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Kommentar OB-Wahl in TübingenEin großes Gewese

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Boris Palmer ist offensiv, laut und medial überaus präsent. Das heißt nicht unbedingt, dass die grüne Bundespolitik nun mit ihm rechnen muss.

Boris Palmer präsentiert sich als Heiland und er hat als Politiker noch viel vor. Bild: dpa

S agt Ihnen Michael Korwisi etwas? Nein? Wie ist es mit Wolfgang Pieper, Dieter Salomon und Elke Mundhenk? Nicht wirklich. Aber Boris Palmer sagt Ihnen etwas, richtig? Dabei haben Palmer und all die anderen „Unbekannten“ gleich mehrere Dinge gemeinsam: Sie sind Grüne und sie sind (Ober)Bürgermeister einer kleineren oder größeren Stadt.

Vom hessischen Homburg von der Höhe, von Telgte in Nordrhein-Westfalen, von Freiburg im Breisgau und von Dannenberg im niedersächsischen Wendland. Der Unterschied zwischen Palmer, der im baden-württembergischen Tübingen gerade wieder zum Oberbürgermeister gewählt wurde, und seinen AmtskollegInnen ist die Attitüde. Palmer ist offensiv, laut, medial überaus präsent. Palmer präsentiert sich als Heiland, und er hat als Politiker noch viel vor. Manche sehen ihn bereits als Winfried Kretschmanns Nachfolger als grüner Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

Doch die anderen, die, die niemand außerhalb der eigenen Orte kennt, machen ihren Job ebenso gut. Aber sie machen kein Gewese darum, sie machen das, was das Amt ihnen abverlangt. Sie kümmern sich um Kitas, Gesundheitszentren, den Mittelstand. Um Bauern, den Haushalt und den Wohnungsbau. Bei den Leuten vor Ort kommt das gut an. Deswegen werden manche Stadtoberhäupter gern wiedergewählt.

Tübingen hat knapp 85.000 Einwohner und 23 Stadtteile. Trotzdem ist Tübingen nicht der Nabel der Welt, nicht einmal der Nabel der Grünen. Dass Palmer dort noch einmal Rathauschef ist, heißt nicht, dass die grüne Bundespolitik jetzt mit ihm rechnen muss. Es ist allenfalls prima für Palmers Vita.

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In einer ersten Version des Textes wurde versehentlich Uwe Erner, Bürgermeister von Herdorf, erwähnt. Erner wird jedoch nicht mehr von den Grünen unterstützt. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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5 Kommentare

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  • Vielleicht kann mir Frau Schmollack auch noch erklären, was Künast und Trittin richtig und Palmer und Kretschmann falsch machen?

  • Sag ja: "Willkommen bei der "Bild-TAZ". Sehr inhaltsvoll und aussagekräftig der "Artikel"...

  • Und die Journalie hätte es also am liebsten, wenn überall graue Mäuschen auf den Bürgermeistersesseln sitzen würden??? Warum glaube ich das jetzt nicht???

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Ein wirklich selten unbedarfter Artikel. Soll uns jetzt erzählt werden, Palmer ist ein Narzisst, dem es nur darum geht, Gewese um seine Person zu machen? Mehr ist dem Text nämlich im Grunde nicht zu entnehmen.

  • omg, gibt es auch fakten zu dem thema? oder wollen sie uns nur allgemein ein bisschen was über Palmer erzählen, welche Aussage hat der Artikel eigentlich. Wenn sie denn unbedingt einen Artikel schreiben müssen füttern sie ihn doch ein bisschen mit Inhalt und erzählen sie uns doch z.b. warum Palmer auch innerhalb der Grünen stark polarisiert.