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Kommentar Terror und SchuldzuweisungBrüssels fataler Fehler

Eric Bonse
Kommentar von Eric Bonse

Die Attentate zeugen von Sicherheitsproblemen. Doch die beschränken sich nicht auf Molenbeek in Brüssel – morgen kann es auch Deutschland treffen.

Trauer und Angst: Wie kann der Staat seine Bevölkerung schützen? Foto: dpa

S ind die unfähigen belgischen Behörden schuld? Ist ganz Belgien ein einziges riesiges Terrornest? Nach den Attacken auf Brüssel werden solche Fragen selbst in Qualitätsmedien gestellt – und bejaht. Dabei greifen Vorurteile und Klischees auch in diesem Fall zu kurz.

Richtig ist, dass die Attentate von Paris in Brüssel geplant und vorbereitet wurden. Richtig ist wohl auch, dass die Angriffe auf Paris und Brüssel eng zusammenhängen. Wenn sich bestätigen sollte, dass die gesuchten Bakraoui-Brüder zu den Selbstmordattentätern von Brüssel zählen, gäbe es sogar eine direkte Verbindung.

Weniger direkt ist allerdings die Verbindung in das Brüsseler Problemviertel Molenbeek, das weltweit als „Hort des Terrors“ abgestempelt wird. Zwar wurde dort Salah Abdeslam gefasst, einer der Hauptverdächtigen von Paris. Aber die Spur der mutmasslichen Terroristen findet sich auch in zwei weiteren Brüsseler Stadtteilen.

Forest und Schaerbeek, die betroffenen Gemeinden, sind nicht so leicht als marokkanische Ghettos abzutun wie Molenbeek. In diesen Stadtteilen gibt es auch gutbürgerliche Viertel, in denen „die Europäer“ wohnen: So nennt man in Brüssel all jene, die mit den EU-Institutionen zu tun haben.

Köln lässt grüßen

Offenbar weist das Netzwerk der Dschihadisten weit über die Einwandererviertel hinaus. Möglicherweise hat es sich schon im kleinbürgerlichen Milieu breit gemacht. Das macht es den Ermittlern natürlich schwer: Wenn der Terror nur im marokkanischen Milieu zu verorten wäre, wäre er auch viel leichter zu fassen. Köln lässt grüssen…

Dennoch haben die belgischen Behörden unverzeihliche Fehler gemacht. Monatelang ist es ihnen nicht gelungen, Abdeslam zu stellen, obwohl der nach den Mordanschlägen von Paris nach Brüssel geflüchtet war – und dort wohl auch bis zuletzt blieb. Als sie ihn am Freitag letzter Woche endlich festnahmen, haben sie nachlässig reagiert.

Denn nach dem spektakulären Fahndungserfolg hätten die Sicherheitsmaßnahmen in ganz Brüssel sofort erhöht werden müssen. Schließlich drohte Abdeslam kaum verhohlen mit neuen Attacken – und zwar in der EU-Kapitale. Dass die Abflughalle am Flughafen Zaventem für jedermann zugänglich war, ohne Kontrolle, ist fatal.

Auch deutsche Behörden tappen im Dunkeln

Doch machen wir uns nichts vor: An deutschen Flughäfen sieht es mit der Sicherheit auch nicht viel besser aus. Und die deutschen Behörden tappen genauso im Dunkeln wie die belgischen. Sie wissen offenbar nicht einmal, was Abdeslam in Ulm getrieben hat, wo er Anfang Oktober, vor den Pariser Attentaten, gesichtet wurde.

Dabei war er mit einem Komplizen unterwegs, der nun ebenfalls in Brüssel gestellt wurde. Diese Terrorzelle hat Deutschland offenbar als sicheren „Ruheraum“ genutzt – Belgien wurde nicht oder nicht rechtzeitig gewarnt. Doch was wäre gewesen, wenn Abdeslam und Seinesgleichen den Flughafen in Köln oder Düsseldorf attackiert hätten?

Dies ist keine rhetorische Frage. Auch wenn Bundesinnenminister Thomas De Maizière das Gegenteil behauptet: Die Spuren der Attentate von Paris und Brüssel führen auch nach Deutschland. Auch in Deutschland gibt es genügend Problemviertel und Billighotels, in denen die Terroristen sich unerkannt verstecken können.

Statt mit dem Finger auf Belgien zu zeigen, sollten die deutschen Behörden lieber die eigenen Leute – zu denen nun leider auch einige falsche Flüchtlinge gehören – im Auge behalten. Und sie sollten ihre Erkenntnisse, so sie denn welche haben, mit Belgien und Frankreich austauschen. Vorurteile helfen nicht weiter.

Lesen Sie hier mehr zur Diskussion in Deutschland.

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Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
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32 Kommentare

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  • Jeder bekommt einen Chip implantiert und muss sich vorher in der Wohnung abmelden und sein Ziel bekannt machen! Ist doch so einfach!

  • Wie soll denn der Zugang zur Abflughalle sein? Mit elektronischen Portalen, schwerbewaffneten Militärs, Spurenhunden, Leibesvisitationen?

     

    Dann müssen die Großen Bahnhöfe ebenso gemanaget werden. Ebenso die Museeen, Kirchen, Kirmesplätze, Schulen....

     

    Mit einem Wort: der öffentliche Raum wird abgeschafft, in einen Hochsicherheitstrakt umfunktioniert.

     

    Und wer soll denn das tun? Ein geschultes Personal? Das übrigens gegenkontrolliert werden muß. Gratis ist das keineswegs.

     

    Heitere Zukunftsaussichten!

     

    Übrigens bin ich sicher, daß auch die Bundesrepublik ihr Fett abkriegen wird. Schließlich ist Berlin, wie Brüssel und Paris, ein Hort des Bösen. Und es riecht dort nach Geld.

     

    Terror als Antwort auf Terror? - Wir müssen an die Wurzeln des Übels, also zum Großteil bei uns selbst.

    • @Harry Haller:

      Was ist Ihrer Meinung denn unsere "Wurzel des Übels" des Terrors?

      • @Justin Teim:

        Die wichtigste Wurzel ist die unverantwortliche Machtpolitik, die von den europäischen Mächten und den USA im Vorderen Orient, in der Türkei und im Iran den Bevölkerungen aufgezwungen wurde. Aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen.

        • @Harry Haller:

          Geschichtlich ist das so nicht richtig.

           

          Das Drama fing an mit der islamischen Revolution und dem Sturz des Schahs im Iran 1979.

          1980 riefen die Ayatollahs zum Sturz von Saddam Hussein auf - welches zum ersten Golf Krieg führte. Der Irak war am Anfang sogar eher Verbündeter.

          In Folge des Krieges überfiel der Irak Kuwait 1990.

           

          Worauf die USA in den Krieg zogen und das Chaos seinen Lauf nahm.

           

          Europa spielte bestenfalls die vierte Geige.

           

          Man kann sich die Frage stellen warum überhaupt der Westen sich einmischt - aber verantwortlich war die islamische Revolution.

          https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Golfkrieg#US-Intervention

          https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Golfkrieg

    • @Harry Haller:

      Ganz richtig. Man kann nicht jeden Quadratmeter Europas kontrollieren. Solche Erwartungen sind naiv und lenken von den wichtigeren Überlegungen ab.

       

      Zu Ihrem Schlussatz: Exakt. Man hat vergessen, wie es anfing: Irakkrieg 1, Irakkrieg 2, Afghanistan. Es ging um Resourcen und strategischen Einfluß. Das haben nach einiger Zeit sogar ein paar Großkopferte zugegeben. Also: Der Westen war der Aggressor. Daraus ergeben sich die Fragen, die real zur Debatte stehen.

  • Ein Kommentar, der so überflüssig wie ein Kropf ist. Wenn Herr Bonse schreibt: "Dass die Abflughalle am Flughafen Zaventem für jedermann zugänglich war, ohne Kontrolle, ist fatal.", dann ist das hanebüchener Blödsinn und zeugt davon, dass er noch nie von irgendwo abgeflogen ist. Die Security Checks erfolgen nach dem Check-in der Passagiere. Es wäre theoretisch möglich, vor dem Flughafengebäude bereits Sicherheitskontrollen durchzuführen, allerdings würde das auch zu erheblichen Verspätungen im Flugverkehr führen. Doch wie soll man Tausende von Fluggäste und Tausende von Begleiter sowie Tausende von Personen, die aus diesem oder jenem Grunde stündlich ein Flughafen aufsuchen, checken?. Woher soll das Personal kommen? Selbst wenn man es logistisch schafft: Na und? Dann bombt der Terrorist dann vor dem Flughafengebäude die Leute in die Luft. Es gibt keine Möglichkeit, sich vor diesen Verbrechern zu 100% zu schützen.

    • @Nicky Arnstein:

      "Es wäre theoretisch möglich, vor dem Flughafengebäude bereits Sicherheitskontrollen durchzuführen"

       

      Schauen Sie und auch Herr Bonse: Es spielt keine Rolle ob Abflughalle oder davor oder danach: Jede Kontrolle führt zu Wartenden die erst kontrolliert werden müssen, und da kann dann seitens eines Attentäters zugeschlagen werden!

       

      Kurzum, wir benötigten ein System ganz ohne Warteschlangen und Menschenansammlungen... egal ob Bahnsteig oder Oper, Bistro oder Schulhof.

      Alles unrealsitisch und daher kann man zu diesem Punkt keinen Vorwurf machen.

  • Es gibt kein Land, in dem ein Sprengstoffattentat unmöglich ist. Sprengstoff kann am Körper oder in Koffern sein. Wollen wir denn die Sicherheitschecks vor den Flughafen vorverlegen? Was ist aber, wenn gerade dort dann die Bomben gezündet werden? Wollen wir jeden Metroeingang kontrollieren?

    Die Versäumnisse liegen wo anders. Sie liegen in der Sozialpolitik - die Attentäter waren keine Fremden sondern Belgier. Die Versäumnisse liegen auch bei den Geheimdiensten - und zwar gleich doppelt. Jedes Attentat bringt ihnen Macht und Geld - warum also sollten sie alles tun, um diese zu vermeiden?

    Der IS wurde und wird von Geheimdiensten unterstützt - auch von Geheimdiensten befreundeter Staaten. Wenn wir nicht endlich die Geheimdienste unter Kontrolle bekommen, werden wir immer mehr Terror ernten.

    • @Velofisch:

      Ach bei bester Sozialpolitik wird man eine handvoll Extremisten (welcher politischen oder religiösen Richtung auch) nicht verhindern können (genau so wie man auch Kriminalität niet 100% verhindern kann) und eine handvoll reich schon aus um ein Land erfolgreich zu terrorisieren.

      Natürlich kann es auch Deutschland wieder treffen. Der NSU hat ja auch lange genug hier im Untergrund überlebt.

  • das sich die taz mal für mehr sicherheit und gegen die freiheit entscheidet ist ist nicht schön.wohin mehr sicherheit gegen den terror führt sehen wir doch grade in der türkei.mit jedem neuen anschlag wird wieder ein grundrecht zu grabe getragen,aber verhindert haben die antiterrorgesetze nur politischen protest aber keine anschläge.

  • Pegida und AfD reagieren auf die Abgrenzungspraxis der Salafisten und Jihadisten ebenfalls mit Abgrenzung.

    Das ist alles unvernünftig.

     

    Terrorismusbekämpfung:

    Vergleiche zwischen vereitelten und nicht vereitelten Anschlagsplänen gehören zum Job der Behörden.

     

    Dass nicht jeder Anschlag verhindert werden konnte, liegt auch an Fehlern, aber es sind zum einen abstrakte Behörden, die die meisten „Hinweise“ gleich behandeln, zum anderen daran, dass in den westlichen Staaten keine totalitären Verhältnisse haben.

    Nicht „der Westen“ ist schuld, sondern die Ausbreitung von Abgrenzungsideologien und ihre psychosozialen Bedingungen und Folgen müssen eingedämmt werden (bei Selbstmordattentäter/innen wird von „narzißtischer Explosion“ gesprochen)

  • Die Frage ist nicht welche Versäumnisse wir hinterher wem zuschreiben, sondern welche Stimmung wir uns hier im Lande wünschen. Im Artikel lese ich viel von Überwachung und schützenden Polizeimaßnahmen. Ich will das nicht; vor jedem Kino, Flughafen, Bahnsteig Militär und Polizei und Kameras.

    In den Kommentaren lese ich von Schuldigen und Auslösern und was man hätte verhindern müssen/können.

     

    Leider muss ich für mich feststellen: Intoleranz gegenüber Intoleranten wäre meine Maßnahme.

    Ob Schariapolizei in NRW oder Hassprediger in Moscheen. Druck machen, denen auf den Füßen rumlatschen. Idiotische Flugblattverteilung und schüren von Fremdenhass. Geht alles gar nicht.

     

    Letztlich Nazipack oder Hater egal welcher Religion und Provenienz: Wir müssen die Jungs beschäftigen von morgens bis abends. Nerven und ggf. anklagen, von Nötigung bis Volksverhetzung.

    Verkriechen und unbehelligt Hasspredigen schreiben oder geile Propaganda kreieren.... das gilt es zu verhindern, erschweren, .... whatever.

     

    Und was im Irak und Syrien schief lief? Auch nicht mehr oder weniger als seit vielen Jahren sowieso schon.

  • Beleuchtet denn eigentlich niemand die aus meiner Sicht absolut fragwürdige Vorgehensweise der Ermittlungsbehörden nach der Verhaftung Abdeslams Ende der vergangenen Woche?

     

    In den öffentlichen Medien wurde sehr schnell der Eindruck erweckt, dass

    1. Abdeslam eine für Attentätermaßstäbe vergleichsweise "feige Socke" war, der seinen eigenen Sprengstoffgürtel weggeworfen haben soll, während seine Mitstreiter in den Tod gingen, der also offensichtlich gar nicht an die "heilige Sache" seiner Brüder im Geiste glaubte und

     

    2. er in ebenfalls sehr untypischer Weise für einen trainierten und überzeugten Dschihadisten sofort zur bedingungslosen Zusammenarbeit mit den Behörden und umfassend "auszupacken" bereit gewesen sein soll.

     

    Während diese Aussagen für die breite Öffentlichkeit nur von sehr begrenztem Nutzen gewesen sein können, da Abdeslam weder der einzige noch der letzte verbliebene frei herumlaufende Selbstmordattentäter gewesen sein dürfte, dürften diese Informationen in den Terrornetzwerken für enorme Steigerung der Wut, aber auch für Verunsicherung gesorgt, und so oder so den Handlungsdruck erhöht haben.

    • @cursed with a brain:

      Gerade Punkt 2 sehe ich auch so. Spätestens als das durch die Medien ging, war doch für seine Komplizen klar, dass die Zeit davon läuft. Also entweder fliehen oder handeln. Haben leider gehandelt.

    • @cursed with a brain:

      (Fortsetzung)

       

      Falls die Darstellungen der Polizei tatsächlich zutreffend sind, wäre es da nicht besser gewesen, sie geheim zu halten, um die Terroristen bis zu ihrer Enttarnung und Verhaftung in trügerischer Sicherheit zu wiegen?

       

      Falls sie es aber nicht sind, welchen Grund gab es dann für die massive Verbreitung dieser Darstellungen, wenn nicht den, die Terroristen "aufzuscheuchen", nervös zu machen und zu unüberlegten Aktionen zu verleiten? In diesem Fall riskierte man bewußt und vorsätzlich die öffentliche Sicherheit, und wie die nun erfolgten Anschläge zeigen, ging der Schuss gehörig "nach hinten" los.

       

      Mindestens 35 Tote und weit über 200 Verletzte, das ist wohl der Preis für eine möglicherweise lediglich überhebliche und dillettantische Fehleinschätzung der Behörden bei der Terrorismusbekämpfung.

       

      Am schlimmsten aber ist, dass man das Gefühl nicht los wird, diese Zahlen könnten ebensogut und in Abstimmung mit der politischen Ebene im Rahmen der strategischen Überlegungen als "Bauernopfer" vorab bereits einkalkuliert worden sein.

  • Der wirklich fatale Fehler ist, dass "der Westen" hier weiterhin nur die Symptomen sieht und dagegen versucht vorzugehen. Ein Terroranschlag wie dieser ist aber selbst mit totaler Überwachung und Polizeistaat (den wohl keiner will) nicht 100% zu verhindern.

     

    Man sollte endlich begreifen, dass "der Westen" diese Verbrecher und Mörder durch jahrelange Destabilisation der bekannten Zonen selber herangezüchtet hat. Und genau dort muss man ansetzten und nicht in Europa mit immer schärferen Gesetzen.

    • @Frank Fischer:

      So einfach ist das alles. "Der Westen" ist schuld. Aber was ist mit den Millionen Flüchtlinge, die genau in den Westen wollen. Haben die was falsch verstanden?

      Klar wurden Fehler gemacht. Es sind aber meist mindestens zwei Seiten die involviert sind.

      Schade, das Geschichte keine Wiederholungen mit anderen Parametern zulässt. Sonst könnte man einfach mal den "Westen" weglassen. Ob dann alles besser würde? Glaub ich nicht.

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @fly:

        Sie sprechen mich zwar nicht an, aber es drängt mich, einen Aspekt zu nennen. Ich meine nicht die Auswirkungen Molenbeek und die Kriegsflüchtlinge.

        In den letzten 15 Jahren sind die USA mit einer Brachialgewalt von Afghanistan bis Libyen gerauscht, ohne Grund übrigens, und richten dort bis heute unsägliches Leid an und legten unberechenbare Gegenkräfte frei. Immer mit freundlicher Unterstützung der Europäer. Das tun sie heute Nacht wieder. Und morgen wieder.

        Besser konnte 'der Westen' nicht Rache, Hass und Gegenwehr erzeugen. Das war perfekt und hat bestens funktioniert.

    • @Frank Fischer:

      Ich meine Sie verwechseln hier Religion und Region. Zumindest einer der Mörder war Belgier mit muslimischen Glauben und Migrationshintergrund. Wo hat denn der Westen das Land Belgien ode die Stadt Brüssel destabilisiert ? Evtl. hat es doch was mit der Religion zu tun ? Oder sind die Flamen und Valonen schuld ?

       

      Die größten Destabilisierer in der von Ihnen wohl gemeinten Region (MENA Staaten) sind Iran und Saudi Arabien; zwei islamistische Staaten unterschiedlicher "Glaubensausrichtung". Aber lassen wir uns das Kind doch beim Namen nennen. Ein ungelöster Religionskrieg (Schiiten vs. Sunniten) wirft seine Schatten nun auf Europa. Was der Westen damit zu tun hat entschließt sich mir.

      • @steven67:

        70% Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und Perspektivlosigkeit besonders innerhalb der Migranten angesichts (pseudo)religiöser rassistischer Ressentiments der "christlich-abendländischen" Mehrheitsbevölkerung halten sie nicht für "systemdestabilisierend"?

         

        In der Entmachtung der sunnitischen Oberschicht im Irak durch die amerikanisch geführten Eroberungsfeldzüge des "freien Westens" zum Zweck des Ölraubs, heuchlerisch verklärt als "Demokratisierung", sehen Sie nicht als wesentlichen Grundstein der Entstehung des "islamischen Staates" und seiner Terror-Organisationen?

         

        Anmaßend und verblendet ist Ihre geschichtsblinde Arroganz, mit welcher Sie hier auftreten und gegen ethnische Minderheiten unter dem Deckmantel der "Religionskritk" hetzen.

        • @cursed with a brain:

          Würden Sie vielleicht in Erwägung ziehen, dass Ihre Ausführungen von erheblicher Arroganz zeugen und ziemlich anmaßend sind?

        • @cursed with a brain:

          "70% Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen"

           

          Wo?

        • @cursed with a brain:

          Starker Tobak das mit der Hetze gegen religiöse Minderheiten.

           

          So wie der aktuelle Kenntnisstand war der eine Mörder Belgier sowie Student der Elektrotechnik. Er hatte also Reise- und Berufsfreiheit innerhalb der EU sowie CH und No. und somit alle Chancen dieser Welt. Hier war m.E. keine Perspektivlosigkeit gegeben.

           

          Ist der Westen neben der Entstehung des IS auch Schuld an (bitte nun die evtl. falschen Schreibweisen zu entschuldigen) an Al Quaida, Al Nusra, Al Schabab, Taliban, Boko Haram, Hamas und so weiter und sofort ? Ich meine Nein.

          • @steven67:

            Weil Sie nicht verstehen oder schlicht ignorieren, wie diese Gruppen überhaupt entstanden, bzw. groß und einflußreich geworden sind.

             

            Beispiel "Taliban".

             

            Zu Beginn der achtziger Jahre befürchteten die Russen, die von Chomeini begründete islamische Erneuerung könnte vom Iran auf die südlichen Sowjetrepubliken "überschwappen". Also wurde Afghanistan als "Puffer" besetzt, um dem zuvorzukommen. Die USA ihrerseits war immer an allem interessiert, was dazu beitrug, das Sowjetreich zu destabilisieren, sei es auch nur an seinen Rändern und seien die Gruppierungen auch noch so "giftig" für die eigenen Werte. Also begannen sie, die Mujahidin im Kampf gegen die sowjetischen Besatzer mit Waffen und Geld zu unterstützen, Afghanistan wurde ganz gezielt zu einem Schauplatz dauerhaften Bürgerkriegs.

             

            "Um den Widerstand gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan anzuspornen, hatten die USA unter anderem mehrere Millionen Dollar in gewaltverherrlichende Lehrbücher investiert. Mittels dieser Bücher, die mit Gewaltdarstellungen, islamistischen Lehren und aus dem Zusammenhang gerissenen Koranversen gefüllt waren, wurde den afghanischen Schulkindern die Lehre vom Dschihad (Heiliger Krieg) nahegebracht. Diese Bücher wurden ebenfalls in Lagern für afghanische Flüchtlinge in Pakistan im Unterricht eingesetzt. Auch die Taliban verwendeten die von den USA produzierten Bücher." (Wikipedia)

            • @cursed with a brain:

              (Forts.)

               

              Doch dann zerfiel die Sowjetunion Ende der achtziger und die Russen mussten sich aus Afghanistan zurückzuziehen. Die siegreichen Mujahidin verlangten nun nach weiteren finanziellen Hilfen des Westens, vor allem von den amerikanischen Partnern, um ihr Land wieder aufzubauen, lehnten aber gleichzeitig jegliche politische Einflußnahme des Westens ab. Durch den Zerfall des Ostblocks über Nacht waren sie aber nicht nur völlig "uninteressant" für die geopolitischen Interessen der USA, sondern nun auch zunehmend "unbequem" geworden. Also begann die CIA eine neue, noch "giftigere" Gruppe gegen die lästig gewordenen Mujahidin aufzurüsten, die Taliban.

               

              Auch Osama Bin Laden, der Gründer von Al-Qaida, gehört zu den von den USA im Stich gelassenen und schliesslich verratenen Mujahidin in Afghanistan. Sein Finanzberater während seiner Zeit als Führer von Al-Qaida war übrigens gleichzeitig Berater der saudischen Königsfamilie und der Bush-Familie. Und alle Beteiligten wußten das. In den ersten Tagen nach den Anschlägen auf das WTC durfte sich kein einziges ziviles Flugzeug in den amerikanischen Luftraum begeben. Nur für eine Maschine der saudischen Königsfamilie gab es laut Matthias Brökers, einem der wenigen kritischen Journalisten der akribisch Ungereimtheiten und Auffälligkeiten im Zusammenhang mit "9-11" sammelt, eine Starterlaubnis. Es ist bis heute nicht geklärt, wer genau sich in dieser Maschine befand.

               

              Nach ähnlichem Muster verfuhr Israel zu Beginn der 90er Jahre. Um den Einfluß der PLO als legitime politische Generalvertretung des palästinensischen Volkes zu unterminieren, wurde die Hamas Stück für Stück mit verdeckter israelischer (und vermutlich amerikanischer) Unterstützung aufgebaut. Dann lehnte man sich zurück und verfolgte entspannt den einsetzenden "Kannibalismus" zwischen Hamas und Fatah. Bis die Hamas die Oberhand gewann und man erkennen musste, das dass gestreute "Gift" sich wieder einmal gegen die vermeintlichen "Gärtner" zu wenden begann.

              • 4G
                4932 (Profil gelöscht)
                @cursed with a brain:

                Eine Klasse Zusammenfassung dessen, was so viele nicht wissen wollen. Danke.

    • @Frank Fischer:

      In dem Zusammenhang fehlt noch der Hinweis auf den direkten Zusammenhang zwischen Sicherheit und Freiheit (so wie die Begriffe unsere Politiker verstehen). Das geht im Artikel leider unter, so reiht er sich dann in die Massen ein, die mehr Staatsgewalt fordern und vergessen, was die Terroristen tatsächlich erst hergebracht hat.

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @Frank Fischer:

      Ich möchte Ihnen recht geben.

      Und es geradezu abenteuerlich, mit welcher Vehemenz 'der Westen' sich weigert, die wirklichen Ursachen von Terroranschlägen zu benennen und in Zukunft zu vermeiden. Die wirklichen Ursachen abzustellen, scheint für 'den Westen' sehr unangenehm zu sein.

      Die Strafe dafür wird sein, daß die westliche Gesellschaft, die Städte, alle Veranstaltungen in Polizei- und Militäreinsätzen und in gigantischen Kosten ersticken werden.

    • @Frank Fischer:

      Und nun müssen Sie "dem Westen" nur noch kurz erzählen, was genau er in den bekannten Zonen tun soll.