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Kommentar MaklergebührenKein Geld für den Schwager

Kommentar von Svenja Bergt

Das größte Übel bei der Wohnungssuche: die Maklergebühr. Wer den Makler beauftragt, sollte ihn auch bezahlen. Was für eine großartige Idee!

E s ist wirklich widersinnig: Da machen zwei Leute einen Deal, beide profitieren davon. Und ein Dritter muss zahlen. Worum es geht? Um eines der größten Übel bei der Wohnungssuche: die Maklergebühr.

Dabei ist es nicht einmal so, dass der Berufsstand des Maklers per se zu verdammen wäre. Wer einen Makler braucht, weil er eine Wohnung oder ein Haus zum Kaufen oder zur Miete sucht, gut verdient und keine Zeit hat, soll sich gerne eines Maklers bedienen. Ebenso soll der Besitzer der Immobilie, der keine Lust hat, Termine mit den Suchenden zu machen, das Ganze womöglich noch mit den aktuellen Bewohnern abzustimmen und dann Fragen zu Haustieren und Morgensonne zu beantworten, die Dienste eines Maklers in Anspruch nehmen. Aber: Wer den Makler beauftragt, soll ihn auch bezahlen.

Mit dieser kleinen Änderung, die jetzt die SPD-geführten Landesregierungen von Hamburg und Nordrhein-Westfalen vorschlagen, ginge eine große Veränderung im Markt einher. Sämtliche gängige Praktiken, die stark an Vetternwirtschaft erinnern, wären auf einen Schlag unattraktiv. Die Praxis der Hausverwalterin etwa, die ihren Schwager als Makler auftreten lässt und dafür einen Teil der Gebühr unter der Hand erhält: Sie wäre vorbei, wenn die Kosten nicht mehr dem neuen Mieter in Rechnung gestellt werden können.

Svenja Bergt

ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

Natürlich wären damit noch nicht alle Probleme aus der Welt. Wohnungssuchende, die dem Vermieter unauffällig ein paar Scheine zustecken, ominöse Verwaltungsgebühren, die auf einmal gezahlt werden müssen. Auch das Problem des Wohnungsnotstandes in Metropolen wäre nicht gelöst. Aber es wäre ein kleiner, einfach zu habender Fortschritt. Die Suchenden würden es sicher danken.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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13 Kommentare

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  • W
    wauz

    Das Problem reicht weiter

     

    Eine Wohnungsbaugenossenschaft oder eine Wohnungsbaugesellschaft in öffentlicher Hand braucht keinen Makler. Die sind seit eh und je problemlos in der Lage, sich selbst Mieter auszusuchen. Auch große private Wohnungsfirmen könnten das zumindest. Oft aber verschieben sie mit dem Makler ihre Gestehungskosten so auf den Mieter. Die hätten aber nicht wirklich ein Problem damit, den Makler bezahlen zu müssen, weil es für sie wahrscheinlich immer noch wirtschaftlich wäre.

    Das große Problem sind die unzähligen "privaten" Vermieter, die zum selber suchen nicht fähig und um die Kosten zu ragen wirtschaftlich zu klein sind. Genau diese Klientel wird aber seit 30 Jahren massiv vom Staat gezüchtet.

    Öffentliches Geld darf nur für einen öffentlichen Wohnungsbau verwendet werden, wenn das Eigentum in öffentlicher Hand bleibt.

    Wer "privat" nicht genug Geld hat, Häuser zu bauen, soll es einfach lassen. Banken, die ihr Geld anlegen müssen, sollen dies auf eigenes Risiko in Wohnungsfirmen stecken. Ohne Förderung durch de Staat und Risikoabdeckung kreditabhängiger "Investoren".

  • MU
    Makler und Familienvater

    Das ist mal wieder typisch. Hier wird doch zum wiederholten Male vom Versagen der Politik abgelenkt und Makler sollen jetzt an Allem Schuld sein und als blutsaugende Monster hingestellt werden. Pfui, schämt euch!!!

     

    Mehr Wohnraum schaffen schafft Arbeitsplätze und senkt gleichzeitig den Mietspiegel. Angebot und Nachfrage!!! Das wäre der richtigere Weg.

     

    Makler sind sowohl dem Vermieter/Verkäufer als auch dem Mieter/Käufer von großem Vorteil.

    Sehr oft wissen Eigentümer gar nicht, wie man eine Immobilie bewertet oder zu welchem Preis sie Ihre Immobilien verkaufen können. Umgekehrt kann ein Makler für den Käufer, unangenehme Preisverhandlungsgespräche mit dem Eigentümer übernehmen und den Kaufpreis nach unten regulieren.

     

    Durch die Dienstleistung eines Maklers (Zeitungsannoncen oder Internetanzeigen) werden Miet/Kaufinteressenten überhaupt auf die entsprechenden Immobilien aufmerksam.

     

    Kaufineteressenten werden aufgeklärt, worauf man beim Kauf einer Immobilie achten muss. Makler besorgen die entsprechenden Unterlagen die zum Vorbereiten der notariellen Kaufverträge und der Finanzierungen benötigt werden.

     

    Schon mal daran gedacht? Aber Nein, von alledem kein Sterbenswort. Dienstleistung immer gerne, dafür zahlen Nein Danke! Das ist unser Übel!!!

     

    Allen Mietsuchenden und künftigen Käufern von Immobilien sei folgendes gesagt: Ohne Makler machen doch Eigentümer mit euch was sie wollen. Niemand schaut ihnen mehr auf die Finger. Gespart ist im Grunde nichts!!!

  • TF
    Thomas Fluhr

    Endlich mal 'ne gute Idee. Dieses Raubrittertum gehört gestoppt.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    In Frankreich ist Makler ein Ausbildungsberuf. Dort wird der Makler im Auftrag des Suchenden tätig, wenn der keine Lust, Zeit oder Möglichkeit hat, selber nach einer Immo zu suchen.

    Hier in D sind es meistens Abzocker, die den Besitzern die Arbeit abnehmen und dafür den nächsten abkassieren. Aber es sind nicht nur die Makler, die raffgierige A****löcher sind. Ich möchte an die 80er erinnern. Als Wohnungssuchender hat man vom Vormieter gehört:"Für die Küche müssen wir aber 6ooo bekommen. Die muss übernommen werden." Die haben sich aber geärgert, wenn der Vermieter einen Makler eingeschaltet hat und die ihre Küche im Sperrmüll lassen mussten.

  • N
    Normalo

    Eine Seite zwingend den Makler bezahlen zu lassen, ist genau so eine Milchmädchenrechnung wie der "Arbeitgeberanteil" an den Sozialversicherungsbeiträgen: Am Ende wird eh Alles in die Miete (bzw. den Bruttolohn) eingepreist.

     

    Das ist auch jetzt schon so: Ob Maklercourtage verlangt wird oder nicht, ist ein Auswahlfaktor bei der Wohnungssuche. Also kann der Vermieter im Zweifel dieselbe Wohnung für mehr Geld vermieten, wenn er keinen Makler einsetzt. Setzt er ihn doch ein, verzichtet er auf dieses Geld. Dann macht es auch keinen Unterschied, ob er jetzt den Makler direkt zahlen muss oder indirekt über den kleineren realisierbaren Marktpreis der Wohnung.

     

    Ansonsten ist die Regelung aber Spitze. Ich find's immer toll, wenn's mal wieder ne neue Regelung gibt. Vor allem, wenn die gar nichts bringt. Man fühlt sich dann immer so schön obrichkeitlich umkuschelt...

  • D
    DaJoerch

    @Julian: OK, dann rate ich mal: um nicht besonders viel. Weil die Provision ja, wenn sie nicht mehr dem Wohnungssuchenden abgepresst, sondern vom Vermieter gezahlt würde, deutlich geringer ausfallen dürfte, bzw. man als Makler dem Vermieter deutlich mehr bieten müsste für sein Geld - der Vermieter muss den Makler ja nicht nehmen. Dadurch dürften sich alle schmierigen Gesellen, die auf die schnelle Mark aus sind, aus dem Markt verabschieden - also ein Großteil der Szene.

     

    Und dann soll es ja immer noch Vermieter geben, die nicht zu faul oder zu schön sind, selbst nach Mietern zu suchen - und zwar erst recht, wenn sie den Makler aus eigener Tasche zahlen müssten. Die wären dann wiederum in der Lage, ihren Mietern eine geringere Miete anzubieten. Konkurrenz belebt das Geschäft, Fleiß wird belohnt. Alle happy, außer den schmierigen Gesellen.

  • B
    Bewohnerin

    @ till sitter

    Stimmt absolut !

    Wenn die Makler für ihr Geld wenigstens etwas leisten würden ... aber am Telefon können oft nicht mal einfache + nahe liegende Fragen zur Wohnung beantwortet werden. Man muss dann zum Besichtigungstermin erscheinen, um sich eine Wohnung anzuschauen, die man bei Kenntnis der Fakten von vornherein hätte ausschließen können.

     

    P.S.: Das es immer Möglichkeiten gibt, ein Gesetz zu umgehen, ist kein Grund, nicht wenigstens mal klarzustellen, wer hier einen Service in Anspruch nimmt und deshalb auch dafür zahlen sollte.

  • TS
    till sitter

    Einmal davon abgesehen dass Makler zur Zeit einen ungeheuren Boom erleben, frage ich mich wer für diese Leute tatsächlich "braucht"

    Die erste Maklerin (obwohl ich schon mehrfach bundeslandübergreifend umgezogen bin) die ich bisher "benötigte" weil es auf dem freien Markt keine brauchbaren Mietwohnungen gab, habe ich noch nicht mal persoönlich gesprochen noch gesehen. Ein wirkliches Expose gab es nicht, nur eine Adresse und Telefonnummer per eMail und 2 gescannte Fotokopien des Vermieters.

    Dafür hat die gute Frau dann 2000 Euro abkassiert und sich hinterher bitterböse beschwert dass ihr aufgrund eines Zahlendreher bei der Überweisung ganze 10 Euro gefehlt haben.

    Im Bereich der bezahlbaren Eigentumswohnungen und Häuser spielt sich momentan ganz ähnliches ab.

     

    Meines Erachtens ist das moderne Wegelagerei uns sollte streng reglementiert werden. Vor allem in Zeiten von knappen Wohnraum und erzwungener, örtlicher Flexibilisierung von Arbeitnehmern.

  • T
    Tastenpunk

    Gute und richtige Idee! Hoffentlich wird sie umgesetzt. Allerdings kann ich mir jetzt schon das Geschrei vorstellen, das Vermieter- und Eigentumsverbände anstimmen werden. Hoffen wir, dass sich die Politik davon nicht beeinflussen läßt!

  • F
    FrauM

    Bin sehr dafür.

  • V
    Vermieter

    Nur toll in der Theorie.

     

    Ich habe kürzlich meine Wohnung im Schanzenviertel neu vermietet. Zwei Zimmer, an der Obergrenze des Mietenspiegels (nein KEINE 20% drüber).

    Der Mieter wollte schnellstens ausziehen und bot an, einen Nachmieter zu suchen. Fein, hat er auch getan. Ansonsten hätte ich für 30€ eine Anzeige im INternet aufgegeben und bestimmt auch schnell einen Mieter gefunden. Die Kandidatin meines Mieters war zwar aktuell arbeitslos, aber immerhin gut ausgebildet und ein Job wird sich schon finden lassen. Alles klar, dachte ich.

    Bei der Wohnungsübergabe (anwesend: Vormieter, Nachmieterin, ich) hat er dann einen ramponierten Küchenschrank, Marke "auf dem Weg zum Sperrmüll wird er zerfallen", stehen lassen. Ich habe moniert, dass der weg müsse.

    Nee, den hat er der Nachmieterin verkauft, für umgerechnet 3 Monatsmieten!!! Die Nachmieterin sagte zu mir nur "das nennt sich private Courtage und ist doch absolut üblich".

     

    Nächstes Mal nehme ich einen Makler, der muss seine Abkassiererei wenigstens versteuern.

  • H
    Hausbesitzer

    Nicht unsexy, die Idee. Als ich mein Haus kaufte, war das so geregelt, daß sich Käufer und Verkäufer die Gebühr fifty-fifty teilen mussten. Auch nicht unseriös: Auf die Art ist sichergestellt, daß der Makler auch die Interessenwahrnehmung entsprechend aufteilt.

    Bei einer Mietwohnugn ist das natürlich nochmal eine andere Sache. Anyway, das ganze ließe sich sicher umgehen. Dann hat nachher halt plötzlich der Mieter den Makler beauftragt, schreiben kann man nämlich viel, und Papier ist sehr geduldig.

  • J
    Julian

    Typischer Sozi-Aktionisnmus, um beim "kleinen Mann" gut darzustehen.

    Okay, dann zahle ich als Vermieter eben die Makler-Courtage.

    Äh, jetzt raten Sie mal, um wieviel die Miete steigt?