Kommentar Ölförderung vor den Kanaren: Bohrturm statt Sandstrand
Die spanische Regierung dreht die Uhr zurück. Auf den Kanarischen Inseln setzt sie statt auf Erneuerbare Energien auf Ölförderung.
S paniens konservative Regierung dreht die Uhr zurück. Nicht nur im Sozialbereich und bei den Bürgerrechten, sondern auch in der Energiepolitik. Ministerpräsident Mariano Rajoy scheint sich das Motto der Republikaner in den USA zu eigen gemacht zu haben: Mit „Bohr Baby, bohr!“ forderten sie einst die Erdölsuche vor der Küste der USA, anstelle des Ausbaus der erneuerbaren Energien.
Auch Rajoy sieht den vermeintlichen Ausweg aus der Energiekrise auf dem Meer. Vor den Kanarischen Inseln soll bald schon nach Erdöl gesucht werden. Das werde Spanien wettbewerbsfähiger und vor allem unabhängiger von Erdölimporten machen.
Rajoy sitzt den gleichen Denkfehlern auf, wie seine Gesinnungsgenossen auf der anderen Seite des Atlantiks. Selbst wenn das spanische Unternehmen Repsol vor der afrikanischen Küste Öl findet, wird Spanien wenig davon profitieren. Erdöl wird zum Weltmarktpreis gehandelt, egal woher es kommt. Billiger wird die Energieversorgung dadurch nicht.
Gleichzeitig würgen die Konservativen – ganz im Sinne der übermächtigen Energieversorger – die Entwicklung der erneuerbaren Energien ab. Das Land, das über Sonne und Wind im Überfluss verfügt, arbeitete sich in den 1990er und den 2000ern an die Weltspitze. Ein Moratorium der Konservativen, das den Ausbau der erneuerbaren Energieformen stoppt, machte diese Entwicklung zunichte. Damit verliert Spanien die einzige Branche, die für eine flächendeckende Industrialisierung sorgte und die Milliarden im Exportgeschäft verdient hat.
Die Regierung setzt die falschen Signale. Ein Blick auf die kleinste Kanareninsel zeigt, wo die Zukunft liegt. El Hierro versorgt sich seit diesem Monat zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen und senkt damit nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch den Strompreis für die Verbraucher.
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