piwik no script img

Kommentar Tägliche BriefzustellungWeniger zu höheren Preisen

Kai Schöneberg
Kommentar von Kai Schöneberg

Die Post will ihren werktäglichen Service ausdünnen, vor allem in ländlichen Gebieten. Das ist fatal – auch für die Zustellung von Tageszeitungen.

Bald nicht mehr so oft unterwegs? Der Briefzusteller Foto: dpa

A uch wenn die Buggles das 1980 im schönsten Falsett kundtaten: Das Video – wie auch andere Erfindungen – hat dann doch nicht den „Radio Star“ komplett „gekillt“. Und so werden auch nicht auf einen Schlag Zehntausende Briefträger auf der Straße stehen, wenn die Post nicht mehr an allen Werktagen Briefe zustellt.

Wer braucht heute noch Postboten? Es gibt doch Mails oder Facebook oder Instagram oder xyz – kann man natürlich sagen. Und dennoch stellt die Post immer noch täglich 64 Millionen Briefe zu. Es geht um eine Art postalischen Dammbruch: Die „Universaldienstleistungsverordnung“ aus den 90er Jahren soll weg. Sie garantiert dem Konzern zwar einträgliche Porti, dafür muss er aber auch von der Hallig Hooge bis zur Zugspitze ­flächendeckend und täglich bis ins letzte Kuhkaff Briefe zustellen und abholen.

Wenn diese Regelung fällt, hat das gravierende Folgen. Zunächst für uns alle: Das Ende der Verordnung bedeutet nicht mehr Service für den Kunden, wie die Post uns tatsächlich weismachen will, sondern wahrscheinlich weniger zu höheren Preisen. Vor allem in ländlichen Regionen würde der Quasimonopolist seinen werktäglichen Service radikal ausdünnen – und weiter verteuern. Das ist fatal – auch für die Zustellung von Tageszeitungen, die auf zuverlässige und tägliche Lieferung angewiesen sind.

Wenn die Verordnung geschleift wird, hat das auch gravierendere Folgen für die 100.000 Postzusteller. Tatsächlich sollen allein bis 2020 etwa 30.000 neue Jobs bei Kurier-, Paket- und Expressdienste entstehen. Aber es ist eine Billigstbranche: Die Zusteller laufen sich die Hacken wund, dennoch werden sie nur mit Mindestlohn und Zeitverträgen abgespeist. Wer an die „Universaldienstleistungsverordnung“ ranwill, muss sich also zunächst um bessere Arbeitsbedingungen in der Logistik kümmern.

Ein Job für die nächste Legislaturperiode. So lange: Hoch lebe das Radio – und die Post im Hausbriefkasten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
Mehr zum Thema

33 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vielleichte sollte man in ländlichen Briefkästen an den Supermärkten einrichten. Würde die Problematik entschärfen.

  • Jede sieht die persönliche Beeinträchtigungen des Komforts. Keine die geniale Idee der positiven Umweltauswirkungen. Die Hälfte der Zustellungstage bedeutet die Hälfte der co2 Emission. Aber wenn es um die persönliche Einschränkung geht.....

    • @Demokrat:

      Fahrräder verursachen sowas nicht ;)

      • @Ano Nym:

        Nicht die Drahtesel, doch deren Fahrer, aber ja ... aus erneuerbaren Quellen.

    • @Demokrat:

      Dann aber bitte auch nur e-Mails 3 x die Woche, so kommen wir langsam aber sicher zur gesunden 3-Tages-Arbeitswoche und haben zwischendurch Ruhe, um konzentriert arbeiten und gut leben zu können.

       

      Ich bin für DiMiDo Post/e-Mails und FrSaSoMo Zeit, um die Post und Zeitungen zu lesen und zu bearbeiten und für Freizeit.

      • @Hanne:

        So eine Regelung klingt sehr vernünftig. Ich würde dies aber nicht zu dogmatisch sehen. Man könnte die Zustellungstage ja demokratisch auf lokaler Ebene festlegen.

      • @Hanne:

        Nicht zu vergessen: Die Hälfte der Arbeitstage bedeutet auch die Hälfte der CO2 Emission; Die Taktik des Murmeltiers. Also vorzugsweise Halbierung durch Winterruhe; Selbstverständlich auch für Briefträger.

    • @Demokrat:

      Wenn wir da anfangen, kommen wir doch gleich zum Rettungsdienst. Ich denke, Sie sind da bezogen auf die große Masse des Individualverkehr ordentlich über´s Ziel hinausgeschossen.

      • @lions:

        Ich sehe bei uns jeden Tag in der Strasse 5 verschiedene logistiker. Alle mit Motor im standbetrieb. Auch ein kleiner Beitrag wirkt. Wenn keiner den ersten Schritt tut, alsbald es um den eigenen Komfort geht, dann ist alles verloren. Nobel geht die Welt zugrunde. Hauptsache die Post ist jeden Tag zur Verfügung.

        • @Demokrat:

          Das ist jetzt ein echt witziger Einwand. Denn diese ganzen Zusteller haben doch wohl mehr mit dem Internetversand-Handel zu tun als mit der täglich Post-Briefzustellung! Also sollten Sie lieber auf Ihre Internet-Bestellung verzichten.

          • @Artur Möff:

            Am Klimawandel sehe ich nichts witziges.

        • @Demokrat:

          Wie viele Briefzusteller sind unter den 5 dabei?

          Auch beim Paketdienst könnte man dagegen halten, bzgl Flotte der Auto-Individualisten, die ihr Paket bspw im DHL- Depot alle einzeln abholen müssten.

          • @lions:

            2

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Es lassen sich zwei Dinge am Sachverhalt zeigen: Zunächst der herbeigführte Niedergang der Papierpost, bei dem so getan wird, als sei Papier veraltet und Nachrichten seien elektronisch besser und moderner. Wir wissen alle, dass elektronisch übermittelte Nachrichten schneller sind, jedoch Papier als Medium nicht ersetzt werden kann. (Beispiele gibts genug!)

     

    Zweitens könnte hier sehr schön der Vergleich zwischen der "Bundespost" (aus Zeiten der Bonner Republik) und der heutigen Post AG aufgezogen werden. Auch ein "kleiner" Postbeamter der Bundespost konnte mit seinem Gehalt eine Familie ernähren, einmal im Jahr in Urlaub fahren und noch was für die Pensionszeit ansparen. Heute sind so gut wie alle Zusteller "Prekäre", also keine Familie, kein schöner Lebensabend. Dafür Stress bis samstags um acht.

     

    Aber wozu das alles? Wer profitiert davon? Wollen wir alle wirklich eine Post, die teuer und unzuverlässig ist und mit Prekären arbeitet?

    • @7964 (Profil gelöscht):

      Unser feines Pferd im Schlafanzug - ;)

      Hat wieder mal völlig recht!

       

      Paar Stichworte dazu -

      Ausplünderung von Daseinsvorsorge -

      Post Bahnn ÖPP etc - bei Ausfallgarantie via Steuerzahler ~>

      DB Banken/Air Balin/A1

      &! Verkürzung der Beteiligungsrechte & Vor allem - Des Rechtsschutzes -

      Weil der Untersuchungsgrundsatz (Alle! Akten rausrücken!) des ÖffR. im Privatrecht nicht gilt!

      (1. noch untauglicher Versuch -

      Autobahnraststätten/Bestechung - VerkMi Günther Krause ~> Wolltense

      Die Akten "privat"!;)) nicht rausrücken;)

      ~> Ex&Hopp - Na aber Hallo! VG Kölle! https://de.m.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_Krause )

      But!

      2. z.B. Hafenerweiterung HH -

      Der Senat - Verweigerung der Daten!

      Begr. "Private Interessen betroffen!"

      &

      All das kannste dazu noch - xmal

      Hochrechnen!

      So geht das.

       

      Nu. Start - Schröder/Fischer & weiter -

      Dank GroßKotz - a long time &

      à la longue!

      Alles mit lückenhaft-lausigen

      DekonstruktionsGesetzen! z.B. Post DB

      Von&Mit Juppie-Gurkentruppe!

      Vom - AllerDerbfeinsten!

      Na Mahlzeit!

      • @Lowandorder:

        Letzteres ist echt kein Scheiß!

         

        Das Lamento bis Tischkantebeißen -

        Hört sich der alte alllang abgeheuerte -

        Fahrensmann laid-back schmunzelnd &

        Gern dennoch begöschend* a coffie an!

         

        (* mit "umschmeicheln, schön tun, jemanden positiv einstimmen" eher

        tumblehrerhaft ungenau übersetzt -

        "begütigend" ~~ kommt in die Nähe!;))

  • Die 3-Tage-Fiktion macht´s möglich; Immer hart an der Kante, wenn es um Profit geht.

    • @lions:

      "Die Deutsche Post AG mit Sitz in der Bundesstadt Bonn ist ein deutsches Logistik- und Postunternehmen. Das Unternehmen entstand 1995 durch Privatisierung der früheren Behörde Deutsche Bundespost und ist seit 2000 Bestandteil des deutschen Leitindexes DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse."

       

      Noch Fragen? Früher war die Post mal eine Behörde, die für ihre Bürger Briefe, Postkarten und Pakete zustellte. Jetzt ist es ein Unternehmen, das viel Geld machen will und da ist der Bürger auf dem Land nur im Weg.

    • @lions:

      Mal zur Erheiterung-;)

       

      RA schwört " …eigenhändig am Freitag - Gerichtsbriefkasten." Fristablauf MO.

      Stempel DI! - Kopfkratz.

      Pforte "Gib mal her (wg Fußball;)

      Jaaaa!" "???" "Ja - der - der teilt sich das Ganz exakt ein - wg der vielen Flure/Treppen!" ???? -

      "Naja - so Päckchen - vasteehste! &

      Zack - kriegt son Packen schon mal - öh

      Den Stempel vom Dienstag!" "Aha!"

      kurz - gaa nich soo einfach diese

      Sorte Fristwahrung - nu allseits -

      Gesichtswahrend zu schreiben!;))

      "Mach dir nur einen Plan ……" - kerr!

      • @Lowandorder:

        Na ja, sowieso nur Makulatur. Der Absender bleibt in der Beweispflicht; faktisch außer behördliche natürlich.

        • @lions:

          Letzteres - auch nö!

          Muß Zugang bzw ggtl. beweisen!

          Was die Behörde ja grad nich kann!

          Aber 's billiger! - kerr!

          (Statt - PZU!)

          • @Lowandorder:

            Ja, ist klar, doch aber doch macht der Michel sich in die Hose, wenn so behauptet, legte er sich doch mit nem Goliath an; Deshalb faktisch.

            • @lions:

              ;) duck duck

  • kl Variante.

     

    Zustellungen -

    "binnen drei Tagen nach Aufgabe bei der Post"?;)))

    Kannste zukünftig -

    Inne Pfeife rauchen!

     

    Ne - Musse! ~>

    (für il svevo - xtrabreit ~> https://m.youtube.com/watch?v=d6ENOXUsc5E )

  • Tägliche Zustellung? Kann man doch heute schon in manchen Gegenden vergessen. Wenn ich die taz per Post zu meiner Freundin im Berliner Umland schicken lasse, kommt die Hälfte der Zeitungen verspätet oder gar nicht an. Bisheriger Verspätungsrekord: die Wochenendausgabe kam am Donnerstag an.

    • @Spitzbube:

      Wollte ich auch gerade darauf hinweisen. Ich kriege hier in einer Großstadt seit Jahren Dienstags und Donnerstags keine Post mehr, genauso wie die ganze Straße.

       

      Sind wahrscheinlich nicht genügend Briefe, dass es sich täglich "lohnt", also werden die gesammelt.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Sparen Sie sich und mir längere Lamentos. Wie SASCHA unten sagt, alles normal.

    Sie wollen es so und nicht anders. Demnächst wieder. Also Klappe halten.

    (die paar Hanseln und Mariechen, die was anderes wollen - sorry, seid nicht gemeint)

  • Abgesehen von der Gewinnmaximierung zu Lasten von Kunden, Beschäftigten und Vertragspartnern gibt es eine reale Entwicklung auf dem Briefmarkt: Es werden immer weniger Papierbriefe verschickt. Das ist ökologisch durchaus positiv. Briefe und Umschläge brauchen Papier, der Transport braucht Energie und belastet die Umwelt. Allerdings hat der Rückgang des Briefgeschäfts nicht mit dessen ökologischem Footprint zu tun. Heute haben die Leute alle 2 Jahre ein neues Smartphone. Um dessen ökologischen Footprint zu erreichen, müsste man sehr sehr viele Briefe schreiben.

    Geschwindigkeit, Kosten und automatische Weiterverabeitbarkeit sind dagegen die Gründe warum die Papierpost zurückgeht. Die Folge ist weltweit eine Erhöhung des Portos und eine Absenkung der Zustellfrequenz.

  • Wir ernten die Früchte des Kapitalismus. "Konkurenzunternehmen" wie PIN und andere Postzusteller unterbieten die Post, liefern aber nicht überall hin, besonders in den Städten ist das profitabel. Auf dem Land, wird dann auch mal unprofittabel ein Brief einmal die Woche zugestellt. Aber die Gewinne schöpft man in der Stadt ab.

     

    Dann kommt dass die Post AG gewinne machen muss und diese nicht an die Kunden, sondern an die Aktionäre weitergeben muss.

     

    Das ist ganz normaler Kapitalismus.

  • Gerade bei der taz würde ich mir wünschen zu lesen, warum das so ist. Post und DHL arbeiten ja mitnichten defizitär, ganz im Gegenteil, die haben Gewinne im Mrd.-Bereich. Und bei der letzten Portoerhöhung hieß es seitens der Gewerkschaft, das mit dem Briefporto andere Bereiche der Post quersubventioniert werden. Nein, das "Problem" ist ein ganz anderes: Die Post hat ihren Aktionären hohe Profite versprochen, Jahr für Jahr. DAS ist der Grund, warum die eigenen Mitarbeiter der Post so leiden müssen. Ich bin mal gespannt wie die Post das im Weihnachtsgeschäft machen will, die haben jetzt schon Schwierigkeiten, noch genügend Dumme zu finden, die zu diesen Konditionen arbeiten wollen. Und nachdem also aus den Mitarbeitern nicht mehr ewig viel raus gequetscht werden kann, sind jetzt als nächstes die Kunden dran.

     

    Für die "Landflucht" ist ja auch in erheblichen Maße ein Konzern verantwortlich: Die deutsche Telekom ... aber natürlich kann man die ländlichen Regionen auch problemlos noch unattraktiver machen ...

  • Es wird langsam absurd, um mal diesen Kommentaruntertitel vergangener Woche zu zitieren.

     

    Dann können wir die Deutsche Post auch gleich abschaffen, denn PostModern z.B. liefert die Briefe von Straße zu Straße auch innerhalb von 10 Tagen aus :-)

     

    Wie das dann mit Gerichtssachen und anderen Amtsangelegenheiten laufen soll, ist mir ein Rätsel, denn ein Fax senden ist ja auch schon "out", war aber mal eine wichtige und anerkannte Übermittlungsfunktion (zumindest als es noch analog gesendet wurde).

     

    Wahrscheinlich kosten dann Express-Postsendungen 10 €, damit sie am nächsten Tag zugestellt werden.

  • 8G
    80772 (Profil gelöscht)

    Liefert die Deutsche Post überhaupt Tageszeitungen aus? In Norddeutschland ist das eine riesigen Holding (Teil davon ist z.B die NOZ), welche die Tageszeitung für den kompletten norddeutschen Raum her- und zustellt. Ohnehin ist ebenfalls die CitiPost dieser Holding untergeordnet und diese damit ein direkter Konkurrent der Deutschen Post. Wie das in anderen Teilen Deutschlands ist, weiß ich natürlich nicht. Aber im norddeutschen Raum kann das gar keine Auswirkung auf die Zeitungszustellung haben.

    • @80772 (Profil gelöscht):

      Die hiesige lokale Tageszeitung wird bei uns in der Gegend von eigenen Zustellern ausgetragen.

       

      Wie es mit überregionalen Tageszeitungen wie der taz oder der sz aussieht, weiß ich allerdings nicht.