Kommentar Opel und GM: Opel notfalls enteignen
Autoriese GM bettelt jetzt auch die Europäer um Milliarden an - ohne Opel aus dem Klammergriff entlassen zu wollen. Und wird Opel im Fall einer Pleite mit in den Abgrund reißen.
Angesichts der drohenden Opel-Insolvenz denkt der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Michael Sommer, über Enteignungen nach. Die seien das letzte Druckmittel des Staates, um systemrelevante Unternehmen zu retten, sagt der DGB-Chef. Für nicht systemrelevant halten Opel nur Zyniker. Mit den Schwestermarken Vauxhall und Saab ist der Autobauer ein Gigant, der europaweit 50.000 Menschen beschäftigt. Hinzu kommen mindestens 50.000 bei den Zulieferern und 120.000 bei Händlern und Werkstätten.
Doch Opels amerikanischer Mutterkonzern GM hat seine europäische Tochter über Jahre geschröpft. Heute hält Opel nicht einmal mehr die Rechte an den eigenen Patenten. Die wurden unter der Ägide des jetzigen Chefs der Europazentrale von GM, Carl-Peter Forster, schon vor Jahren abgetreten. Auf die im Gegenzug versprochenen 1,8 Milliarden Euro wartet Opel noch heute. Stattdessen fließt für jeden verkauften Opel eine Lizenzgebühr an die Zentrale in Detroit. Früher war das genau umgekehrt: Für jeden außerhalb Deutschlands verkauften Wagen gingen 5 Prozent an Opel in Rüsselsheim. Die Verluste von 2,3 Milliarden Euro, die GM in Europa ausweist, stehen also bloß auf dem Papier.
Aus Sicht der Detroiter Zentrale ist dieser buchhalterische Verlust sinnvoll: General Motors steht mit dem Rücken zur Wand, hat im vergangenen Jahr knapp 31 Milliarden Dollar Verlust gemacht, nach über 38 Milliarden im Jahr 2007. Schon seit Monaten überlebt der Konzern nur mit Hilfe aus Washington. Und GM-Europachef Forster fällt in seinem seit Tagen mit Spannung erwarteten Rettungsplan auch nicht mehr ein als der Schrei nach Staatshilfen: Europaweit 3,3 Milliarden Euro fordert er - und verspricht dafür die rechtliche Selbstständigkeit Opels.
Die aber bleibt zweifelhaft, denn auch künftig will GM 75 Prozent an Opel halten. Beschwichtigt werden soll so lediglich die Politik, die unbedingt verhindern will, dass Steuergelder aus Europa in der Detroiter Zentrale verschwinden. Dabei ist unklar, wie lange GM überhaupt noch überleben kann. Vor den Forderungen der US-Insolvenzverwalter retten könnte Opel dann nur noch eins: Verstaatlichung.
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