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Kommentar Sozialer WohnungsbauHeikle Fragen für Stadtplaner

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Soziales und Ökologie gegeneinander auszuspielen, ist nicht klug. Für Linke gilt es, beides beim Wohnungsbau zusammen zu denken.

Tiere können Bauvorhaben stoppen – wie hier die Kleine Hufeisennase Foto: dpa

D ie Wohnungsnot werfe, kommentiert Barbara Dribbusch auf unserer Seite, heikle Fragen für die Öko-Linke auf. Indem „seltene Tierarten, die dringend geschützt“ werden müssten, sowie „Grün, Sonne und Frischluftschneisen“ über die Interessen von Wohnungssuchenden und ihrem Bedarf an Neubauten stellte, hätte sie die Misere auf dem Mietermarkt mit verursacht, so die These.

Soziales und Ökologie gegeneinander auszuspielen, ist allerdings nicht klug. Im Gegenteil gilt es, beides zusammenzudenken. Daher fordert die „Öko-Linke“ auch längst nicht mehr die ökologische, sondern die ökologisch-soziale Transformation der Gesellschaft, weil Klimawandel und Artensterben sie nötig machen. Gerade der Wohnungsbau ist ein gutes Beispiel dafür, wie das gelingen kann – und warum es gelingen muss.

Baubranche und Stadtplanung haben beide Themen, Ökologie und Soziales, jahrzehntelang vernachlässigt. Die Kommunen haben auf den sozialen Wohnungsbau verzichtet, weil sie Geld sparen wollten, weil sie auf den Markt vertraut oder die Bevölkerungsentwicklung falsch eingeschätzt haben. Ökologische Bedenken haben bei ihrer Zurückhaltung keine Rolle gespielt – Lurche verhindern in Deutschland weder Gewerbegebiete noch Neubauprojekte. Sonst würden Flächenfraß und Artensterben nicht ungebremst voranschreiten.

Hinter aussterbenden Arten, Klimawandel und Wohnungsnot steht das gleiche grundlegende Problem unseres Wirtschaftens. Investoren erwarten eine zu hohe Rendite und sind mächtig genug, sie durchzusetzen, im Zweifel auch gegen Mieter, Wohnungssuchende oder Mittelspechte. Und viele Kommunen halten Wohnsiedlungen auf der grünen Wiese noch immer für gute Stadtplanung, weil Eigenheime nachgefragt werden – obwohl ihre Bewohner anschließend mit teuer finanzierten Autos zur Arbeit in die Städte fahren und dort die Luft verpesten.

Sozialer und ökologischer Wohnungsbau errichtet ressourcenschonend bezahlbaren Wohnraum und denkt kurze Entfernungen zum Arbeiten und Einkaufen gleich mit. Das geht.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
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3 Kommentare

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  • Denken lässt sich das relativ einfach, verwirklichen lässt es sich bestenfalls mit einer Flut von Verboten und Verordnungen, oder, einfacher und preisgünstiger, in einer Planwirtschaft.



    Bitte keine Hinweise darauf, dass man solche Worte nicht in den Mund nimmt.

    • @Gregor Tobias:

      Sie haben offenbar nie in einer Planwirtschaft gelebt. Sie wüssten sonst, dass der ökosoziale Wohnungsbau in der Planwirtschaft auch keine Chance hatte, wenn auch aus etwas anderen Gründen. Fest steht: Ob nun überzogene Renditeerwartungen oder das schlichte Fehlen der nötigen Ressourcen zeitgemäße Planungen verhindern, ist in der Konsequenz ziemlich egal.

      • @mowgli:

        Und da die Planwirtschaft der DDR die einzig mögliche ist und bleibt, und da Renditeerwartungen immer zum Maximum tendieren werden, muss wohl Alles bleiben, wie es ist. Genau diesen stumpfsinnigen Einwand wollte ich vermeiden.