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Kommentar Razzien bei ImamenDitib braucht Druck von unten

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Hausdurchsuchungen wegen geheimdienstlicher Tätigkeit bei vier Imamen kommen spät. Der Vorwurf steht schon lange im Raum.

Bekir Alboga, Generalsekretär des DITIB-Verbandes bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in der Zentralmoschee in Köln Foto: reuters

D ie Razzien sind ein Schlag ins Kontor für den größten, deutschtürkischen Islamverband Ditib. Bei vieren seiner Imame stand am Mittwochmorgen die Polizei vor der Tür, um im Auftrag des Generalbundesanwalts eine Hausdurchsuchung vorzunehmen. Der Verdacht: Die Geistlichen sollen Menschen in Deutschland als mutmaßliche Anhänger des türkischen Predigers Fethullah Gülen, der in der Türkei inzwischen als Staatsfeind gilt, in Ankara angeschwärzt haben.

Die Durchsuchungen kommen überraschend spät, denn der Vorwurf steht schon lange im Raum. Und die Namen der verdächtigen Imame sollten dem Generalbundesanwalt eigentlich auch längst bekannt sein – sie finden sich ja in den Berichten, die nach Ankara gingen, aus denen schon vor Monaten in Medien zitiert wurde.

Vor zwei Wochen hatte Ditib erklärt, die von Ankara nach Deutschland entsandten Imame, die das Vertrauen ihrer Gemeinden missbraucht hätten, seien vorzeitig in die Türkei zurückgeschickt worden. Dem Verband schien das schon Strafe genug zu sein, doch echte Aufklärung sieht anders aus. Und offenbar war es auch nicht die ganze Wahrheit: Die Durchsuchungen bei vier Verdächtigen zeigen, dass zumindest diese Imame noch im Land geblieben sind.

Auch die Bundesregierung hat jetzt genug von dieser Hinhaltetaktik. Sie macht Druck auf Ditib, sich endlich glaubhaft von Ankara zu lösen. Denn nur dann kann der Verband, der um die 900 Moscheegemeinden vertritt, weiter ein Partner des deutschen Staates sein. An einer Änderung seiner Satzung, um den Einfluss der aus Ankara entsandten Attachés in seinem Vorstand zu mindern, kommt Ditib da wohl nicht vorbei.

An einer Änderung seiner Satzung kommt der Verband wohl nicht vorbei

Doch dieser Druck muss auch von unten kommen, aus den Moscheegemeinden selbst. Denn nur, wenn er sich von Ankara emanzipiert, kann der Verband die religiösen Anliegen seiner Mitglieder vertreten. Und darum sollte es ihm in erster Linie gehen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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3 Kommentare

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  • Es wäre natürlich gut und wirkungsvoller, wenn der Druck von unten kommen würde. Leider besteht aber eine große und sichere Gefahr, dass man direkt als Terrorist stigmatisiert werden kann, wenn man Kritik ausübt. Die Verhältnisse zurzeit im türkischen Kontext sind so schwachsinnig.

     

    Celal Findik

    • @Celal FIndik:

      kurz - Vom regensicheren Schreibtisch

      Ist gut dicke Backen machen!

  • Bei allem Respekt.

    Wie soll Ihr's gehen?

    DITHIP ist die verlängerte Werkbank Ankaras.

    Nothing else!