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Kommentar StromkonzerneEnergiesaurier schrumpfen

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Konzerne haben die schon längst begonnene Energiewende verschlafen. Sie werden an Bedeutung verlieren, denn ein Großteil der installierten Leistung ist in Bürgerhand.

N icht so sehr der Atomausstieg, sondern die schon viel früher begonnene Energiewende macht den Konzernen zu schaffen - denn sie haben diese schlicht verschlafen.

EnBW schreibt Verluste, Vattenfall ebenso, auch RWE ist massiv geschwächt, und bei Eon drohen Massenentlassungen. Alles eine Folge des Atomausstiegs?

Von wegen - und niemand weiß das besser als die Börse: Der Kurs der Eon-Aktie, Anfang 2008 noch bei 50 Euro, fiel schon vor Fukushima auf 23 Euro. Auch der Wert der RWE-Papiere halbierte sich bereits vor dem japanischen Super-GAU und der Merkelschen Energiekehre. Es ist also nicht zuvorderst der Atomausstieg, der die Konzerne beutelt.

BERNWARD JANZING

ist freier Journalist in Freiburg.

Vielmehr haben die trägen Saurier sich beim Ausbau der Zukunftsenergien faktisch absentiert. So befinden sich die Kapazitäten zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien heute gerade mal zu 13 Prozent in Händen der etablierten Energieversorger - und das trifft sie nun hart.

Hingegen sind 42 Prozent der installierten Leistung im Eigentum von Privatbürgern, was aus politischer Sicht vehement zu begrüßen ist: Wenn sich Entscheidungen aus Konzernzentralen in die Wohnzimmer und Gemeindesäle verlagern, ist das ein Stück gesellschaftlicher Partizipation. Jeder Bürger entscheidet heute durch seine Solaranlage, durch Bürgerwindprojekte oder durch genossenschaftliche Biokraftwerke mit über die Zukunft der Stromwirtschaft - das ist ein Akt der Demokratisierung.

Und die Energiekonzerne? Sie werden sich gesundschrumpfen. Aufgaben für sie wird es weiterhin genug geben, etwa beim Ausbau der Netze, dem komplexer werdenden Netzmanagement oder der Energiespeicherung. Zudem brauchen wir Energiedienstleister, die den Kunden helfen, weniger Strom und Gas zu verbrauchen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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3 Kommentare

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  • V
    vic

    Das ist ein guter Anfang.

    Kleine Ökostromversorger und dezentrale Versorgung sind die Zukunft.

    Die deutsche KFZ-Industrie wird folgen, auch die schläft noch tief.

  • KZ
    ka zieg

    ja, ja, diese armen, armen notleidenden Konzerne!

    Wir sollten uns an die Brücken setzen unm mit Hüten für sie zu sammeln, damit es ja nicht soweit kommt, dass ihre finanzfetten Bäuche abnehmen.

  • FB
    Franz Beer

    A-Kraftwerksbetreiber haben meines Wissen nach in all den Jahren von der Bundesregierung seit Schmidt 350 Milliarden an Unterstützung,bzw Forschungsgelder bekommen. 2-3 % flossen in die Forschung über Alternativenergie.Was nu,Der Bürger denkt weiter und installiert sich eine Votovoltaik Anlage aufs Dach. Und spart. Komunen,Stadtwerke machen sich unabhängig in Hinsicht auf Energie.Energieriesen wie Vattenfal RWE u Co.werden auf diesen Umschwung nicht reagieren können ,dazu sind sie zusehr eingebunden in ihren eigenen Strukturen.Früher oder später werden Sie einfach Bedeutungslos werden.Sie sollten sich mehr Sorgen darüber machen,wohin mit IHREM/ UNSEREM A-MÜLL.Weil Alternativenergie ,diese Zeiten ,und das Vertrauen das haben sie verspielt.Das war das Eigentor des Jahrhunderts.