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Kommentar Syrien-GeberkonferenzNicht länger das Regime finanzieren

Kommentar von Kristin Helberg

Wer für Syriens Wiederaufbau zahlt, stärkt jene Strukturen, die vor acht Jahren zum Aufstand führten. Die Hilfe muss den Opfern gelten.

Gruppenfoto in Brüssel: Zum Abschluss posieren die Beteiligten der Geberkonferenz Foto: ap

Geld ohne Bedingungen“ wünscht sich Damaskus. Kein Wunder, Assad ist an bedingungslose Hilfe gewöhnt. Nicht aus Russland und dem Iran, sondern aus dem Westen. Dieser finanziert seit Jahren etwa 70 Prozent der UN-Hilfe für Syrien. Und mit diesen Milliarden setzen die Vereinten Nationen vor Ort meist die Pläne Assads um. Essen, Unterkünfte und Medikamente gibt es nur in Absprache mit dem Regime. Längst haben die UN-Unterorganisationen Aufgaben des Staates übernommen. So hat das Regime Ressourcen frei, um Idlib zurückzuerobern und Assad-Statuen zu errichten.

Aus Angst, des Landes verwiesen zu werden, gehen UN-Vertreter seit Jahren den Weg des geringsten Widerstands – und der führt über regime­nahe Organisationen. Der Westen zahlt, die UN liefern, und Assad bestimmt, wo und wem geholfen wird. Von den Hilfen profitieren deshalb nicht die Bedürftigsten, sondern jene, die dem Regime am treuesten ergeben sind.

Jetzt also bitte noch 300 Milliarden Euro für den Wiederaufbau des zerstörten Landes: Schuttberge, 40 Prozent der Schulen zerstört, ein desolates Gesundheitssystem, Stromausfälle, Wasserknappheit und zerbombte Straßen. Können wir nicht endlich an die Menschen denken und das Gerede vom „politischen Übergang“ abstellen?

Sollten wir, unbedingt. Allerdings nicht so, wie Damaskus es sich wünscht. Zunächst geht es um die Frage, wer Syrien zerstört hat. Im Osten hat die US-geführte internationale Anti-IS-Koalition (darunter deutsche Aufklärungstornados) großen Schaden angerichtet. Die Stadt Rakka liegt nach rücksichtslosen US-Luftangriffen in Trümmern, und weder Amerikaner noch Europäer kümmern sich genug um ihren Wiederaufbau.

Korruption, Unterdrückung, Willkür, Vetternwirtschaft

Überall sonst waren es die Flugzeuge des Regimes und Russlands, die die Infrastruktur zerstörten. Mit Fassbomben über Wohngebieten und gezielten Raketenangriffen auf medizinische Einrichtungen, Schulen und Marktplätze verhinderte das Regime das Entstehen einer alternativen Ordnung in den Oppositionsgebieten. Ziel war es nicht, extremistische Aufständische zu bekämpfen (deren Hauptquartiere verschont blieben), sondern die Bevölkerung kollektiv dafür zu bestrafen, dass sie Assads Herrschaft infrage stellte.

Den Opfern dieser Kriegsführung sollten wir helfen. Denen, die alles verloren und keine Chance haben zurückzukehren, solange Andersdenkende in Geheimdienstzentralen verschwinden. Wer Assads Wiederaufbau finanziert, verhindert die Rückkehr von Geflüchteten und stärkt jene Strukturen, die vor acht Jahren zum Aufstand geführt hatten: Korruption, Unterdrückung, Willkür, Vetternwirtschaft.

Der Druck auf die UN-Arbeit in Syrien muss steigen. Statt die zugesagten 1,44 Milliarden Euro bedingungslos zu überweisen, sollte Berlin dafür sorgen, dass die UN in Syrien unabhängige Bedarfspläne umsetzen und nicht die Wünsche des Regimes erfüllen.

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20 Kommentare

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  • Die syrische Regierung ist die einzige, die ein glaubhaftes Interesse an einer Verhinderung eines Genozids an den Kurden hat.

  • Äh ja ich weiß nicht wer immer noch nicht begriffen hat, daß "Demokratie" also one man one Vote im Nahen Osten nichts anders als eine islamistische Diktatur bedeuten, kann ja weiter die Illusion hegen, daß man dort mit Sanktionen oder unterlassener Hilfe eine utopische Demokratisierung fördert. Nur genau diese wird es dort nicht geben und Figuren wie Assad sind wenigstens säkular. Sorry aber Menschenrechte und Freiheit sehe ich da in den nächsten Jahrhunderten nicht. Stabilität muß uns in Europa wichtiger sein.

  • Der Westen hat Jahre lang den Krieg in Syrien am köcheln gehalten, in dem man die "Rebellen" unterstützt hat, deshalb sollte der Westen den Wiederaufbau auch gefälligst finanzieren. Die Schuld dem syrischn Regime oder Russland in die Schuhe zu schieben, ist Billig!

  • Hier wäre die Frage zu beantworten, wer denn das "Schlachthaus" eingerichtet hat.

  • Ich habe beim lesen dieses Artikels nicht den Eindruck gewinnen können, dass die Autorin so richtig weiß was sie da schreibt.



    Sie sollte zuerst einmal die Gründe für diesen verbrecherischen Bürgerkrieg herausfinden. Es könnte sein, dass hier wieder einmal die USA die Finger im Spiel haben.

  • Vielleicht müsste der Werte-Westen gar nicht so viel "geben" wenn er einfach nur die Sanktionen aufhebt.

  • "Ziel war es nicht, extremistische Aufständische zu bekämpfen (deren Hauptquartiere verschont blieben)..."

    Genau. Und Assad hat den größten Teil des Landes zurück erobern können, weil sich die Extremisten zu Tode gelangweilt haben...

    In welcher Blase leben Sie, Frau Helberg?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Immerhin sieben Jahre hat sie in der Blase Damaskus gelebt, hat drei Bücher zum Thema geschrieben und ist mit einem Syrer verheiratet.

      Aber was bedeutet das schon im Vergleich zu Ihrem epochalem Wissen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Das ist alles sehr interessant, aber wer behauptet, dass jemand einen Krieg gewinnt, indem er seine Gegner NICHT bombardiert, kann die Realität um sich herum nicht wahrgenommen haben.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Da steht doch nur, dass die Hauptquartiere verschont wurden. Die Einheiten der Aufständischen werden ja wohl nicht nur aus Hauptquartieren bestanden haben.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Dann wären die Russen und Assad aber die Einzigen in der Kriegsgeschichte, die darauf verzichtet haben. Angriffe auf die Befehlsstruktur des Gegners sind ein Standardverfahren. Und es gibt auch keinen logischen Grund, warum sich die Russen und Assad durch einen Verzicht das Leben selbst schwer gemacht haben sollen. Hier ist Frau Helberg wohl (der eigenen) Propaganda aufgesessen.

            Fakt ist, in Syrien wird alles bombardiert, was erreichbar ist. Egal ob zivil oder militärisch.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              However, die Kernaussage des Kommentars ist ja eher die, dass man nicht demjenigen, der das Schlachthaus leitet, Geld in die Hand drückt um das Land wieder aufzubauen.

              Leuchtet mir ein.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Wenn man ein Land wirklich wieder aufbauen will, geht das aber nicht ohne Zusammenarbeit mit der Regierung. Schon aus rein technischen Gründen. Das sollte auch einleuchten.

                • 8G
                  88181 (Profil gelöscht)
                  @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Ich darf zitieren:

                  "Aus Angst, des Landes verwiesen zu werden, gehen UN-Vertreter seit Jahren den Weg des geringsten Widerstands – und der führt über regime­nahe Organisationen. Der Westen zahlt, die UN liefern, und Assad bestimmt, wo und wem geholfen wird. Von den Hilfen profitieren deshalb nicht die Bedürftigsten, sondern jene, die dem Regime am treuesten ergeben sind."

                  Wahrscheinlich schreiben Sie jetzt, dass das auch nicht stimmt.

                  • @88181 (Profil gelöscht):

                    Warum sollte ich?

                    Ihr Zitat hat ja auch mit meiner Aussage zu tun.

                    Völlig unabhängig vom Land und der Regierung. Wenn man in einem Land etwas aufbauen will, geht das nicht gegen die Regierung. Denn sie beherrscht das Territorium. Sie machen aus einer rein technischen Frage eine Frage von gut und böse. Das hilft aber nichts.

                    Fazit. Wenn man beim Aufbau Syriens mithelfen will, muss man sich mit Assad arrangieren. Hat man dagegen Bedenken (was durchaus verständlich ist), muss man sagen, dass man nicht mitmacht. Egal wofür man sich entscheidet. Beides ist ehrlich. Ein "Zwischenweg" ist Heuchelei.

                    • 8G
                      88181 (Profil gelöscht)
                      @warum_denkt_keiner_nach?:

                      Sie scheinen ja wirklich einen Narren an Assad gefressen zu habe. Dann zitiere ich eben nochmal:

                      "Der Westen zahlt, die UN liefern, und Assad bestimmt, wo und wem geholfen wird. Von den Hilfen profitieren deshalb nicht die Bedürftigsten, sondern jene, die dem Regime am treuesten ergeben sind."

                      Ich weiß jetzt nicht, wie man das noch besser erklären kann, dass auch Sie es verstehen.

                      • @88181 (Profil gelöscht):

                        Ich habe keinen Narren an Assad gefressen. Und darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass Hilfe unmöglich ist, ohne mit Assad zusammen zu arbeiten. Ganz einfach darum, weil er das Land beherrscht und niemand anders. Das ist eine rein technische Frage.

                        Natürlich wird er von Hilfe profitieren. Wenn man das nicht will, muss man auf Hilfe verzichten. Aber so zu tun, als gebe es außerhalb der Kurdengebiete Möglichkeiten, beim Aufbau zu helfen, ohne mit Assad zu arbeiten, ist Augenwischerei.

                        PS: Sie erklären garnichts. Wenn Sie etwas erklären wollen, dann erklären Sie bitte, wie Sie in einem Gebiet, dass von einem Diktator beherrscht wird, gegen dessen Willen etwas aufbauen wollen.

  • Die einzige Bedingung für eine Zahlung sollte eine Generalamnestie sein. Ohne Amnestie sollte es keinen Cent mehr geben. Alles andere ist Verhandlungssache.

    • @DiMa:

      Die gibt es offiziell schon...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Nope, männliche Personen die geflohen sind werden noch immer (auch offiziell) als Fahnenflüchtige verfolgt. Vor diesem Hintrgrund könnten Sie nie in ihre Heimat zurück.