Kommentar Medizin in der Tierzucht: Missbrauch als Methode
Die flächendeckende Vergabe von Antibiotika in den Mastställen legt den Verdacht nahe, dass sie nicht nur zur Bekämpfung von Krankheiten eingesetzt werden.
D er Name Antibiotikum sagt es doch eigentlich schon: "Anti bios" meint "gegen das Leben". Was also haben diese in der EU seit 2006 als Doping verbotenen Mittel in der Nahrungsproduktion zu suchen? Nichts. Der flächendeckende Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung erleichtert allenfalls den Mästern ihr Geschäft, den Verbrauchern bringt es weder mehr Geschmack noch mehr Gesundheit.
In deutschen Ställen, gerade im Agrarland Niedersachsen, ist der Missbrauch seit langem Methode. Streng genommen dürfen Antibiotika nur zur Behandlung kranker Tiere verschrieben und verabreicht werden. Tatsächlich aber geben fast alle Fleischzüchter ihren Tieren regelmäßig Antibiotika: Kälbern, Schweinen, Hähnchen, Puten.
Das haben inzwischen sogar amtliche Untersuchungen bestätigt. Geschehen ist dennoch nichts, und der Verdacht ist nicht zu weit hergeholt, dass Agrarproduzenten und Agrarpolitiker viel gegenseitiges Verständnis aufzubringen vermögen.
Das muss ein Ende haben, nicht zuletzt wegen der Gesundheitsgefahren für Menschen, die durch wachsende Resistenzen entstehen. Durch Nahrungsproduktion ein im Bedarfsfall notwendiges Medikament wirkungslos zu machen, ist eine Entwicklung des Irrsinns.
Deshalb muss Schluss sein mit dem Agrarlobbyismus. Und es muss Schluss sein mit der nicht ökologischen und nicht artgerechten Tiermast.
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