Kommentar Pipeline nach China: Putins mächtige Metapher
Russland verhandelt seit Jahren mit Peking über eine neue Ölleitung. Asien ist schließlich ein gewaltiger Markt.
![](https://taz.de/picture/94233/14/putin_22.jpg)
E s ist ein mächtiges Symbol: Russland, das auf den weltweit größten Erdgasvorkommen sitzt, und China, der weltgrößte Energieverbraucher, verbinden ihre Länder mit einer Pipeline. Wladimir Putin persönlich wohnte dem Baubeginn bei – in Zeiten, in denen die EU über neue Sanktionen gegen Russland grübelt, ist das ein erhobener Mittelfinger Richtung Brüssel: Die EU und Russland sind einander ausgeliefert, der Westen braucht die Energie, Moskau die Einnahmen. Beide wollen sich aus dieser Umklammerung befreien. Putin macht es nun vor.
Dennoch ist es ein eher zufälliges Symbol. Seit dem Georgienkrieg 2008 arbeitet die EU an einer Strategie, sich von russischen Energielieferungen unabhängiger zu machen. Zwar ohne Erfolg, aber die Problemanalyse stimmt. Dass Putin ausgerechnet jetzt den 400-Milliarden-Dollar-Deal fernsehtauglich mit einem Baubeginn in Szene setzen lässt, ist ein Signal Richtung Brüssel, zeigt aber nur eine Entwicklung, die längst im Gang war. Sie ist sicherlich nicht nur von russischer Seite forciert worden, sondern auch von chinesischer.
Eigentlich plante Peking, Schiefergas in großem Stil im eigenen Land zu fördern. Doch erst vor einem Monat musste das Energieministerium die prognostizierte Fördermenge bis 2020 mehr als halbieren. Im Übrigen hat die russisch-chinesische Pipeline, sollte sie tatsächlich 2019 fertig werden, zu Beginn eine geringe Kapazität. Erst ein weiterer Ausbau würde sie in die Größenordnung der Nord-Stream-Pipeline bringen, die bereits jetzt Deutschland und Russland durch die Ostsee verbindet.
Auch die hat Putin vor drei Jahren persönlich eröffnet. Der Mann steht einfach auf große Rohre.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau