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Kommentar Ugandas HomogesetzBlödsinn als Akt des Widerstands

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Privates Verhalten wird Straftatbestand. Für viele Ugander ist das neue Anti-Homosexuellen-Gesetz eine Gefahr – denn Denunziation kann sich lohnen.

Proteste gegen das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Nairobi. Bild: dpa

I n derselben Ausgabe, in der Ugandas Regierungszeitung New Vision am Wochenende die Begründung von Präsident Yoweri Museveni für seine bevorstehende Unterzeichnung des Anti-Homosexuellen-Gesetzes veröffentlichte, brachte das Blatt eine investigative Reportage über Korruption in der Polizei.

Die neuen Gesetze gegen Alkohol am Steuer führten zu verbreiteter Erpressung durch korrupte Polizisten, hieß es. Wenn jetzt in Uganda sogar das Nichtanzeigen des Gutheißens von Homosexualität strafbar wird – welche Möglichkeiten eröffnet das wohl für Korruption und Willkür?

Das neue Gesetz in Uganda ist eine Gefahr für viele Ugander, nicht bloß wegen seines Wortlauts, sondern wegen des Fehlens von Rechtsstaatlichkeit. Es macht das private Verhalten der Bürger zum Straftatbestand und ermöglicht damit vielfältige Denunziation in einer Gesellschaft, in der viele Menschen ohnehin zu jedem Mittel greifen müssen, um zu überleben. Dies sollte Gegenstand von auswärtiger Kritik sein. Alles andere spielt Museveni in die Hände.

Wenn jemand dafür prädestiniert war, einen Kulturkampf zwischen Afrika und dem Westen anzuzetteln, dann wohl Museveni. Der mittlerweile 69-jährige Präsident, der sein Land seit 28 Jahren regiert, war schon immer ein Mann der großen Worte für ganz Afrika. Und heute stehen die Zeichen in Afrika auf Zurückweisen von Kritik von außen und auf ein Ende der Abhängigkeit – bei alten Autokraten ebenso wie bei der jungen Generation.

Es wird nun zahlreiche Appelle von Menschenrechtlern geben, mit Sanktionen gegen Uganda auf das Gesetz zu reagieren. Aber Präsidenten, die offenkundigen Blödsinn als Akt des Widerstands gegen äußeres Diktat darstellen, legitimiert man dadurch eher noch. Man kann nur hoffen, dass das Gesetz folgenlos bleibt. Gesetze gegen Korruption in Uganda sind es ja auch.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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3 Kommentare

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  • NS
    Na sowas

    Warum ist das in Uganda Thema, in Saudi-Arabien aber nicht?

    • B
      Brandt
      @Na sowas:

      Ganz einfach. Uganda hat eine Grenze zu Süd-Sudan. In Süd-Sudan befinden sich viele chinesische Öl-Förderlizensen - die Förderung kann man mit Agenten, Saboteuren und Paramilitärs stören. Allerdings braucht man dafür ein stabiles Grenzland als Operationsbasis.

       

      Die USA und die EU haben Jahrzehnte lang das Apartheids-Regime unterstützt.

       

      Massaker sind gerade sehr viel wert für die NATO. An wen ist egal - Hauptsache Massaker und Menschenrechtsverletzungen und am besten in der Nähe Süd-Sudans, Syrien und Iran.

  • G
    Gast

    der eine trägt die Maske falsch :)