Kommentar SOPA: Ein Anfang ist gemacht
Hollywood ist doch zu Schlagen: Der Kampf von Netznutzern gegen die Verschärfungsgesetze zum US-Copyright ist erfolgreich - vorerst.
D amit hatten die Initiatoren der beiden US-Copyright-Verschärfungsgesetze Protect Intellectual Propery Act (PIPA) und Stop Online Piracy Act (SOPA) nicht gerechnet: Nachdem am letzten Mittwoch eine Vielzahl populärer Internetseiten ein großes Publikum auf die Gesetzesvorhaben und ihre möglichen Wirkungen aufmerksam gemacht hat, klingelten im US-Kongress die Telefone Sturm.
Wütende Internetnutzer fragten ihre Abgeordneten, wie sie zu SOPA und PIPA stehen würden. Aus einer wahrscheinlichen Mehrheit der Befürworter war bald eine kleine Minderheit geworden. Entrüstung prasselte auf die Abgeordneten von Senat und Repräsentantenhaus nieder.
In einer ungekannt breiten Koalition hatten von der Electronic Frontier Foundation über Google und das Pornoportal Youporn, von prominenten Blogs wie BoingBoing und der Nutzernewsseite Reddit bis hin zur Wikipedia die Nutzer konzentriert an einem Tag ihren Protest gegen die geplanten Gesetze bekannt gegeben. Nun sind PIPA und SOPA vorläufig auf Eis gelegt - und ein Auftauen gilt als unwahrscheinlich.
ist freier Autor.
In den vergangenen Jahrzehnten kannten Gesetze zum Urheberrecht nur eine Richtung: verlängern und verschärfen. Geholfen hat das Hollywood und Co. kaum. Sie haben sich auf ihren alten Geschäftsmodellen ausgeruht, statt gute neue zu erfinden, mit denen sie in der neuen, digitalen Welt überleben können. Und dafür fanden sie bei US-Politikern immer ausreichend Gehör.
Der Erfolg der Anti-SOPA-Koalition ist daher kaum zu unterschätzen: Hollywood hat erstmals verloren. Doch aufgeben werden sie nicht. Die nächsten Jahre werden zeigen, wer langfristig die Oberhand gewinnt: diejenigen, die das heutige Copyright als unzeitgemäß betrachten - oder jene, die es mit allen Mitteln und unter Inkaufnahme aller Nebenwirkungen durchzusetzen trachten.
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