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Kommentar Olympische SpieleEin rauschendes Globalisierungsfest

Jan Feddersen
Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen und Jan Feddersen

Olympischer Sport ist ein perfekter Egalisator: Ohne alle Welt ist keine Welt. Die Spiele von London waren die Spiele der Frauen und der einst so genannten dritten Welt.

Das war's: London verabschiedet sich von der Welt Bild: reuters

E s ist keine Spekulation: Die Olympischen Spiele in London haben dem Publikum sehr gefallen. Die Sympathie speiste sich aus den TV-Übertragungen: Und die Marktanteile fielen in allen Ländern überdurchschnittlich hoch aus.

Warum Sport – also die organisierte, nichtkriegerische Rivalität zwischen AthletInnen und Ländern – so gut ankommt, liegt auf der Hand: Bilder von Wettkämpfen laden zur Identifikation ein, die Momente von Leistung, von Triumphen und Tragödien sind wie ein Theater. Und Olympische Spiele sind dementsprechend: die Bühne des wichtigsten Welttheaters der Neuzeit. Kein anderes Ereignis trägt alle Welt in alle Welt – sofern man nicht, wie ARD und ZDF, eine allzu provinzielle, deutsche Brille trägt.

Übertragungen aus London 2012 waren die Alternative zu den tagesaktuellen Üblichkeiten – vom blutigen Bürgerkrieg in Syrien in diesen Wochen etwa. Fernsehbilder von Olympischem: Das sind auch Impressionen von Utopischem, aus einer Zeit des Jetzt, die allerdings vorläufig nur im organisierten Sport Geltung hat. Die OrganisatorInnen von London und das britische Publikum feierten sich, ihre AthetletInnen und immer auch die Leistungen anderer SportlerInnen. Es war eine Show für den Sport. Für das Nebensächliche, das hauptsächlich sein kann und faktisch auch ist.

Bild: taz
Jan Feddersen

ist Redakteur für besondere Aufgaben und Leiter des Olympiateams der taz.

Olympische Spiele erzählen immer Geschichten. Von Helden und Heldinnen. Von SiegerInnen und solchen, die unbedingt gewonnen haben, auch ohne Gold. Solche wie von den saudi-arabischen Athletinnen, die erstmals bei diesem Fest antreten konnten. Von Sportlerinnen aus der sogenannten dritten Welt, die sich prächtig in Szene setzten und den einst Allmächtigen des Sports, den Hellhäutigen, die Überlegenheitsallüren streitig machten.

Es waren insofern die Spiele der Frauen und der vormaligen dritten Welt. Die Kommerzialisierung hat beiden „Gruppen“ die Teilhabe an diesem Event möglich gemacht: Wer sie links liegen lässt, missachtet Marktchancen. Olympischer Sport ist ein perfekter Egalisator: Ohne alle Welt ist keine Welt. Symbolisch stand hierfür die olympische Flammenschale von London – zusammengesetzt aus 204 Schälchen, aus denen es loderte. Jedes von ihnen stand für ein Land: Besser lässt sich Globalisierung nicht versinnbildlichen.

Was Großbritannien bot, war beste Gastgeberschaft. Multikulturell, neugierig, weltoffen. Danke!

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
Jan Feddersen
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Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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5 Kommentare

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  • R
    R2D2

    "Die Kommerzialisierung hat beiden „Gruppen“ die Teilhabe an diesem Event möglich gemacht:"

     

    Abgesehen von sonstiger Kritik an der CocaColympiade und dem Artikel hier:

    Schon mal über die Folgen dieses Mechanismus nachgedacht?

    Ich könnte kotzen!

  • I
    ion

    "Bilder von Wettkämpfen laden zur Identifikation ein, die Momente von Leistung, von Triumphen und Tragödien sind wie ein Theater.";

     

    Cf.: Platons’ Schattenspiele an der Höhlenwand.

     

     

    "Ein rauschendes Globalisierungsfest", mit und ohne Drogen hilfreich, die Wirklichkeit auf diesem Planeten nachhaltig zu verdrängen!

     

    Nein Danke!

  • SM
    Stefan M. Weber

    In was für einem erschreckenden, verzweifelten Zustand muss die taz eigentlich sein, dass sie diesen hanebüchenen, dumm-dreisten, verlogen-rassistischen (die "Hellhäutigen" waren einst die "Allmächtigen des Sports"??) Stilblütensalat von JAN FEDDERSEN auf die Titelseite hievt?!!

  • J
    jovopopo

    Zumindest was die Eröffnungs- und Abschlussfeier angeht, fand ich das Fest mehr "rauschend-nationalympia" als weltolympia like.. Das muss doch politisch so gewollt gewesen sein, in Anbetracht der Wirtschaftskrise und des drohenden Zerfalls von Großbritannien. Sicherlich wird keine Olympia frei von (innen-)politischen Motivationen sein, aber das in London war mir einfach too much. Schön, dass sich die Briten wiedergefunden haben. So sieht also positiv-gesunder Patriotismus aus, sagen einige. Bleibt nur zu hoffen, dass der Rest Europas diesem nicht nachahmt. Es ist wohl aber schon zu spät.. Dann lasst uns alle wieder so fröhlich-national sein, das wird uns sicherlich das Leben bereichern und viel Fortschritt bringen. haha.

  • E
    erikius

    Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt. Damit Feddersons Kommentar passt, muss er erst die tatsächlichen Realitäten verändern und dem Mainstream eine bestimme, selbstverständlich negative, Haltung unterschieben.

    Welche angeblich hellhäutige Überlegenheit?

    Als ob 2012 zum ersten Mal ein farbiger Mensch eine Medaille gewonnen hätte. Dritte Welt ? Jamaika, Kenia oder auch Äthiopien haben dieses Jahr nicht zum ersten Mal eine Medaille geholt... Was ist denn daran neu?

    Olympia als Rassenkampf ist schon laaaaange vorbei (auch wenn es immer eine Minderheit gibt, die das anders sehen wird). Fedderson sollte sich was neues suchen, wo er sich und der linken Elite zeigen kann, wieviel aufgeklärter sie dem Mainstream bzw. dem gewöhnlichen Bürger sind. Die meisten Menschen bedürfen nicht eines mahnenden Zeigefingers von links aber vielen Dank für den Versuch...