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Kommentar Steinmeiers AußenpolitikLob des Zivilen

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Der Außenminister und sein Amt machen in Selbstkritik. Das ist mehr als eine geschickt inszenierte PR-Kampagne. Aber Deutschland muss mehr tun.

Bester Laune: Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Bild: dpa

I st es eigentlich ehrlich oder bloß clever, wenn eine altehrwürdige Institution lauthals fragt: Was machen wir falsch? So lautet ein Motto der Review-Kampagne, mit der Frank-Walter Steinmeier sein Amt etwas durchlüften will. So zu fragen ist natürlich eine raffinierte Art des fishing for compliments. Timothy Garton Ash antwortete umgehend, dass diese „selbstkritische Art an sich bereits ein schönes Beispiel dafür ist, was an der deutschen Außenpolitik richtig ist.“ Sei demütig, das mobilisiert Lob.

„Review 2014“ ist eine geschickt inszenierte PR-Kampagne, die auf Worthülsen verzichtete und effektiv Aufmerksamkeit generierte. Und mehr: Denn die Fragen sind ja die richtigen. Das Auswärtige Amt wirkt über- und unterfordert. Bei der Europa-Politik hat längst das Kanzleramt das Sagen. Bei den rasch wechselnden Krisenspots wirkt das Amt, das gern im Windschatten des öffentlichen Interesses agiert, schwerfällig.

Steinmeier will zum Glück kein Deutschland, das, wie Frankreich, regelmäßig militärisch auftritt. Deutschlands Stärke ist das Moderieren, das Vermitteln. Um diese Rolle auszufüllen, muss hiesige Außenpolitik mehr tun. Dass es im Auswärtigem Amt nun eine Abteilung für zivile Konfliktbearbeitung gibt, ist ein richtiges Zeichen.

Zivile Konfliktprävention führt in der Öffentlichkeit ja ein recht stiefmütterliches Dasein. Alle finden sie sehr nötig, aber niemand interessiert sich so richtig dafür. Antikriegsparolen machen sich gut auf Wahlplakaten – Konfliktprävention klingt zu anstrengend für Gesinnungsprofite.

Was fehlt? Genau – Geld. Wenn aktive Konfliktbearbeitung das Label der Zivilmacht Deutschland sein soll, ist es mit internen Reformen nicht getan. Dann muss Deutschland bei internationalen Einsätzen von OSZE und UN mehr tun. Das sollte es uns wert sein.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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3 Kommentare

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  • Genau so ein Luftikus wie Schröder.:Blöd grinsen, aber nichts auf der Pfanne. Wie soll man auch militärisch auftreten, wenn das Geld dafür fehlt-, wenn alle erwirtschafteten Überschüsse, für die Defizite der europäischen Nachbarländer draufgehen. Auf das Volk hätte man hören sollen-, das wollte keinen Euro; in Gegensatz zu den Funktionären des Großkapitals.

  • Zivile Gesellschaften leben von Konflikten. Ein machtvoller Teil recht gut. Von „Ohnmächtigen“, die sich gegenseitig auf die Nerven gehen, während Verständigere kooperieren. Folglich ist das Interesse an Konfliktprävention auch so winzig, dass wir unser Miteinander und Nebeneinander immer wieder in ein Aneinandervorbei und Gegeneinander verwandeln, das irgendwann eskalieren muss, damit es wieder aufwärts geht. Und das, obwohl bahnrechende Erkenntnisse der Konfliktforschung nur genutzt werden müssten ...

  • Deutschland kommt in die außenpolitische Realität als Versager. Resultate der Osteuropa-Politik nun? Zwei aggressive Diktaturen (Ukraine+Russland) und die amerikanische Militarisierung der Region. Gut gemacht? Wollte man so? Konnte man nicht anders? Deutschland Stärke is moderieren? Zu Putin durfte Merkel nur in Begleitung von Hollande kommen, weil nur als Deutschland längst ohnmächtig.