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Kommentar Trump in ChinaAutokrat und Möchtegern

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Trump scheint ohne Konzept gereist zu sein – muss aber unbedingt einen Erfolg mit nach Hause bringen. Die Lösung der Weltprobleme sieht anders aus.

Scheinen sich prächtig zu verstehen: Donald Trump und Xi Jinping Foto: ap

N och in seinem Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin hofiert und auf China eingeschlagen. Die Chinesen spielten falsch, hielten sich nicht an die Regeln, seien Währungsbetrüger, polterte Trump. Exakt ein Jahr nach seinem Wahlsieg sind die US-amerikanisch-russischen Beziehungen vollkommen zerrüttet. Stattdessen sitzt Trump in der Großen Halle des Volkes in Peking und nennt Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping einen „sehr besonderen Mann“ und betont, zwischen beiden herrsche eine „großartige Chemie“. Und wenn sie nur beide wollten, meint Trump, könnten sie alle Probleme der Welt lösen.

Man darf vermuten, dass Trump der pompöse, bombastische Empfang mit militärischem Tschingderassabum gefallen hat, den ihm die chinesische Führung bereitet hat. Zu glauben, dass sein Ton deshalb so freundlich zurückgenommen ist, wäre allerdings Quatsch. Vielmehr scheint es so, dass Trump einfach ohne jedes Konzept zu den strukturellen Fragen der US-chinesischen Handelsbeziehungen losgefahren ist, angesichts der Häufung innenpolitischer Probleme aber irgendeinen Erfolg mitbringen muss.

Ein paar Wirtschaftsabkommen – konkrete Deals, keine strukturverändernden Handelsabkommen – müssen dann als große Errungenschaft herhalten. Ein paar positive Schlagzeilen über das ostentativ gute Verhältnis beider Staatschefs und ein bisschen gemeinsames „Du, du, du!“ an Nordkorea kommen dazu.

Dass die Welt allerdings mit dieser Annäherung zweier Machtmenschen, die unter anderem ihre geringe Wertschätzung freiheitlicher und demokratischer Spielregeln eint, irgendwie besser dran sein wird, ist kaum zu erwarten. China befindet sich nach wie vor auf dem Weg rücksichtsloser ökonomischer Expansion in alle Teile der Welt, und die USA rüsten militärisch auf wie seit Jahrzehnten nicht.

Sicher: Gerade deswegen kann niemand wollen, dass sich zwischen diesen beiden Supermächten ein Konflikt womöglich bis zur militärischen Eskalation entspinnt, weder über Einflusssphären im Pazifik noch über Nordkoreas Atomwaffenprogramm, bei dem sie ja tatsächlich immer mehr an einem Strang zu ziehen scheinen. Aber die Lösung der Weltprobleme – Klimawandel, Nahrung, Trinkwasser, Frieden – einem rational kalkulierenden tatsächlichen und einem verantwortungslosen Möchtegernautokraten anzuvertrauen – das denn doch bitte lieber nicht.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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9 Kommentare

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  • Trump findet diejenigen gut, die ihn gut finden oder die ihm vordergründig nützen (und wenn das nur schöne Bilder).

     

    Xi macht das clever; hier etwas zusagen (Wirtschaft und Nordkorea), da etwas arschkriechen (Medienschelte) und dort ein wenig auf Kumpel (Art des Empfangs) und schon denkt Trump er alles im Griff.

    Hat er aber nicht.

    • @Tom Farmer:

      ja klar, die bösen und blöden Amis und die cleveren Kommunisten (Xi, Putin et al)

      • @Klartexter:

        Nö, aber Trump: Der fisht nach friends und findet/deefiniert "seine" Freunde durch recht durchsichtige Psycholgie.

  • Nachschlag 'mit' und 'ohne' Sahne.

     

    Harmonische Phrasen im imperialistischen Bourgeoissozialismus chinesisch-amerikanischer Prägung und Völkerverdummung:

     

    "in dem neuen Zeitalter des Sozialismus chinesischer Prägung" - "Grundsatz des gegenseitigen Nutzens und der balancierenden Interessen" - "ausländischen Märkte und Ressourcen besser zu nutzen" [ ! ] - "System der offenen Volkswirtschaft" - "Errungenschaften der Zusammenarbeit zwischen China und den USA der ganzen Welt zugute kommen." - "sich dem Wohlhaben des beiderseitigen Volkes besser zu widmen" - "Bildung einer Schicksalsgemeinschaft der Menschheit" - "Lockerung der Exportbeschränkungen, die Verbesserung des Investitionsumfelds für Unternehmen und die Öffnung der Märkte." - Donald Trump sagte: "... die Sicherheit und die Prosperität der ganzen Welt fördern." - Xi Jinping erklärte: "Win-Win" - Xi weiter: "... Grundlage dafür seien gegenseitiger Respekt, gegenseitige Ergänzung und Profit." [ ! ] - Donald Trump sagte: "... Beziehungen seien Beziehungen zwischen zwei großartigen Nationen."

     

    Vgl. Beijing Rundschau bzw. Radio China International usw. etc. pp.: http://german.beijingreview.com.cn/

  • 3G
    35730 (Profil gelöscht)

    Als "Probleme der Welt" dürften wohl eher die "gerechte" Aufteilung der Märkte und die mangelnde Zusammenarbeit im Ausbau der Überwachung gelten. Digitalisierung des Geldverkehrs, und Blockbildung gegen Russland stehen auf der Agenda. Wer kein Wasser hat, soll halt in den Laden gehen und sich welches kaufen, wer kein Brot hat, soll doch Kuchen essen und die Sonne erwärmt nunmal die Erde, wenn sie kalt wäre, wären wir alle tot.

  • Nicht zu vergessen die Flüchtlingskrise. Bill Clintons Frau hätte Obamas Politik fortgeführt und weiter Hunderttausende geflüchtete Syrer und Iraker aufgenommen, trotz der Vorfälle in Europa. Stattdessen bleibt Türkei jetzt auf unzähligen entwurzelten jungen Männern ohne Perspektive sitzen. Die Schuld dafür trägt aber die "Willkommenspolitik" Deutschlands, die aus Angst vor der AfD vor der Bundestagswahl weitgehend ausgesetzt wurde. Der grosszügige Präsident Erdoğan hätte die Syrer gerne weiter durchreisen lassen.

     

    Das Positive ist jedoch, dass sich das Verhältnis zwischen Türkei und USA deutlich gebessert hat. Trump hat dem weitsichtigen Präsident Erdoğan sehr gute Noten gegeben und das Verhältnis als enger als jemals zuvor bezeichnet. Das lässt auf eine goldene Zukunft hoffen.

  • Info.-Empfehlung:

     

    Suche nach Krisenpaten

     

    USA/China Donald Trump wird während seines Peking-Besuchs das Problem Nordkorea wohl kaum bei seinen Gastgebern auslagern können

     

    Von Lutz Herden, Redakteur Politik / Der Freitag. 09.11.2017 https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/suche-nach-krisenpaten

  • Wenn ich den Bourgeoissozialismus chinesischer Prägung geißele, so ziele ich auf die naiven Linken, die sich als Zuhalter des „Sozialismus chinesischer Prägung“ und Antikommunismus betätigen.

     

    Natürlich besteht zwischen den imperialistischen Staaten: USA und China, eine wirtschaftspolitische und geo-militärische Konkurrenz, um weltweite Einflusssphären, Zugang zu Rohstoffen, um Handels- und Absatzmärkten. Beide sind wirtschafts- und militärstrategisch daran interessiert, möglichst große Weltregionen unter ihren politischen Einfluss zu bekommen. Gleiches gilt für Japan, Indien, Brasilien, die Europäische Union, GB und die Russische Föderation. Aber auch für Saudi-Arabien und Iran ...

     

    Bei Verlust der ökonomischen Stabilität, in den jeweiligen imperialistischen Staaten, so auch in den USA und in China, droht die verstärkte (beiderseitige) wirtschaftliche, geopolitische und militärische Konfrontation; auch in den auserwählten Weltregionen. Der chinesischen Administration, aber auch der amerikanischen Administration (außer Trump?), ist die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung bewusst. Es liegt im Interesse der chinesischen Staatsführung, auch die Wirtschaft des imperialistischen Gegners möglichst stabil zu halten. /

     

    Ein ökonomischer Einbruch in den Vereinigten Staaten könnte zu einem militärischen Schlagabtausch führen. Die Aufrechterhaltung von chinesisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen dient vor allem der Vorbeugung.

     

    Ein besonderes Problem in den Vereinigten Staaten besteht auch darin, dass es keine nennenswerte organisierte Arbeiterbewegung gibt. Zudem stehen Teile der Gewerkschaften unter Kontrolle der amerikanischen 'Mafia. Hier hat sich wohl seit Jahrzehnten nichts wesentlich verändert? // Die amerikanische Arbeiterklasse, so auch die bundesdeutschen Gewerkschaften ( AK ? ), steht dem Kapital näher, als der eigenen sozial-, sozio-ökologischen und gesellschaftspolitischen Zukunft. Umbrüche stehen aber auch noch China / KPCh bevor.

  • "Noch in seinem Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten Wladimir Putin hofiert und auf China eingeschlagen."

     

    ... und alle etablierten Medien fanden es Sch...

    Jetzt ist es andersrum und auch nicht gut?