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Kommentar Wahlpersonal der AfDMehr als rechte Einzelfälle

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Die AfD gibt sich als Partei aufrechter Konservativer. Das ist bloßer Schein. Je genauer man hinschaut, desto unappetitlicher wird sie.

Total blau: Wahlkampf der AfD in Thüringen Bild: dpa

J a, es darf auch für AfDler eine zweite Chance geben. Wer sich vor zwanzig Jahren mal bei den „Republikanern“ tummelte und danach untadelig bei der FDP betätigte, der kann auch heute bei der rechtskonservativen Neupartei anheuern. Wer Ersteres aber tat und sich bis jetzt so äußert, als sei er noch bei den Reps, der hat seine zweite Chance schnell verspielt.

Es ist nicht nur diese Vita von Andreas Galau, heute aussichtsreicher AfD-Landtagskandidat in Brandenburg, welche die Partei ins Gerede bringt. Kurz vor der Wahl hat die AfD wieder die Debatte an der Hacke, die sie so gern von sich weist: Wie rechts ist diese Partei eigentlich?

Die AfD hat es sich selbst eingebrockt. Zwar verteidigt sich die Partei mit „Einzelfällen“, die geprüft und unbegründet seien. Wenn diese Einzelfälle in Brandenburg aber die Hälfte der acht Spitzenkandidaten ausmachen, dann verfängt diese Abwehr nicht mehr. Und diese Leute sind keine Außenseiter, sondern mehrheitlich gewählt. Noch weniger hält die Argumentation, wenn die AfD-Vorderen selbst mit derben Sprüchen über Asylbewerber oder „kriminelle Ausländer“ solches Personal erst anlocken.

Mit diesem Kurs gerät das selbst postulierte Bild der aufrechten Konservativen schnell ins Bröseln. Genau so nämlich wird die AfD zum Reservoir der Deutschtümler und Sarrazin-Claqueure, der Islam- und Homosexuellen-Verächter. Und tatsächlich ist der Eindruck bisher: Je näher man in die Niederungen dieser Partei schaut, je weiter man sich durch die Äußerungen ihrer Mitstreiter im Internet scrollt, desto unappetitlicher wird es.

Aus dem Erbe einer liberalen FDP, das die AfD gerne mitantreten will, wird so nichts. Hält die Partei diesen Kurs, könnte eintreten, was kaum zu erwarten war: dass man der siechen FDP, zumindest ihrem aufgeklärten Liberalismus, noch mal nachtrauert.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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14 Kommentare

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  • Was ist auszusetzen an : "Besseres Europa statt mehr Europa" ? Hätten wir ein besseres Europa, dann wäre Armutsmigration kein Thema ! Und wollen Sie die Türkei, so wie sie sich im Moment aufführt etwa in der EU haben ? Ich nicht ! Und eigentlich sollte sowieso jeder -laut den Verträgen von Maastricht- für seine Schulden aufkommen ! Also, keine besonders komische Forderung, oder ? Ich habe nie wählen können, ob ich Deutscher bleiben will oder Europäer werde, denn das wären wir in einem europäischen Zentralstaat ! Nein, danke, ich mag mein Land, meine Kultur ! Immerhin haben wir mit der AfD eine Partei, die dafür sorgt, dass sich die korrupten Altparteien mal wieder um das Volk kümmern ! Wenn auch nicht aus Überzeugung, sondern nur aus Angst vor Verlust der Wählerstimmen an die AfD, aber immerhin !

  • Diese AfD ist brandgefährlich: Schaut euch an, was da an extremem Rechtspopulismus im Programm steht:

     

    "Kriminelle Ausländer, die sich nicht an unsere

    Rechtsordnung halten, sollen schnell und

    konsequent ausgewiesen werden."

     

    "In Europa darf es

    keine Armutsmigration geben."

     

    "Das Asylrecht darf nicht zur Zuwanderung in

    unsere Sozialsysteme missbraucht werden."

     

    "Wir wollen ... keinen

    europäischen Zentralstaat. Nationen und Regionen

    gehören zur Identität Europas und müssen in einem

    Europa der Zukunft ihren festen Platz haben.

    Wir lehnen es ab, unser Grundgesetz gegen eine

    EU-Verfassung einzutauschen."

     

    "Besseres Europa statt mehr Europa"

     

    "Wir lehnen Eurobonds und die Vergemeinschaftung

    von Schulden in Europa entschieden ab. Jeder

    ist für seine Schulden selbst verantwortlich."

     

    "Wir wollen, dass Kompetenzen von der EU auf

    die Mitgliedstaaten zurückübertragen werden."

     

    "Kein Türkei-Beitritt"

     

    "Die Abschaffung

    des Religionsunterrichts in anderen Ländern

    ist ein verhängnisvoller Irrweg. Unsere Schulen

    dürfen nicht nur Wissen transportieren, sondern

    sie müssen auch Werteerziehung vermitteln. Wir

    stehen für Bildung auf Grundlage unserer christlich-abendländischen Wertetradition, für Kruzifi xe

    in den Klassenzimmern und für Religionsunterricht

    durch Geistliche und Ordensleute in ihrem Habit."

     

    "Die generelle doppelte Staatsbürgerschaft

    und die Pläne anderer Parteien für

    einen Doppelpass lehnen wir ab."

     

    Komplett nachzulesen hier: http://www.csu.de/common/csu/content/csu/hauptnavigation/bayernplan_2013-07-16.pdf

    • @Liberaler2014:

      Gratuliere!

       

      Sie haben doch tatsächlich einige Aspekte herausgefunden, warum eine rechtskonservative (nicht: rechtspopulistische) Partei wie die CSU in der politischen Linken nicht besonders viele Sympathien genießt ...

       

      ... und vielleicht finden Sie als nächstes sogar heraus, warum ernstzunehmende Linke nicht so sonderlich viel für die derzeit erfolgreichste deutsche Tages"zeitung" übrig haben?

       

      Ich weiss, ich weiss, es ist verzwickt - aber man wächst schließlich an seinen Aufgaben! Nur Mut!

  • Die Haltung einiger ostdeutscher AfD-Politiker zum Thema Gleichstellung ist problematisch. Im Westen und in Berlin ist die Stimmung anders. Die AfD hat inzwischen einen offiziellen Arbeitskreis (BIG) für Homosexuelle. Die Leitlinien der AfD stehen im übrigen für eine volle Rechtsstaatlichkeit auch in dieser Frage. Das bedeutet: Der Forderung unserer Verfassungsrichter nach einer Gleichstellung beider Rechtsinstitute (Ehe und Eingetragene Partnerschaft) ist Folge zu leisten. Auch das Adoptionsrecht wurde inzwischen erweitert. Die AfD respektiert das, sie respektiert aber auch die Meinung konservativer Mitglieder, die das z.B. aus religiösen Gründen ablehnen. Der Staat hat allerdings die Forderungen nach Gleichstellung umzusetzen. Die Ablehnung ist reine Privatsache.

  • Wer so weit linksaußen steht wie die TAZ-"Redakteure", für den ist zwangsläufig jeder rechts ;)

  • Nun, unappetitlich geht es auch in anderen Parteien zu. Sarrazin gehört schließlich der SPD an. Und die CSU ist sich auch nie zu schade, um mit Ausländerhetze auf Stimmenfang zu gehen.

    Die Anziehungskraft der AfD dürfte wo anders liegen, nämlich im Empfinden vieler Menschen, von den etablierten Parteien nicht ernst genommen zu werden.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Mehr als rechte Einzelfälle"

     

    Im Kreislauf des Faschismus, der nun im "freiheitlichen" Wettbewerb funktioniert, ist alles unappetitlich - der geistige Stillstand, die systemrational-gebildete Suppenkaspermentalität, der Konsum- und ProfitAUTISMUS, der konfusionierende Kommunikationsmüll, usw.!

  • "Je genauer man hinschaut, desto unappetitlicher wird sie."

     

    Leider wird das in Sachen Wählerzulauf immer unerheblicher, werden die Wähler selbst auch immer unappetitlicher.

    Da wird die Union ne Menge Arbeit haben, diesen Rechtsausleger wieder einzufangen (falls sie das überhaupt will) denn gewählt wird die Afd v.a. von Systemverlierern und Leuten die Angst um ihr Geld haben. Und davon gibts immer mehr.

  • 5G
    577 (Profil gelöscht)

    Und tschüss!

    So, das war´s! Ich, der ich nie davor auch nur CDU gewählt habe und die letzten zwei BTW "Die Linke" gewählt habe, sehe es nicht mehr ein, mich und meine Parteikollegen als "Rechts" beschimpfen zu lassen!

    Die Taz kann zukünftig auf mich als Leser verzichten, auch wenn ich "TomTouché" echt vermissen werde.

    Ach ja, löscht doch auch bitte meinen Account "Visionäres Bengali"

    • @577 (Profil gelöscht):

      Schade - ich hätte es ja spannender gefunden, wenn Sie zu dieser Kritik an der AfD inhaltlich Stellung bezogen hätten, anstatt einen auf beleidigte Leberwurst zu machen ... So gewinne ich bei Ihnen den Eindruck: Kann nicht sein, was nicht sein darf - also lieber angepisst den Kopf in den Sand.

       

      Was genau gibt Ihnen die AfD, dass Sie dafür bereit sind, Ihre Wahrnehmung von der AfD-Realität so massiv zu verbiegen?

       

      "Ich bin seit fast einem Jahr in der AfD und habe noch keinen Rechten dort kennengelernt!"

       

      (VisionäresBengali am 2. Mai auf taz.de)

    • @577 (Profil gelöscht):

      Naja, also diese Spezie von Wähler, die zuvor „Linke“ gewählt haben und dann (wie bei der BTW ´13 in großer Zahl lt. Wanderungsanalyse geschehen) zur AfD gehen, verdient genauere Analyse. Sicher mögen hier einige von sozialen Abstiegsängsten sich bedroht fühlende und/oder real davon betroffene dabei sein.

       

      Genau die haben allerdings von der AfD mit ihrer (zum Teil versteckt gehaltenen) marktradikalen Wirtschaftsideologe letztlich überhaupt nichts zu erwarten. Da frage ich mich immer, was für einen Anspruch an Politik haben solche Wähler überhaupt noch? Hier geht’s bei der Wahlentscheidung in erster Linie nur um blanken Protest. „Hauptsache ich wähle eine Truppe, die GEGEN was ist.“ Auch das ist selbstverständlich legitim, nur muss sich jeder, der mal „Linke“ gewählt hat klar machen, wen er mit seinem Kreuz bei AfD in die Parlamente schickt: Blanker Wohlstandschauvinismus, der sich zwar vordergründig „nach außen“ richtet (das ist schon schlimm genug!), also : Anti-EU, Anti-Griechen-Hetze, Ausländer/Flüchtlinge werden pauschal mit Kriminellen gleichgesetzt etc. Prinzip: Immer nach unten treten!

       

      Hinter der Fassade der Wohlanständigkeit der meist alten (oder besser geistig rückwärtsgewandten) und verbitterten AfD-Funktionäre und Unterstützer tritt aber die pure Verachtung gegenüber sozial schlechter gestellten Gruppen auch im eigenen Lande hervor (wie Hartz-4´lern), die pauschal als Sozialschmarotzer denunziert werden. Daher sollte sich jeder aus diesem vormals zur „Linken“ orientierten Wählermilieu fragen ob es Sinn macht, sich seine „Schlächter“ auch noch durch die eigene Stimme selbst auszusuchen.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Daniel L:

        Nein, es geht nicht um "Protest". Das wäre schön. Es geht, und das ist viel übler, um Bildung: diese Menschen sind schlichtweg zu ungebildet, Wahlprogramme nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen.

         

        Sie lassen sich von einem subjektiven Gefühl leiten. Ihnen geht's nicht besonders gut in der Gesellschaft. Wer dafür die vermeintlich beste schnellste Lösung bietet, wird gewählt.

         

        Dass die Linke es aber mit menschenfreundlichen, die AfD mit -verachtenden Positionen versuchen würde, spielt für diese Wähler keine Rolle.

    • @577 (Profil gelöscht):

      Oh nein! Der Artikel muss sofort zurückgezogen werden, egal was drin steht! Visionäresbengali liest die TAZ nicht mehr! Das ist das Ende...

      • @Mio Müsli:

        Schlimmer noch, wir werden sogar auf seine/ihre Kommentare verzichten müssen.