Kommentar Saudi-Arabiens Kronprinz: Der neue Israel-Freund
Warum geht Kronprinz Mohammed bin Salman auf Israel zu? Er will vor allem eine Front gegen Iran bilden. Für die Palästinenser ist das keine gute Nachricht.
D er saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ist bei der Suche nach Verbündeten für seinen Feldzug gegen Teheran nicht gerade zimperlich. Dass Israel und Saudi-Arabien gemeinsame Interessen verfolgen, wenn es darum geht, den iranischen Einfluss in der Region zurückzudrängen oder gar einen Atomstaat Iran zu verhindern, ist keine Neuigkeit.
Überraschend ist aber der Zeitpunkt, den der Kronprinz wählt, um dem jüdischen Staat grünes Licht zu geben. Erst vor wenigen Tagen töteten israelische Soldaten 17 palästinensische Demonstranten an der Grenze zum Gazastreifen. Iran hat höchste Priorität, so lautet die bittere Botschaft an Präsident Mahmud Abbas in Ramallah. Palästina kommt später.
Umgekehrt ergreift Israel mit Freuden jede ausgestreckte Hand, um Anerkennung zu gewinnen in der feindlichen Region, im Kampf gegen den radikalen Islam und besonders an der Front zum Iran. Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nichts zu verlieren, steht er doch, von US-Präsident Donald Trump abgesehen, international recht einsam da mit seiner Kritik gegen das Iran-Abkommen und dem Wunsch nach neuen Sanktionen. Notfalls auch im Alleingang, so kündigte er an, wolle Israel den Iran daran hindern, Atommacht zu werden.
Das wird nicht nötig sein. Sollte Israel am Ende doch noch einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen planen, kann es nicht nur auf politischen Rückhalt einer arabischen Führungsmacht zählen, sondern auch ganz praktisch die Luftwaffe beim neuen Verbündeten zwischenlanden und auftanken – was ihre Mission deutlich erleichtern würde.
Für einen ersten zivilen Flug nach Israel gab Riad den Luftraum bereits vor wenigen Wochen frei. Die Reisezeit von Indien nach Israel konnte damit um Stunden verkürzt werden. Schon liegen Pläne bereit für eine Eisenbahnverbindung via Jordanien. Die Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel soll nicht auf die Zusammenarbeit bei Sicherheitsfragen beschränkt bleiben. Der Anfang einer wunderbaren Freundschaft ist es trotzdem nicht für Israel mit dem Land, in dem weder Kirchen noch Synagogen erlaubt sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers