Kommentar Präsidentschaftskandidat Italien: Eine selbstmörderische Umarmung
Sozialdemokraten und das Berlusconi-Lager haben sich auf Franco Marini als Präsidentschaftskandidaten geeinigt. Das wird mit einer Umarmung gefeiert, die Folgen hat.
Kein Reformfreund: Franco Marini. Bild: dpa
Es ist ein Bild, das Geschichte machen wird: Der Chef der italienischen Sozialdemokraten, Pier Luigi Bersani, Arm in Arm mit Angelino Alfano, Berlusconis rechter Hand und Generalsekretär seiner Parteifirma „Volk der Freiheit“. Man hatte sich auf einen Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Staatspräsidenten Giorgio Napolitano geeinigt.
Der ehrenwerte Mann, auf den die Wahl fiel, heißt Franco Marini, ist achtzig Jahre alt, sitzt seit 21 Jahren im Parlament und schrieb sich 1950 bei der Democrazia Cristiana ein, der korrupten Staatspartei, die bis zum Ende des Kalten Krieges in Italien den Ton angab und die folgerichtig mit dem alten System unterging. Ein Mann des Apparats also, einer, der für alles steht, nur nicht für etwas Neues – und vor allem einer, vor dem das kriminelle Berlusconi-Syndikat keine Angst haben muss.
Kaum war die Geste freundlichen Einvernehmens zwischen Bersani und Alfano in der Welt, liefen über die sozialen Netzwerke die ersten Hilfsgesuche ein. Tenor: Jetzt reicht es endgültig, ich wandere aus.
Die Einigung auf Marini ist damit nicht nur ein selbstmörderischer Akt für die Demokratische Partei Bersanis, deren Spaltung unaufhaltsam scheint; die Umarmung wird auch ganz Italien schwer schaden, weil mit ihr gerade jungen Menschen und solchen, die Verantwortung für Kinder tragen, die Heillosigkeit der italienischen Politik wie ein nasser Wischlappen ins Gesicht geschlagen worden ist.
Im ersten und zweiten Wahlgang ist Marini am Donnerstag durchgefallen. Und es mag durchaus sein, dass er ab dem vierten, wenn die absolute Mehrheit der Wahlversammlung ausreicht, noch von einem anderen Kandidaten ausgestochen wird. Bei den in jedem Fall anstehenden Neuwahlen wird es aber nur einen Gewinner geben: Die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo.
Kommentar Präsidentschaftskandidat Italien: Eine selbstmörderische Umarmung
Sozialdemokraten und das Berlusconi-Lager haben sich auf Franco Marini als Präsidentschaftskandidaten geeinigt. Das wird mit einer Umarmung gefeiert, die Folgen hat.
Kein Reformfreund: Franco Marini. Bild: dpa
Es ist ein Bild, das Geschichte machen wird: Der Chef der italienischen Sozialdemokraten, Pier Luigi Bersani, Arm in Arm mit Angelino Alfano, Berlusconis rechter Hand und Generalsekretär seiner Parteifirma „Volk der Freiheit“. Man hatte sich auf einen Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Staatspräsidenten Giorgio Napolitano geeinigt.
Der ehrenwerte Mann, auf den die Wahl fiel, heißt Franco Marini, ist achtzig Jahre alt, sitzt seit 21 Jahren im Parlament und schrieb sich 1950 bei der Democrazia Cristiana ein, der korrupten Staatspartei, die bis zum Ende des Kalten Krieges in Italien den Ton angab und die folgerichtig mit dem alten System unterging. Ein Mann des Apparats also, einer, der für alles steht, nur nicht für etwas Neues – und vor allem einer, vor dem das kriminelle Berlusconi-Syndikat keine Angst haben muss.
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Im ersten und zweiten Wahlgang ist Marini am Donnerstag durchgefallen. Und es mag durchaus sein, dass er ab dem vierten, wenn die absolute Mehrheit der Wahlversammlung ausreicht, noch von einem anderen Kandidaten ausgestochen wird. Bei den in jedem Fall anstehenden Neuwahlen wird es aber nur einen Gewinner geben: Die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo.
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Kommentar von
Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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