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Kommentar Schweigen zum AbgasskandalArbeitsverweigerer Dobrindt

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Der sich ausweitende Abgasskandal könnte eine Sternstunde für einen Verkehrsminister sein. Könnte.

Könnte mal mehr im Dieseldreck wühlen: Alexander Dobrindt Foto: dpa

D er Abgasskandal weitet sich derzeit rapide aus. Nach Volkswagen, wo der Einsatz illegaler Einrichtungen zum Manipulieren der Abgaswerte erwiesen ist, zeigen auch Fahrzeuge von Opel, Mercedes und BMW auffällig überhöhte Stickoxidwerte. Die Unternehmen bestreiten jedes illegale Vorgehen, doch eine andere Erklärung, die Fachleute für plausibel hielten, liefern sie bisher nicht.

Das alles schreit nach Aufklärung und politischer Intervention. Es könnte eine Sternstunde für einen Verkehrsminister sein, der sich den Menschen verpflichtet fühlt, die nicht gegen ihren Willen mit Dreckschleudern fahren und giftige Luft atmen wollen.

Doch ein solcher Verkehrsminister ist Alexander Dobrindt eindeutig nicht. Im Abgasskandal setzt der CSU-Mann von Anfang an auf Beschwichtigen und Verzögern. Mehr als drei Monate nachdem die US-Behörden VW überführt haben, arbeitet Dobrindt nach eigener Aussage noch immer „mit Hochdruck“ daran, die Manipulation aufzuklären.

Doch eigene Messergebnisse kann sein Ministerium bislang nicht vorweisen. Die spektakulären Tests, die Medien und Umweltverbände durchgeführt haben, ignoriert das Verkehrsministerium komplett. Und die praktischen Konsequenzen beschränken sich bisher darauf, dass die illegalen Volkswagen umgerüstet werden – mit großzügigen Fristen.

Es könnte eine Sternstunde für einen Minister sein, der sich den Menschen verpflichtet fühlt

Erforderlich wäre hingegen ein großer Wurf: Die Politik ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden – und zwar nicht nur im Labor, sondern eben auch auf der Straße. Vieles deutet darauf hin, dass das bei Dieselfahrzeugen nur mit sehr großem Aufwand möglich ist.

Eine kluge Verkehrspolitik würde den Abgasskandal darum zum Anlass nehmen, den aus Klimagründen ohnehin notwendigen Umstieg auf Elektromobilität endlich anzugehen. Doch auch dort setzt Dobrindt auf Arbeitsverweigerung, unter der am Ende auch die deutsche Autoindustrie leiden wird.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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9 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Ein Bayer wird den Bayerischen Motoren-Werken doch kein Härchen krümmen wollen!

    Marionette Dobrindt hat ab 2017 ausgedient und dürfte sich langsam um seine Anschlussverwendung sorgen.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Dobrindt ist ja eine Marionette Seehofers. Er kann nicht eigenständig agieren. Er wurde im Herbst 2012 nach Berlin abgeschoben (indirekt auch damals wegen des ZDF) und bekam gegen die Langeweile als kleinen Zeitvertreib das Spiel 'Ausländermaut' mit, sollte damit lernen und sich beschäftigen, mehr nicht. Alexanderchen hatte sich dafür sogar eine neue Brille gekauft.

     

    Aber jetzt sollte Seehofer Alexanderchen wieder einpacken und z.B. als Flüchtlingsminister nach Bayern zurückholen, da der ja nun viel mit Ausländern und ihren Rechten gespielt hat.

    Und Seehofer könnte dann dafür entweder seine Salmonellenspezialistin U. Scharf oder den Intimfreund M. Söder in die deutsche Abgaswolke schicken und entsorgen (Ziel: BMW bleibt sauber, VW und Mercedes kann weg).

    Seehofer aber ist noch nicht ganz fit, weil der Coup mit Merkel doch ziemlich schiefgelaufen ist,

    aber er denkt eigentlich an die einzig saubere Lösung: frontal21 und das ganze ZDF wird abgeschafft, was in Zeiten der neuen europäischen Ethik frisch aus Polen und Ungarn kein Problem sein dürfte.

    Alles wäre wieder gut. Merkel würde sagen: '... aber a Hund ist er schon, der Horsti).

    • @4932 (Profil gelöscht):

      ...nicht zuende gedacht.

      1) Schau, was der Horsti fährt: Audi. Jaja, VW, aber aus Bayern. Und viel mehr HighTech, so speerspitzenmäßig.

      Also den Dobrindt erklären lassen, daß demnächst VW-Diesel mit Ingolstädter Hirnschmalz wieder ganz toll sauber sind. Und Ingolstadt nicht den Roten überlassen.

       

      2) Der Söder ist doch Thronfolger, Mensch! Nicht nach Berlin, zu heiß, zu kompliziert. All die Journalisten und Medien. Der bleibt Heimatminister, pflegt Brauchtum. Janker, Pinakothek, Bratwurscht. Hauptsach, es menschelt.

       

      Für den Dobrindt (also nur wenn die Inkompetenz nicht mehr abgeht beim waschen) findt sich wer anders.

      Die Dorothee Bär vielleicht. Ist jung, a Frau (Zack! Quote! Bayern vorneweg!), und ist immer mordsmäßig gut drauf, noch strahlender ois wia die Uschi vdL. Die lächelt die Maut einfach durch, des kann der Dobrindt mit seim Klassensprechercharme nämlich net.

       

      Und`s ZDF abschaffen? Bist Du irr? Damit die Leut noch mehr WDR und diese ganzen Soznsender schaun?

      ZDF ist Opium fürs Volk. Und das Volk geht irgendwann wieder wählen. Oiso.

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @Bulletdeluxe:

        Mit Verlaub: Von den Verhältnissen in Bayern haben Sie leider überhaupt keine Ahnung.

        zu 1) Es geht nur darum, daß die Bayerischen Motorenwerke BMW keinen Schaden erleiden dürfen. Alles Andere steht zur Disposition.

        zu 2) Den Söder loszuwerden ist in Bayern für den Seehofer schwierig. Einfacher ist es, wenn der im gesamtdeutschen Abgasskandal zerrieben wird und erstickt.

        zum Ersatz) Die an Haderthauer erinnernde Bayern-Eiproblematik von Frau Ulrike Scharf sollten Sie sich mal reinziehen.

        zum ZDF) die Geschichte des Parteisprechers Strepp mit dem ZDF und dessen Auftraggeber Dobrindt und dessen anschließende Versetzung nach Berlin?. Auch noch lesen.

        Bayern hat nichts gegen das ZDF an sich, aber wenn solche Ausrutscher passieren, dann lieber gleich ganz weg damit. (Sagte Orban neulich zu Seehofer)

        Lesen Sie einmal ein wenig nach und denken Sie zu Ende. Nichts für Ungut.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Das alles schreit nach Aufklärung und politischer Intervention."

     

    Nein, das schreit nach Abschaffung, nach Verstaatlichung, nach eindeutig-zweifelsfreier Gerechtigkeit, nach wirklicher Wahrhaftigkeit - Und es KÖNNTE, kompromisslos und konsequent, wenn die Medien nicht mehr leichtfertig in journalistischer "Neutralität", sondern vielmehr auch in visionärer Art, von einer menschenwürdigen Welt- und Werteordnung kommunizieren würden.

     

    "Aufklärung" und politische Intervention, von "Treuhändern" leichtfertiger Übertragung von VerantwortungsUNbewußtsein durch "demokratisches" Kreuzchen auf dem Blankoscheck, in heuchlerisch-verlogener Schuld- und Sündenbocksuche, hatten wir nun genug!?

  • Nein, Dobrindt kennt seine Stellenbeschreibung besser als die taz. Er ist Knecht der Autoindustrie und der Mann tut seinen Job, wenn er nichts tut.

     

    Liebe taz, fallt doch nicht immer auf Verpackung und Schaufenster rein: Rechtsstaatlichkeit ist nicht (kein Asylheimanzünder sitzt gegenwärtig in U-Haft, und Mr. Abgasskandal erhält weiter fette Millionenbezüge), Demokratie nur eingeschränkt, Vielleicht nicht mehr jedes Märchen einfach glauben?

  • Ja, dieser Artikel stellt es ja schön dar. OK. Aber in einer Bananenrepublik funktioniert dieser Ansatz nicht. Dieses wäre ja logisches Denken. In einem Staat, wo die Firmen , die börsennotiert sind auch noch Subventionen vom Staat bekommen, ist es doch logisch, daß diese Firmen sich über den Staat erheben und alle Regeln der Logik verlassen. Sie bescheißen also das System, von dem sie noch subventioniert werden. Eine Lachnummer. Und da erwartet man Aufklärung von Sachverhalten. Bitte, kommen wir mal von unseren hohen Ansprüchen herunter und beugen uns dem System der mafiösen Strukturen. Und fertig is.

    Hans-Ulrich Grefe

  • Arbeitsverweigerung? -Abmahnung schreiben. Nach der dritten Abmahnung ein dezenter Tritt ins Gesäß, fristlos!

    • @Morgqsel:

      Sie sind ja auch wieder auf der logischen Schiene. Das funktioniert doch nicht. Nicht bei mafiösen Strukturen.

      Hans-Ulrich Grefe