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Kommentar Ramstein-KlageWir sind Komplizen

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Die USA wissen kaum, wen sie mit ihren Drohnen umbringen. Solange das über Ramstein vonstatten geht, ist Deutschland mitschuldig.

Mehr Sprengkraft: Die neue US-Drohne Reaper kann schwerere, lasergelenkte Bomben tragen. Foto: dpa

Z eit wurde es, dass die deutsche Beteiligung am Drohnenkrieg der USA vor Gericht verhandelt wird. Seit bald drei Jahren ist in der Öffentlichkeit bekannt, dass die US-Basis in Ramstein eine wichtige Rolle bei Drohnenangriffen insbesondere in Jemen spielt – doch die Bundesregierung hat jede Kenntnis davon stets geleugnet.

Dass jetzt drei jemenitische Angehörige ziviler Drohnenopfer, unterstützt von Menschenrechtsorganisationen, die Bundesregierung verklagen, ist nicht nur ihr gutes Recht. Es ist auch notwendig, um die Regierung aus ihrer Geht-uns-doch-nichts-an-Haltung herauszubringen.

Wie weit das Verwaltungsgericht Köln willens und in der Lage sein wird, die Beweise für Ramstein als logistischen Dreh- und Angelpunkt der Drohneneinsätze richtig aufzunehmen und dann auch zu bewerten, ist schwer vorherzusagen.

Womöglich folgen die Richter auch der Logik der USA: Die lassen ihre Drohnen inzwischen nicht mehr von Ramstein aus steuern, sondern nutzen lediglich die schnelle Glasfaserkommunikation von Ramstein aus, damit ein Drohnenpilot in den USA in Echtzeit agieren kann. So wie die US-Regierung das verstanden haben will, ist Ramstein also nicht der Einsatzort, deshalb liege kein Verstoß gegen das Truppenstationierungsabkommen vor.

Das ist natürlich in die Tasche gelogen. Ohne Ramstein wäre der Drohnenkrieg nicht zu führen, und alle Beteiligten wissen das. Der Drohnenkrieg tötet Menschen, und die meisten Toten sind Zivilisten. Erst kürzlich mussten die USA eingestehen, wie wenig sie wirklich darüber wissen, wen ihre angeblich so präzisen „chirurgischen“ Schläge umbringen. Solange das über Ramstein vonstatten geht, ist Deutschland Komplize. Eigentlich müsste die Bundesregierung den USA das Vorgehen untersagen. Tut sie aber nicht. Deshalb die Klage.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • Warum lassen die "Freunde" die Dinger nicht von Trägern näher am Einsatzraum starten? Technische Einwände?

     

    Oder doch nur eine Machtdemonstration und die Kompromittierung der dummen Deutschen?

    • Bernd Pickert , Autor des Artikels, Auslandsredakteur
      @KarlM:

      Gestartet werden sie nicht von Deutschland aus, gelenkt auch nicht. Ramstein ist mit seiner schnellen Glasfaserverbindung in die USA die einzige Schnittstelle, um die Drohnen von den USA aus steuern zu können, wo auch immer in der Region (Jemen, Somalia, Pakistan) sie starten. Alles andere müsste über mehrere Satelliten laufen und wäre zu langsam.