Kommentar Vollzeitarbeit: Gemütlich Richtung Schwarz-Rot
Der Teilzeitjob entwickelt sich oft zur Falle, ein Rückkehrrecht zur Vollzeit ist nicht so leicht durchzusetzen. Daran versucht sich nun die CDU.
I m Moment findet ein Wettlauf um wahlkampfträchtige Themen statt. Nachdem die Union bei Mindestlohn und Mindestrente mehrfach signalisierte, dass sie doch irgendwie dasselbe wie die SPD, nur ein bisschen anders wolle, plant sie das gleiche Manöver gegenüber den Eltern: ArbeitnehmerInnen, die eine Weile Teilzeit gearbeitet haben, sollen das Recht bekommen, wieder auf eine Vollzeitstelle zurückzukehren.
Das ist populär, weil insbesondere viele Mütter gern mehr arbeiten würden – dies aber vom Arbeitgeber verweigert wird. Der Teilzeitjob entwickelt sich deshalb oft zur Falle.
Dieses Rückkehrrecht ist aber nicht so leicht durchzusetzen. ArbeitgeberInnen argumentieren, dass sie nicht beliebig auf Arbeitszeitwünsche ihrer MitarbeiterInnen reagieren könnten. Die CDU-Ministerinnen wollen diesem Risiko begegnen, indem sie eine Vereinbarung über eine zeitlich genau geplante Rückkehr auf die Vollzeitstelle einführen möchten – ganz ähnlich wie die SPD. Das wäre für Eltern, die natürlich schwer langfristig planen können, nicht perfekt, aber ein annehmbarer Kompromiss.
ist Inlandsredakteurin der taz.
Dass die Union damit ein Wahlkampfthema abräumen will, zeigt sich etwa daran, dass Arbeitsministerin von der Leyen noch vor Kurzem diesen Rechtsanspruch auf Rückkehr abgelehnt hat. Dabei belässt die Union es bei der Ankündigung für die nächste Legislaturperiode. Kein Wunder: In der FDP ist diese Regulierung kaum durchzusetzen.
Was bedeutet das? Die Union erzeugt gerade das Gefühl, dass Schwarz-Rot nach der Wahl doch sehr gemütlich werden könnte. Ihr bisheriges Herumgeeiere bei Mindestlohn und Mindestrente zeigt aber: Es wird nicht gemütlich, es wird unergiebig und äußerst zäh. Die Vollzeitrückkehr wird da nur ein weiterer Streitpunkt sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist