Kommentar Ökologie von Bankenfusion: Olaf Scholz, helfen Sie der Arktis
Die Commerzbank ist etwas umweltfreundlicher als die Deutsche Bank. Olaf Scholz sollte eine Fusion abhängig von Klimaschutzzielen machen.
D ie Commerzbank ist eine schöne Bank. Zumindest, wenn man sie neben die Deutsche Bank stellt und die Ambitionen in Sachen Klimaschutz vergleicht. Beide prüfen ja derzeit eine Fusion. Deshalb hier ein vermutlich sinnloser Appell an Goldman Sachs und Rothschild, die beiden Investmentbanken, die derzeit die Commerzbank beraten: Bitte werfen Sie einen Blick in das „Rahmenwerk der Commerzbank zum Umgang mit Umwelt- und Sozialrisiken im Kerngeschäft“.
Sollte es zu einer Fusion mit der Deutschen Bank kommen, hat dieses Rahmenwerk unverändert Gültigkeit in dem neuen Institut zu haben. Die Bestimmungen der Commerzbank sind nämlich in einigen Bereichen bemerkenswert: Das Institut beteiligt sich nicht an Projekten zur Gewinnung von Öl aus Teersanden, zu umweltschädlich, schreibt die Bank. Sie beteiligt sich auch nicht an der Finanzierung der Förderung von Öl und Gas in der Arktis. Die stehe wegen ihrer „Auswirkungen auf Natur, Tierwelt und indigene Völker“ stark in der Kritik.
Eine Gruppe internationaler NGOs hat jetzt festgestellt, dass Großbanken immer mehr Geld in fossile Energieträger stecken statt weniger, wie es der Klimaschutz notwendig machen würde. In diesem Report steht die Commerzbank nicht schlecht da – im Gegensatz zur Deutschen Bank. Die hat 1 Milliarde Euro in Öl- und Gasprojekte in der Arktis investiert und 1,3 Milliarden Dollar in Projekte in Verbindung mit Teersanden gesteckt.
Wohl gemerkt, auch die Commerzbank ist kein Engel. Laut der NGO Urgewald finanziert sie entgegen den eigenen Richtlinien als Mehrheitseigentümerin der polnischen mBank immer noch neue Kohlekraftwerke. Laut der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen macht die Commerzbank auch Geschäfte mit Atomwaffenproduzenten. Dennoch, Herr Scholz: Als Bundesfinanzminister sind Sie Miteigentümer der Commerzbank. Machen Sie doch eine Fusion davon abhängig, dass das neue Institut aus den schädlichsten Ölgeschäften aussteigt. Das wäre mal ein Signal. So als SPD.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind