Kommentar Volksinitiative "Schule in Freiheit": Mehr Freiheit hilft nicht allen

Die Forderungen der Volksinitiative klingen zunächst schlüssig. Doch der Geforderte Wettbewerb birgt auch eine Gefahr.

Kein Wunder, dass über 27.000 Berlinerinnen und Berliner für die "Schule in Freiheit" unterschrieben haben. Die Forderungen der Volksinitiative klingen zunächst schlüssig. Würden Privatschulen komplett öffentlich finanziert, müssten sie kein Schulgeld mehr erheben. Dann gäbe es mehr Chancengleichheit: Auch arme Eltern könnten sich aussuchen, ob sie ihre Kinder auf die Waldorfschule oder die staatliche Schule um die Ecke schicken wollen.

Die Forderung, den staatlichen Schulen mehr Freiheiten bei Inhalten, bei der Auswahl der Lehrkräfte und beim Budget zu lassen, hat ebenfalls Charme. Tatsächlich ist der Spielraum der staatlichen Schulen, um ein eigenes Profil zu entwickeln, bislang ziemlich klein. Auch deshalb ziehen sie im Vergleich zu den Privaten oft den Kürzeren. Ein bisschen Wettbewerbsfreiheit würde nicht schaden.

Doch genau dieser Wettbewerb birgt auch eine Gefahr. Die Ideen der Initiative setzen ganz auf eigenverantwortliches Handeln, auf das Engagement von Eltern, Lehrern und Schulleitern. Wo all das vorhanden ist, könnten sich stärker als heute eigene Modelle entwickeln, Lehrer sich verwirklichen und Schüler begeistert werden. Was aber, wenn das Engagement fehlt?

Ein Teil der bildungsbewussten Eltern schickt seine Kinder bereits jetzt auf Privatschulen. Würden die freien Schulen den staatlichen komplett gleichgestellt, würde sich dieser Trend verstärken. Staatliche Schulen hätten dann viel schneller das Stigma der Restschule weg. Die soziale Entmischung würde sich verschärfen. Das kann keiner wollen.

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Teamleiterin Gesellschaft in der wochentaz. Seit 2007 fest bei der taz, zunächst im Berlin-Teil, dann in der Wochenend-Redaktion. Schwerpunkte: Soziales und Reportage.

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