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Kommentar Milliardenverlust bei EonKein Dank für die Steuerzahler

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Folgen der Energiewende haben bei Eon zum höchsten Verlust in der Firmengeschichte geführt. Wenigstens wird nun Klartext geredet.

Bald haben die Verursacher des Strahlenmülls ihre Schäfchen im Trockenen Foto: dpa

D ie Lieblingsvokabeln der Eon-Vorstände waren bemerkenswert: Vom „Befreiungsschlag“ war bei der Bilanzvorstellung am Mittwoch oft die Rede, von „Lasten der Vergangenheit“, derer man sich nun mit Sonderabschreibungen entledigt. Und auch von einem „Schlussstrich“.

„Danke, liebe Steuerzahler“, hätte Firmenchef Johannes Teyssen fairerweise hinzufügen müssen. Denn diese Perspektiven für den Konzern eröffnete erst der Beschluss der Bundesregierung, die Atomkonzerne aus der Haftung für ihren Strahlenmüll zu entlassen. Das Gesetz ist verabschiedet, der dazugehörige Vertrag mit den Konzernen unterschriftsreif.

Mitte des Jahres wird Eon zwar noch rund 10 Milliarden Euro an den staatlichen Kernenergiefonds überweisen müssen, was den Konzern im Moment natürlich schmerzt. Aber damit sind dann für das Unternehmen alle Kostenrisiken beseitigt, die, ginge es nach dem Verursacherprinzip, noch auf Ewigkeiten die Bilanzen belastet hätten.

So aber haben die Verursacher des Strahlenmülls nun ihre Schäfchen im Trockenen. Und damit kann dann Eon erstmals Tacheles reden. Ganz nonchalant ist im Vorstand von den „faktisch unbegrenzten Risiken der nuklearen Zwischen- und Endlagerung“ die Rede. Jetzt kann man es ja so offen sagen, wo man selbst für den Dreck nicht mehr zuständig ist, sondern der Staat. Ach ja: Insbesondere sei diese „Enthaftung“ des Konzerns für die Aktionäre wichtig, war auf der Bilanzpressekonferenz zu hören.

Für solches Entgegenkommen nimmt der Konzern dann gern mal in Kauf, dass er in der 2016er Bilanz einige Milliarden abschreiben muss. Dafür kann er nun mit der „neuen Eon“ ohne Altlasten in die „neue Energiewelt“ starten – auch das waren häufige Formulierungen am Mittwoch. Und es ist nicht einmal auszuschließen, dass Eon damit Erfolg hat. Nur werden die Steuerzahler weiterhin kein „Danke“ von Vorstand und Aktionären zu hören bekommen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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5 Kommentare

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  • Der Satz von Jürgen Trittin bei dem Presse-Termin der Endlagerkomission passt ja dazu. "Gläubiger müssen dafür sorgen das die Schuldner zahlungsfähig bleiben." Das ist wohl nun der Fall.

  • E.ON SE. Geschäftsbericht 2015.

     

    Der Jahresfehlbetrag 2015 betrug -2.131.442.862,31 €. E.ON hatte also wirtschaftlich im Geschäftsjahr 2015 massive Verluste gehabt.

     

    Da gab es allerdings noch Gewinnrücklagen von 3.107.641.162,31 €. Und dann hat man 976.198.300,00 € als Bilanzgewinn ausgewiesen und an Aktionäre ausgezahlt.

     

    Das kann auf online gelesen werden. Geschäftsbericht 2015 E.ON SE. Teil: Vorschlag für die Verwendung des Bilanzgewinns.

    https://www.bundesanzeiger.de/

    In 2015 musste niemand entlassen werden!

     

    In Wirklichkeit ist es so. Das Handelsrecht ist längst verbesserungsbedürftig. Ein Unternehmen hat viele Möglichkeiten, einen Verlust oder Gewinn - der Höhe nach - massiv zu beeinflussen.

     

    Und die Wirtschaftsprüfer, die die Geschäftsberichte prüfen, werden von den zu prüfenden Unternehmen selbst bezahlt. Also können wir alle davon ausgehen, dass zu öffentlichen Offenbarungen durch Wirtschaftsprüfer viel zu selten kommen kann. Lediglich dann, wenn z.B. das Land ein Miteigentümer eines Unternehmens ist und von einem Verst0ß nicht weiß.

     

    So gibt es viele Instrumente, wie man einen Gewinn drückt (z.B. das Thema Abschreibungen, wie letztens bei der Deutschen Bank) oder ins Ausland verlagert (z.B. das Thema interne Verrechnungspreise).

     

    Nach Ansicht des Verfassers müssen die Leute jetzt nicht entlassen werden. Vielmehr sollte die E.ON die eigene Geschäftskonzeption insbesondere Betreffend Produktpalette überprüfen.

     

    Wenn die Leute nicht entlassen werden würden, wird ja der Konzern nicht Pleite gehen! Die Politik sollte sich Gedanken machen, wie das Handelsrecht verbessert werden könnte, damit es nicht so viele Arbeitnehmerentlassungen gibt!

  • Klar, ist EON der Verursacher. Aber, warum ist es der Verursacher? Weil es Strom produziert hat, für alle, die nicht schon seit Jahrzehnten Ökostrom beziehen. Also praktisch für uns alle. Insofern sind wir leider auch Mit-Verursacher. Es gab auch keine wirklichen Alternativen. Mehr Kohlekraftwerke und wir hätten noch mehr CO2. Das was man kritisieren kann, sind all die diversen Händel die angeblich in dem Namen der Steuerzahler eingegangen wurden und die im Strompreis, Rückstellungen, Konzerngewinn etc zum Ausdruck kommen.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @fly:

      "Es gab auch keine wirklichen Alternativen."

       

      Wer nicht auf die "wirklichen Alternativen" warten wollte, wurde selbst zur Alternative, und das schon lange, bevor Eon sie entdeckt hat.

      Hätten nicht Bürger selber das Heft in die Hand genommen, wären die Stromkonzerne weiter im fossilen Tiefschlaf verharrt.

    • @fly:

      Widerspruch.

      Es gab von Anfang an Alternativen.

      Nur waren diese ohne Monopolrechte und damit nicht im gleichen Masse gewinnbringend.

      Es bleibt die Zuversicht, dass in wenigen Jahren die Schuldigen (wirtschaftlich) nicht mehr existieren werden und somit ihren Zahlungen nicht nachkommen werden. Vergessen wir nicht die Namen der Täter. Lasst uns mit Hochdruck an einer Lösung arbeiten, für eine sichere Zukunft unserer Kinder.