Kommentar US-Spionage in China: NSA-Vorlage für Handelskrieg
Der US-amerikanische Geheimdienst betreibt in China auch im großen Stil Wirtschaftsspionage. Das könnte einen Handelskrieg nach sich ziehen.
N un also auch China. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Whistleblower Snowden darüber auspacken würde, wie die USA die Volksrepublik bespitzeln. Wenn die NSA selbst Regierungen von Staaten ausspioniert, mit denen die USA offiziell verbündet sind, liegt es nur nahe, dass der weltpolitisch größte Rivale ebenfalls im Visier steht.
Was die jüngsten Enthüllungen aber zusätzlich offenbaren: Die USA schnüffeln nicht nur aus vermeintlich sicherheitspolitischen Gründen, sondern betreiben in großem Umfang auch Wirtschaftsspionage. Noch vor einem Jahr hat die US-Regierung den chinesischen Netzwerkausstatter Huawei der Kollaboration mit dem chinesischen Regime bezichtigt und weltweit vor dem Kauf von Huawei-Produkten gewarnt.
Den Aufstieg dieses Unternehmens zum weltweiten Branchenführer hat die US-Regierung auf diese Weise zwar nicht stoppen können. Zumindest fürs eigene Land fand sie aber einen Grund, Huawei-Produkte aus den Regalen zu verbannen. Das Land, das den Freihandel so hoch hängt, ist die einzige bedeutende Volkswirtschaft, in der Huawei bislang keinen Fuß gefasst hat. Überall sonst ist das chinesische Unternehmen äußerst erfolgreich.
Die jüngsten Snowden-Enthüllungen sprechen China ganz bestimmt nicht von Spionagevorwürfen frei. Im Gegenteil: Erst vor drei Wochen sprach der chinesische Staatspräsident unverhohlen vom Aufbau einer neuen Cyberarmee. Dabei bedienen sich die Staatshacker sicherlich auch der Technik von Huawei. Dazu muss der Staat aber gar nicht umständlich die Kooperation mit dem Unternehmen suchen und damit dessen Ruf aufs Spiel setzen. Cyberattacken lassen sich auch versteckt durchführen.
Die enthüllte Spionage der NSA liefert die Vorlage für einen Handelskrieg. Der Schaden könnte nicht größer sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!