piwik no script img

Kommentar Tödliche FahrradunfälleTechnik rettet Leben

Kommentar von Hanna Gersmann

Videokameras serienmäßig in Lastwagen einzubauen würde tödliche Unfälle mit Radfahrern verhindern. Die Systeme gibt es schon längst.

Zum Glück nur ein Dummy. Mit einer Videokamera wäre das nicht passiert Foto: dpa

V ideokameras werden in Autos selbstverständlich eingebaut, damit es beim Einparken keine Schrammen gibt. Aber im Lkw gibt es keine Hilfen, um Radler besser zu sehen? Es ist zum Schaudern.

Die Technik, die Lastwagenfahrer warnen kann, ist längst da. Doch noch schauen alle zu – und dann weg, wenn das Rad neben oder unter dem Laster liegt, der rechts abbiegen wollte und die Radfahrerin überrollt. So geschah es am Dienstag in Berlin. Und so passiert es überall, immer wieder.

Dabei wären die Crashs vermeidbar. Rund 30 Radfahrer im Jahr würden in Deutschland nicht getötet und 160 nicht schwer verletzt, wenn in Lkws Assistenten für das Abbiegen Pflicht wären. Das sagen Unfallforscher. Mercedes etwa bietet ein radargestütztes System an. Droht eine Kollision, ertönt zuverlässig ein Signal. Nur: Bisher gilt diese Technik als „Sonderausstattung“, serienmäßig wird sie nicht eingebaut. Die Spediteure sparen sich lieber die rund 1.000 Euro an Kosten.

Und die Politik? Kennt das Problem, weicht aber aus. Ein Beispiel: Laster müssen mittlerweile einen zusätzlichen Spiegel haben. Der Fahrer kann aber nicht in alle gleichzeitig schauen und auf die Ampel und auf die Straße. Eine andere Idee kommt aus Osnabrück: Die Stadt verbietet Lastern, auf dem viel befahrenen „Wall“ rund um die Innenstadt rechts abzubiegen. Nur: Immer links, links, links – das klappt nicht überall. Und London will nur noch Lkw mit sogenannten Direkte- Sicht-Fahrerkabinen in der Innenstadt zulassen. Die Türen könnten dann zum Beispiel aus Glas sein. Schön, aber das Risiko des toten Winkels bleibt.

Eine Chance bietet nun die Diskussion über das selbst fahrende, intelligente Auto, das von Politikern derzeit viel gepriesen wird. Man muss ihre Vision nicht teilen, könnte sie sich aber in diesem Fall zunutze machen – und argumentieren: Prescht mit Roboter-Assistenten gegen den toten Winkel vor. Macht sie zur Pflicht, als besten Beweis, dass Technik Straßen sicherer macht und Leben rettet.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

taz-Autorin
War von 2002 bis 2013 in der taz, leitete dort zuletzt das Inlandsressort. Jetzt gehört sie zum Büro die-korrespondenten.de im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Sie schreibt vor allem über Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftspolitik.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Als häufig und gerne auch zu Fuß gehender Radfahrer stelle ich fest: Verkehrsteilnehmer sehen oder wahrnehmen sind zwei völlig verschiedene Sachverhalte. Als Radfahrer, z. B. auf dem Radweg, werde ich von Autofahrern, die gerade aus einer Einfahrt kommen sehr wohl gesehen - aber nicht wahrgenommen. Die konzentrieren sich nämlich - genau- auf die anderen Autos und sämmeln mich glatt weg. Selbst bei eindeutigen Blickkontakten verhalten sich Autofahrer unmittelbar danach inadäquat. Es ist eine Frage der Fokussierung - nicht der Technik. Wäre ein Auto/ein LKW eine technisch komplexe Maschine in einer Produktionsanlage, gäbe es regelmäßig Einweisungen, Sicherheitsunterweisungen, Schulungen, (Beinahe-)Unfallanalysen, etc. Und niemand würde beim Betrieb einer CNC-gesteuerten Formatkreissäge mit dem Handy herumdaddeln. Alles eine Frage der Fokussierung. Darum wird Technik nicht helfen sondern gerade für Berufskraftfahrer die Arbeit stressiger gestalten.

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Nein nein, es müssen Helme her! Helme für alle, auch für Fußgänger! Helme sind viel besser als Elektronik oder womöglich keine Laster in Städten.

     

    Früher als ich ein kleiner Stöpsel war, hatte jede Fabrik einen eigenen Bahnanschluss und es gab überhaupt keine großen Laster. Geht alles!

  • Die Technik nutzt gar nichts. Man sollte die Arbeitshetze und den Stressjob entschärfen. Beifahrer aus Fleisch und Blut, könnten schon einiges an Aufmerksamkeit mehr schaffen. Beifahrerpflicht für Fahrzeuge über 3,5 to. Geht als Verwaltungsverordnung. Dann könnte die Zeit als Beifahrer als Ausbildungszeit zählen. Wie bei den Binnenschiffern . Videoassistenten ist Quatsch.