben zunächst unbekannt. Die Kunstwerke werden künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die neuen Eigentümer werden die Siebdrucke an ein Museum ausleihen, teilte das Auktionshaus mit.

Jetzt wird die kulturpolitische Debatte um die Versteigerung von „Triple Elvis“ und „Four Marlons“ hoffentlich verstummen. Wenn es um den Verkauf von Krankenhäusern, Wasserwerken oder Wohnungen geht, redet sich die Kulturschickeria nicht so in Rage wie in diesem Fall. Von Werteverfall ist die Rede, von Zäsur, von dem Tabubruch „nationales Kulturgut“ zu Sanierungszwecken zu verkaufen. „Unanständig“ nennt die Kulturstaatsministerin der Bundesregierung Monika Grütters (CDU) den Verkauf der Warhol-Bilder. Der rot-grünen Landesregierung wird vorgeworfen, sie habe der stillschweigenden Vereinbarung in Deutschland aufgekündigt, dass Kulturgüter aus Staatsbesitz nicht verkauft werden dürfen.

Die Debatte ist absurd. Bei den beiden Warhols handelt es sich um Kunstwerke, die seit Jahren weggeschlossen und vorher nur für Zocker zu sehen waren, die sich eher für Roulette und Black Jack interessierten. Jetzt werden sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Es war völlig richtig, sie zu versteigern und so einen maximalen Preis zu erreichen. Es gibt keinen Grund für den Staat, intakte Kunstwerke zu behalten, die auf Dauer niemand anschauen kann. Und deshalb sollte die Landesregierung in allen Kellern und Kabuffs fahnden lassen, was dort an Kunstschätzen schlummert und: verkaufen, wofür es in einem öffentlichen Raum keinen Platz gibt. Der Rechtsnachfolger der abgestürzten ehemaligen Landesbank West LB, die NRW.Bank und andere Unternehmen haben sicher noch einige alte Schätzchen gebunkert.

Eines an dem Verkauf der Warhols ist allerdings vielmehr zu kritisieren: Dass der Erlös aus der Versteigerung in die Sanierung der Aachener Spielbank und den Neubau eines Kasinos in Köln fließt. Das Land NRW sollte überhaupt kein Kasino betreiben, erst recht keins, das Verluste macht. Das Geld aus den Verkäufen muss für Sinnvolleres ausgegeben werden: Stipendien für Künstler, vernünftigen Kulturunterricht in Schulen oder regelmäßige eintrittsfreie Tage in Museen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Jessas, ich begreife das auch nicht.

     

    Kann man sich von den Dingern nicht einen hochaufgelösten Scan kaufen?

    Einfach für 20 Euro ausdrucken und an die Wand kleben. Keiner sieht den Unterschied.

     

    Kunst die eine räumliche Struktur hat kann man auch nachbilden.

    Was man vermisst, wenn Leonardos David nur als Replik vor einem steht ist doch ohnehin nur eingebildet.

  • Leider (wieder) mal ein Detail vergessen. Nicht der ganze ERlös geht nach NRW sondern nur 80 Mio plus 50 % der darüber liegenden Millionen.

    War ein Deal mit Christies, da man sich als Land nicht sicher war was rauskommt. Zu doof unser Staat! Sich vorher "ein Bild zu machen" und lieber auf Millionen verzichtet.

    Was kann unser Staat eigentlich richtig?

    Ganz bestimmt: Schulden machen und Chancen ungenutzt lassen.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Nein, das ist eine völlig falsche Einschätzung! Es gibt sehr wohl Widerstand gegen die Privatisierung von Strukturen wie Krankenhäusern oder dergl. - nur wird das schlicht und einfach von den Politikern ignoriert. Solche Kunstwerke im Kabuff zu verstecken - genau das geht andereseits auch nicht. Warum werden diese Werke nicht geeigneten Museen zur Verfügung gestellt und so der Allgemeinheit? Schlußendlich sind sie ein Gut der BürgerInnen NRW's... In ganz groben und sehr gut begründeten Ausnahmen könnte man darüber nachdenken sie zum Wohle der Allgemeinheit zu verkaufen - aber unter demokratischem Procedere und zum Nutzen der Bevölkerung, nicht zum Sanieren einer elitären Spielwiese. Da ist es allerdings richtig, dass das Land NRW (oder andere) überhaupt keine Spielkasinos betreiben dürften, zumindest wenn sie sich nicht lohnen. Verkauft diese Spielhöllen !!