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Kommentar Metastudie zum Bio-EssenNicht gesünder, aber besser

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Unterschiede zwischen Bio- und konventionellen Nahrungsmitteln betreffen nur sehr wenige Inhaltsstoffe. Trotzdem lohnt es sich, Bio zu kaufen.

Vielleicht nicht gesünder, aber wenigstens gut für die Umwelt: Bio-Essen. Bild: dpa

N ein, auch die neueste Studie zu Öko-Lebensmitteln belegt nicht, dass Bio gesünder ist. Die Unterschiede, die Forscher der Universität Newcastle zwischen Bio- und konventionellen Nahrungsmitteln festgestellt haben, betreffen nur sehr wenige Inhaltsstoffe. Trotzdem lohnt es sich, Bio zu kaufen.

Denn wer mit seinem Einkauf die konventionelle Nahrungsmittelbranche finanziert, ist mitverantwortlich für gravierende Umweltprobleme. Die herkömmliche Lebensmittelproduktion ist mehreren Untersuchungen zufolge der Hauptgrund dafür, dass viele Flüsse nicht mehr als Trinkwasserquelle taugen. Die Chemielandwirtschaft ist auch Hauptverursacher des Pflanzen- und Tierartensterbens in Europa.

Das liegt vor allem an den Pestiziden und dem hohen Nährstoffeinsatz. Im Biolandbau sind chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger verboten. Das spart auch erhebliche Mengen Treibhausgase, denn die Produktion dieser „Betriebsmittel“ verschlingt viel Energie.

Auch die Haltungsbedingungen von Tieren sind im Schnitt in der Biolandwirtschaft besser. Ökobauern müssen mehr Platz und Auslauf gewähren. In der konventionellen Haltung ist es Standard, Schweinen die Ringelschwänzchen mit einer Klinge zu kürzen – ohne Betäubung. Dieses Kupieren soll verhindern, dass sich die Tiere in der reizarmen Umgebung im Stall gegenseitig in den Schwanz beißen. Bei Biohaltung ist das eine Ausnahme, die bei den Behörden beantragt und selten genehmigt wird.

Das sind gute Argumente für Bio. Umso bedauerlicher ist es, dass manche Ökoverbände mit dem schlecht belegten Gesundheitsargument arbeiten. Das sollten sie vermeiden. Denn wer immer wieder haltlose Behauptungen aufstellt, verliert irgendwann seine Glaubwürdigkeit.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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13 Kommentare

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  • Der Autor des Artikels behauptet, dass die Meta-Studie nicht belegt, dass Bio-Essen gesünder sein, belegt aber seinerseits seine Behauptung nicht. Es ist unlogisch zu folgern, dass Bio-Lebensmittel nicht gesünder seien als konventionelle weil sie sich nur in wenigen Inhaltstoffen unterscheiden. Auch Unterschiede bei nur wenigen Inhaltsstoffen können ja relevant sein!

    Diejenigen, die die Ergebnisse der Meta-Studie mit dem Argument abtun, dass die nächste Studie sicher wieder das Gegenteil behaupten wird, verstehen offensichtlich den Unterschied zwischen Einzel- und Meta-Studie nicht. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum diese britische Studie kritisiert und zurückgewiesen wird, statt sie als EIN Argument unter vielen für Bio-Lebensmittel zu nutzen.

    Gleichzeitig bin auch ich der Meinung, dass das Gesundheitsargument bei der Entscheidung, Bio-Lebensmittel zu kaufen, zu vernachlässigen ist. Worum es wirklich geht ist der respektvolle Umgang mit den Böden, Pflanzen und Tieren.

  • Das Umweltinstitut München e.V. kommt zu einem anderen Schluss:

     

    "Britische Wissenschaftler der Universität von Newcastle haben knapp 350 Studien ausgewertet und dabei Bio- und konventionelles Obst und Gemüse bezüglich ihrer Inhaltsstoffe verglichen. Das Ergebnis: Bioware hatte einen wesentlich niedrigeren Gehalt an Schwermetallen, Nitrat, Nitrit und Pestizidrückständen sowie einen bis zu 60 Prozent höheren Anteil an Antioxidantien."

     

    So unterschiedlich kann selbst der Blick auf eine Meta-Studie sein.

  • Komisch... asugerechnet heute haben die Schweizer was anderes veröffentlicht: "Grosse Nährstoffunterschiede zwischen biologischen und konventionellen Lebensmitteln" http://tinyurl.com/pb3dkt5

    @Jens: du hast so Recht. Dieses Bild kriegt auch von mir eine 5!

  • Es lohnt sich also trotzdem, Bio zu kaufen? Diesem wohl gemeinten Ratschlag liegt die Annahme zu Grunde, dass richtiges Konsumverhalten tatsächlich einen Unterschied machen würde. Diese Annahme ist mehrfach problematisch: Sei kommt pseudo-demokratisch daher (jedeR konsumiert ja schließlich) , aber ignoriert die ungleiche Verteilung von Einkommen. Solange Menschen nicht anders können als billig einzukaufen, ist die Aussage, wer falsch einkaufe verursache schwere Umweltschäden, fast schon zynisch. Ferner ist die bloße Konsumentscheidung nicht in der Lage, die strukturellen (kapitalistischen) Bedingungen der Lebensmittelproduktion zu ändern. Zu glauben, dass die Massenproduktions-Betriebe pleite gehen werden, wenn nur alle schön Bio kaufen, ist mindestens weltfremd. Veränderung gelingt nur auf dem Weg des zivilgesellschaftlichen Protests. Doch wer "richtig" einkauft hat weniger Grund, sich zu engagieren. Der fair gehandelte Bio-Vanille-Moccachino wird so zum Lifestyle-Gimmick, das obendrein noch angenehm sedierend wirkt.

    Glaubwürdigkeit hängt nicht nur von Transparenz ab.

  • Ob in Plastik eingepackte Bio-Tomaten aus Spanien gut für die Umwelt sind (Aufmacherbild) bezweifle ich doch stark: Wassserintensives Wirtschaften, lange Transportwege, teilweise unmenschliche Arbeitsbedingungen (auch bei Bio, denn Bio ist ja nicht automatisch fair oder sozial). Daher in meinen Augen eine 5 für die Bilderwahl.

    • @Jens Brehl:

      Das war auch mein Gedanke. Ich war heute bereits in meiner Heimatstadt auf dem Wochenmarkt und keines der von mir gekauften Erzeugnisse (Käse, Obst, Gemüse) hat eine größere Entfernung, als vielleicht 50 km hinter sich (Die regionalen Erzeuger müssen halt in die größeren Städte mit der entsprechenden Kaufkraft tingeln) Und es ist geschmacklich ein riesiger Unterschied zwischen mehligen sauren nachgereiften spanischen Aprikosen oder heute früh vom Baum gepflückten Aprikosen aus dem Mansfelder Land. Auch wenn diese nicht "Öko" sind.

      • @petkrueg:

        Bio wird für mich auch richtig spannend, wenn es regional geschieht. Kurze Transportwege ermöglichen eine andere Frische und ich kann mir die Betriebe auch anschauen. Das schafft in meinen Augen Vertrauen, das ein Siegel nicht ganz ersetzen kann.

         

        In diesem Jahr mache ich auch die ersten Erfahrungen mit einem eigenen Garten. Der Bezug zu Lebensmitteln, die du selber gezogen hast ist noch mal ganz was anderes. Über meine Gärtnererfahrung blogge ich übrigens: http://www.brehl-backt.de/tag/saisongarten/ - Nicht immer geht alles glatt, da ich ja als Hobbygärtner noch ganz am Anfang stehe.

        • @Jens Brehl:

          Da ich viel auf Dienstreisen bin, kann ich mir leider aus Zeitgründen keinen Garten zulegen. Und ich lebe in der Stadt Deutschlands, in dem es den ersten Schrebergartenverein überhaupt gab und noch gibt.

          • @petkrueg:

            Es muss ja nicht immer der eigene Garten sein. In vielen Städten gibt es Gemeinschaftsgärten, bei denen man je nachdem wie viel Zeit man hat mitmachen kann. In diesem Fall kümmert sich eine Gemeinschaft um den Garten, auch wenn du mal unterwegs bist.

             

            Auch beim Saisongarten (darüber blogge ich) gibt es einige, die gemeinsam eine Parzelle bewirtschaften.

             

            Ich habe auch aus "Zeitgründen" lange gezögert bevor ich mit dem Gärtnern angefangen habe.

  • Ein bisschen mehr skepsis gegenüber solchen uni gutachten wäre angebracht. Gerade eine "linke" tageszeitung sollte hier angesichts der mehrfach gezeigten reportagen, sogar aus den redaktionen von ard und zdf, über den glyphosat skandal und das vollpumpen der tiere mit antibiotika etwas kritischer berichten.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Paperlapap. Wer glaubt, daß eine geschmacklose blasse holländische Wassertomate dasselbe ist wie eine eigenhändig im Garten gezogene, schmackhafte schöne rote Frucht, dem hat´s vor lauter Studien die klare Wahrnehmung getrübt. Studien sagen mal dies, mal das, je nachdem, wer sie grad finanziert oder ein Interesse dran hat. Und für die Wissenschaft gilt ohnehin: Das Wissen von heute ist der Irrtum von morgen.