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Kommentar Manning-UrteilAlibijustiz für den guten Ruf

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Das Urteil ist politisch und unrecht. Der Freispruch vom Vorwurf der „Hilfe für den Feind“ ist nur ein billiges Zugeständnis, um den Schein der Demokratie zu wahren.

Manning ist in zwanzig Anklagepunkten für schuldig befunden worden und wird abgeführt. Bild: ap

D as Urteil gegen Wikileaks-Informant Brad Manning erfüllt verdächtig genau die politischen Anforderungen der Obama-Regierung. Der Freispruch vom Vorwurf der „Hilfe für den Feind“ steht wie ein kleiner Sieg der Verteidigung da – aber das spricht schon Bände darüber, woran die Öffentlichkeit sich inzwischen gewöhnt hat.

Der Vorwurf war von Beginn an absurd. Und so scheint es fast, als sei die Entscheidung der Richterin aus der vergangenen Woche, diesen Anklagepunkt nicht fallen zu lassen, lediglich mit dem Ziel getroffen worden, Manning im abschließenden Urteil wenigstens in diesem Punkt freizusprechen. Das sieht besser aus.

Die Obama-Regierung hat mit ihrem exzessiven Vorgehen gegen Whistleblower international viel schlechte Presse geerntet. Der Fall Brad Manning, der lange in Isolationshaft saß, bevor der Prozess auch nur begann, sorgte dafür, dass NSA-Enthüller Edward Snowden weltweit auf Verständnis stieß, als er sich rechtzeitig absetzte. Nicht gut für die USA.

Insofern musste der Manning-Prozess jetzt zwei Dinge gleichzeitig erfüllen: Das Urteil musste drastisch genug sein, um Whistleblower abzuschrecken, außerdem aber zeigen, dass auch im Militärprozess alles mit rechten Dingen zugeht. Ein Freispruch vom weitreichendsten Anklagepunkt bei gleichzeitigem Schuldspruch in allen anderen erfüllt genau das.

Das für Zufall zu halten wäre blauäugig. Zu Recht erinnert der Filmemacher Michael Moore in der Huffington Post daran, dass sämtliche wegen Kriegsverbrechen im Irak oder Afghanistan belangten Soldaten zusammen nicht so lange einsaßen, wie Bradley Manning allein sitzen wird – auch in diesen Fällen erfüllte die Militärjustiz ihre Funktion. Alibijustiz nach außen, keine Verunsicherung der Truppe nach innen. Militärjustiz ist politische Justiz. Sie ist Unrecht.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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4 Kommentare

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  • C
    carlos

    Die Transparenz Amerikas in Zeiten des Vietnamkrieges war ja gerade gut für die USA, weil

     

    sie eine Kultur- und Technologieevolution ermöglicht hat und die Ächtung von ABC-Waffen verstärkte.

     

    Einige sehr kluge Leute

     

    haben Milliardenimperien

     

    im Software-, Computer-,Internet-, Musikbereich uvm.

     

    geschaffen und sind eben NICHT

     

    im Vietnamkrieg zerstört worden!

     

    Die stützen wirklich den Führungsanspruch der USA und

     

    sichern Wohlstand und Freiheit.

     

    Tranparenz kann auch heilsam sein! Ohne die Daheimgebliebenen wäre

     

    der Kalte Krieg viel unentschiedener gewesen

     

    und hätte auch Scheitern können.

     

    Manning hat viele junge Seelen

     

    in Amerika vor ihrer Zerstörung bewahrt und die Tyrannei angeprangert!

     

    Ein Urteil ohne die Berücksichtigung der ausgeübten

     

    Schutzfunktion für die Allgemeinheit in USA , Irak,

     

    Afghanistan etc., kann niemals

     

    ein faires Urteil sein.

  • M
    McNotMara

    Hier stimme ich mit Herrn Pickert überein!

     

    Die Strafe ist schon jetzt

     

    höher als für die Nuklearbombenverräter.

     

    Wo ist hier noch die Verhältnismäßigkeit?

     

    Das Saubermannimage Obamas

     

    soll um jeden Preis gewahrt werden und wenn es die

     

    Korrumpierung der Gewaltenteilung bedeutet.

     

    Die Generation Clinton

     

    (zahlreiche ungeklärte Morde

     

    in seinem Umfeld, Raketenbeschuss einer illegalen Medikamentenproduktionsstätte

     

    in Afrika,

     

    massiver Ausbau von Hedgefonds, Hochfrequenzhandel, CDOs,

     

    Sandy Powells Act),

     

    Bush(gefälschte Beweise für Irakkrieg, Guantanamo, Abu Ghuraib, Billionenschulden,

     

    fehlende Bankenaufsicht

     

    bei Immobilienspekulationen-

     

    vorsätzliches Mißmanagement

     

    der Kreditverkäufer gewährt,

     

    ausbleibendes Bankenabwicklungsmanagement

     

    beim Fall Lehman Brothers),

     

    Obama(

     

    supergewaltige Schuldenaufnahme,

     

    Drohnentötung vor juristischer Strafermittlung

     

    und juristischer Zusammenarbeit mit Pakistan; das, was die Technik

     

    zusätzlich leisten kann, verkümmert an sozialer Kompetenz, Militärgerichte

     

    mit korrumpierter Beförderungspraxis)

     

     

     

    Obama gibt selbst den bedenklichen Zustand des US-Militärs zu!!

     

    Die Rassentrennung im Militär

     

    ist seit langem verpönt, Obama

     

    führte Sexualparteien

     

    in der Armee ein und öffnet

     

    damit neuen Scharlatanen Tür und Tor.

     

    Das Leistungsprinzip, Vertrauensprinzip, Integritätsprinzip, Akzeptanzprinzip zur Beförderung

     

    wird ersetzt durch Willfährigkeit und Proporz!

     

    So zerstört sich eine Nation von innen heraus.

  • L
    lowandorder

    "…Militärjustiz ist politische Justiz. Sie ist Unrecht."

     

     

     

    Danke für die klaren Worte.

     

    By the way sei daran erinnert, daß es den eklatant verfassungswidrigen klandestinen Versuch der klammheimlichen Installierung einer Militärgerichtsbarkeit in der (alten) Bundesrepublik vor der Wende gegeben hat.

     

    Die dabei/damit enttarnten Kollegen taten wie Tulpe;

     

    obwohl schon Titel, Pöstchen, Anzugsordung - ja gar Fortbildungen verteilt/stattgefunden waren/hatten.

     

     

     

    Ulrich Vultejus - kampferprobter Amtsrichter aus Hildesheim - hat diesen handfesten, natürlich

     

    geleugneten Skandal ( alles unautotisierte Vorüberlegungen etc - als wenn das was geändert hätte!) in seinem Buch

     

    " Kampfanzug unter der Robe"

     

    dingfest gemacht!

     

    ( feinsinnig um eine von ihm zufällig bei einer Tagung aufgefundenen Liste von beeindruckenden Justizkarrieren " vorher/nachher" ergänzt,

     

    => nazi-braun war eher karrierefördernd!

     

    und wörtlich: - " den Schlapphüten im Saal nur so viel

     

    - es gibt eine hinterlegt Kopie"!)

  • G
    gast

    Und interessanterweise war irgendwo zu lesen, dass die Richterin kurz vor einer Beförderung an das nächsthöhere Gericht stehen soll. Da muss man dann vielleicht doch kein Kaffeesatzleser sein, um zu Vermutungen zu gelangen.