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Kommentar Regierungsbildung in ItalienPremier der Instabilität

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

In Italien will die zukünftige Koali­tion den parteilosen Giuseppe Conte als Premier engagieren. Ein Zeichen des Misstrauens innerhalb der Regierung.

Frühstücksdirektor oder plötzlich ambitionierter Regierungschef? Giuseppe Conte Foto: dpa

D emokratie lebt vom Kompromiss. Die entscheidende Frage allerdings ist, welche Sorte Kompromiss ausgehandelt wurde: einer, der tragen kann, oder einer, der sich schnell als faul entpuppt. Schon beim Regierungsprogramm haben es sich die beiden zukünftigen italienischen Koali­tions­partner, die Fünf-Sterne-Bewegung unter Luigi Di Maio und die Lega unter Matteo Salvini, leicht gemacht. Sie haben einfach nach dem „Wünsch dir was“-Prinzip ihre Lieblingsvorhaben summiert.

In der gleichen Logik sind sie jetzt auch bei der Auswahl ihres Ministerpräsidenten vorgegangen. Im Wahlkampf hatten sie noch Plakate geklebt, die Di Maio und Salvini jeweils als zukünftigen Regierungschef bewarben. Nun aber wird es wegen der wechselseitigen Vetos keiner von beiden. Schon dies sagt viel darüber aus, dass da zwei Parteien, die stramm rechtspopulistisch-fremdenfeindliche Lega und die aus dem Bürgerprotest gegen die politische Klasse geborenen Fünf Sterne, zusammenfinden, die einander nicht über den Weg trauen.

Dieses Misstrauen haben sie bei der Auswahl des Regierungschefs keineswegs überwunden, sondern mit einer originellen Rechnung kaschiert: Eins minus eins macht jetzt drei. Die beiden Parteichefs wollen als Vizepre­miers ins Kabinett einziehen. Als Premier dagegen wollen sie den parteilosen Juristen Giuseppe Conte engagieren.

Es bleibt das Geheimnis von Di Maio und Salvini, welche Rolle in diesem Tableau Conte überhaupt spielen soll. Entweder er akzeptiert es, gleichsam als Frühstücksdirektor und von den beiden Parteichefs ferngesteuert seine Amtsgeschäfte wahrzunehmen, oder er kommt auf den Geschmack, will auf einmal „echter“ Regierungschef sein.

Dann aber stünde die Koalition vor dem nicht ganz einfachen Problem, in Zukunft zwischen drei Protagonisten nach einem gemeinsamen Nenner suchen zu müssen. Mit der Wahl des „dritten Manns“ ist die Instabilität des neuen Kabinetts vorprogrammiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird diese Scheinlösung schiefgehen – eher früher als später.

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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5 Kommentare

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  • Nun kenne ich Herrn Conte nicht, allerdings ist seine Lage gar nicht so ungewöhnlich - ähnelt sie doch der von Angela Merkel.

     

    Auch die Kanzlerin laviert zwischen einer sich irgendwie als links verstehenden, stets als politische Anfänger agierenden Gruppierung (bei uns die SPD) und einer stramm rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Regionalpartei (hier die CSU).

     

    In dieser "dritten Position" kann man recht lange überleben, wenn man es geschickt anstellt.

  • "Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird diese Scheinlösung schiefgehen – eher früher als später."

     

    Ist da nicht der Wunsch der Vater des Gedankens? Ein Scheinregierungschef erlaubt es den beiden eigentlichen Chefs, gleichberechtigt nebeneinander zu stehen. Das kann durchaus funktionieren.

     

    Ärger wird es wohl erst geben, wenn die neue Regierung einen Machtkampf gegen die EU führen muss.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Und es überhaupt kein Problem dass einer der beiden Partner rechtsradikal ist?

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Ich habe mich zur Haltbarkeit der Regierung geäußert. Nicht zur Qualität.

         

        PS: Versuchen Sie doch auch mal, Ihre Gefühle im Zaum zu halten.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Da ist was dran.