Kommentar Tracking und IP-Adressen: Verfolgung im Dunkeln
Auch wenn das Urteil zu IP-Adressen positiv zu bewerten ist, gibt es viele Arten des Trackens. Die User erfahren davon nichts – das muss sich ändern.
D ass der Europäische Gerichtshof IP-Adressen nun eindeutig als personenbezogene Daten eingestuft hat und damit das Verwenden für die digitale Verfolgung zumindest erschwert, ist erst einmal gut. Doch IP-Adressen sind längst nicht der einzige Weg, Nutzer im Netz zu erfassen.
Von Cookies und Super-Cookies über die Social-Media-Buttons, etwa von Facebook oder Twitter, bis hin zum Browser-Fingerprinting, bei dem User anhand von Merkmalen ihres Webbrowsers identifiziert werden – die Zahl der Methoden ist riesig, und in der Regel beschränken sich gerade die großen Anbieter nicht auf eine. Längst ist es möglich, Nutzer auch geräteübergreifend zu verfolgen. Allein – die Betroffenen erfahren davon praktisch nichts. Und das muss sich ändern.
Klar, die eine oder der andere wird stutzig, wenn, einmal Wanderschuhe gesucht, in den kommenden Wochen ständig Werbung für Outdoorkleidung auftaucht. Manche rüsten dann digital auf. Cookies ablehnen, Datenschutzeinstellungen im Browser optimieren, Add-ons gegen die digitale Verfolgung installieren. Doch Hand aufs Herz – wer macht das schon? Es wird also Zeit, dass die Betreiber von Websites zu mehr Transparenz verpflichtet werden. Und zwar nicht versteckt in Punkt 37 und 52 der Datenschutzerklärung. Sondern mittels eines schicken Kastens direkt auf der Startseite. Dicke Werbung geht an dieser Stelle schließlich auch.
Wer eine Website besucht, würde dann auf einen Blick etwa sehen, welche Werbenetzwerke und Analysetools der Betreiber eingebunden hat, welche Daten an wen fließen, wie lange sie gespeichert und wofür sie verwendet werden. Bei Nichtgefallen sollte sich das per Klick sofort unterbinden lassen.
Wetten, die meisten Anbieter wären darüber nicht amüsiert? Und würden alsbald schauen, dass sie ihre Masse von Trackingmethoden etwas schlanker gestalten? Und das wäre doch nicht das Schlechteste.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja