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Die SPD selbst ist ein Fossil.
Die Partei der Konterrevolution, Mitläufer und Geschichtsklitterer braucht eine neue, retrospektive Erzählung um ihre Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen.
Die gezeichnete Perspektive ist optimistisch. Es gibt leider kein Fundament dafür.
Hier ist die neue Erzählung, grade noch rechtzeitig zum Jubiläum der "Revolution".
Die SPD, größte Partei zur Reichsgründung, war seit je her in deutschen Parlamenten aktiv. Bereits etabliert zum Ende des 19. Ja, fürchtete man nach dem gescheiterten Kolonialismus und der Revolution um seine Privilegien. So biederte man sich den Revolutionären an, um sie anschließend zu beschießen.
Die Konterrevolution der konstitutionalisierten Oligarchie blieb siegreich, feudale Privilegien erhalten.
Die stärkste Partei der Weimarer Republik war entsprechend die SPD.
Als Partei der Arbeiter, der Massen, blieb auch die SPD von der nationalistischen Dynamik nicht verschont. Aufrechte Sozialisten, heute angeblich Ikonen der Sozialdemokratie, verließen - mal wieder - die Partei Richtung KPD.
Die beleidigte, alte Dame übergab die Kanzlerschaft bereitwillig an Adolf Hitler.
Nach der Neugründung in der Bundesrepublik stehen die großen Namen der SPD für Berufs- und Publikationsverbote gegen Kommunisten (Willy Brandt), die Wiederbewaffnung der Bundeswehr und die Verankerung in der NATO (Helmut Schmidt), ihren ersten Auslandseinsatz seit dem zweiten Weltkrieg und Hartz4 (beides Gerhard Schröder).
Seitdem gab's so viele 'Führungspersonen' bei der SPD wie HSV-Trainer, naja fast.
Das Problem ist eigentlich der sportliche Ehrgeiz mit dem sich die SPDLER an Diäten und Pensionen klammern.
Ego und Hybris im Zentrum der Macht sind dunkle Vorzeichen...
Wenn man das dann mal aufarbeitet, klappt's vielleicht auch mit der Zukunftsperspektive.
Happy new year
"Aber die Fragen der postfossilen Wirtschaft sind haargenau die gleichen, die die Sozialdemokraten schon ihre ganze, lange Geschichte begleiten. Was bedeutet gute Arbeit? Wie kann die Teilhabe von Belegschaften an Unternehmensentscheidungen organisiert werden? Wie lässt sich Wohlstand gerecht verteilen?"
Von welchen Sozialdemokraten träumt die Autorin hier? Das sind schon sehr lange nicht mehr Themen der SPD - leider. DIESE Sozialdemokraten sind leider nicht postfossil, sondern nur fossil.
Hallo Frau Holdinghausen,
schauen Sie sich doch bitte demnächst einmal den WorldEnergieOutlook 2018 (WEO 2018) der Internationalen Energieagentur an. Wurde unter anderem im BMWI am 16.11.2018 präsentiert.
Aber Vorsicht, es könnte den Glauben an die "Versöhnung von Ökologie und Ökonomie" erschüttern und desillusionierend wirken. Vielleicht wurden die Zahlen der IEA bereits von Ihren taz Kolleginnen und Kollegen zur Kenntnis genommen, aber es konnte sich noch niemand darum kümmern? Oder politisch so einordnen, dass man nach den vielen positive Texten zur "grünen", "nachhaltigen", klimaneutralen", "klimafreundlichen", "ökologischen"... Wachstumspropaganda das Gesicht nicht verliert?
Ein gutes neues Jahr 2019!
...Umweltpolitik?
Genau, was für eine Chance für die SPD, sich neu zu erfinden.
Die "Boah-was-für-ein-Move"-Partei interessiert sich doch schon lange nicht mehr so richtig für Umweltthemen, die will doch nur noch regieren, das Gefühl der Macht spüren.
Ich hab mal in der Nachtschicht (schwere, körperliche Arbeit) mit einer alleinerziehenden Mutter gearbeitet, die bei einem Verdienst von etwa 1.200 netto sich gerade ein Auto für 1.000 € leisten konnte.
Welcher Teil der "neuen Erzählung" der Sozialdemokraten beschert der Frau das neue Elektroauto? Oder einen besseren Job?
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Kommentar Umweltpolitik: Her mit der neuen Erzählung!
Die Umfragewerte der SPD sind im Keller. Eigentlich eine gute Gelegenheit, in Sachen Umwelt auf postfossile Energien umzustellen.
Du, hömma: Svenja Schulze versucht, den EU-Umweltkommissar Miguel Canete zu bearbeiten Foto: dpa
16.100, 5.400, 14 – welche Zahl passt nicht in diese Reihe? Gemeine Frage, so richtig haben sie nichts miteinander zu tun, aber irgendwie doch. 16.100 Ladepunkte für Elektroautos gibt es nämlich in Deutschland, ein deutlicher Zuwachs. 5.400 Kilometer Schienenstrecke hat die Bahn in den vergangenen 25 Jahren stillgelegt. Und bei 14 Prozent ist die SPD inzwischen in Wahlumfragen angekommen.
14 Prozent, da könnten die Sozialdemokraten doch mal anfangen, kreativ zu brainstormen. Und dabei auf die Idee kommen: Wir, die stolze Partei der Arbeiter in der fossilen Industrie – in den Auto-, Kohle-, Chemiekonzernen –, brauchen nun, am Ende des fossilen Zeitalters, eine neue Erzählung. Eine postfossile quasi. Denn zwar werden angesichts der wachsenden Weltbevölkerung, des Zuges der Menschen in die Städte und des Klimawandels fossile Rohstoffe wie Öl und Kohle schneller verschwinden als gedacht. Autos mit Verbrennungsmotoren oder Kohlekraftwerke sind schneller Schnee von gestern, als die Bundesregierung „Ausstiegsdatum“ buchstabieren kann.
Aber die Fragen der postfossilen Wirtschaft sind haargenau die gleichen, die die Sozialdemokraten schon ihre ganze, lange Geschichte begleiten. Was bedeutet gute Arbeit? Wie kann die Teilhabe von Belegschaften an Unternehmensentscheidungen organisiert werden? Wie lässt sich Wohlstand gerecht verteilen? Wie können Menschen mit geringer Qualifizierung teilhaben an der hohen Wertschöpfung in High-Tech-Firmen? Allerdings, und hier kommt der Zahlensalat vom Anfang ins Spiel: Die beschriebenen Megatrends Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Klimawandel erfordern neue Technologien und Konzepte.
Erneuerbare Energien und Rohstoffe in der Industrie, weniger Tierhaltung und Tierfutterproduktion in der Landwirtschaft, ein nachhaltiger Konsum durch lange Nutzung und Mehrweg. Mehr Bahn, mehr Fahrrad, weniger Auto. Die SPD müsste sich nur das Verkehrs- und das Landwirtschaftsministerium schnappen und nachhaltige Politik für die Zukunft machen. Und schon könnte man wieder mit ihr rechnen.
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Kommentar von
Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.
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