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Kommentar Ladenschluss an HeiligabendBoykott als Statement

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Der Heiligabend fällt dieses Jahr auf einen Sonntag. Die Gewerkschaft Verdi ruft zum Einkaufsverzicht auf. Am besten kauft man das Nötigste vorher.

Der Solidarität halber: Keine Hamsterkäufe an Heiligabend Foto: dpa

D er 24. Dezember ermöglicht normalerweise einen Erlebniseinkauf der besonderen Art: Herumgeschubse in den Geschäften, eine lange Warteschlange an der Kasse kurz vor 14 Uhr. Weil man ja das Brot und den Salat frisch haben will und überhaupt irgendwas immer noch fehlt, vielleicht die Clementinen oder die Vanillesoße. Und weil man vielleicht beim Last-Minute-Trubel auch noch etwas Öffentlichkeit genießen will, bevor es hineingeht in die lange Weihnachtsprivatheit.

Diesmal wird es anders sein: Der Heiligabend fällt auf einen Sonntag. Die Geschäfte könnten in den meisten Bundesländern zwar an diesem Sonntag ausnahmsweise bis 14 Uhr öffnen – aber die Gewerkschaft Verdi hat dies bereits als „zynisch“ bezeichnet und aus Rücksicht auf die Beschäftigten zum Einkaufsverzicht aufgerufen.

Der Discounter Aldi und einige andere Ketten wollen nicht öffnen, in seltener Einigkeit mit Verdi. Man denke dabei an die Mitarbeiterinnen, „die in Ruhe das Weihnachtsfest begehen sollen“, so der Aldi-Konzern.

So ganz selbstlos sind die Discounter nicht. Denn am Sonntag werden Lohnzuschläge fällig, weswegen sich auch meist bereitwillige KassiererInnen für Sonntagsschichten finden. Oft sind es Minijobber, Schüler, Studenten. Verdi hat recht mit der Warnung vor Sonntagsarbeit, denn damit werden Vollzeitjobs weiter in Nebenverdienste zerlegt, die nicht zum Leben reichen.

Der 24. wird solcherart zu einem Tag des persönlichen Statements. Gar nicht so einfach. Sollen wir als Boykotteure lässig an den geöffneten Ladentüren mancher Supermärkte vorbeischlendern? Aber was, wenn es sich um den türkischen Einkaufsmarkt handelt, dessen mithelfende Familienangehörige sich eh nicht so kümmern ums Christfest?

Die Lösung: Wir kaufen alles Nötige vor dem Sonntag ein, haben ja schließlich sechs Tage dafür Zeit – und so viel Solidarität mit den Verkäuferinnen muss sein. Der Rest ist dann freie Entscheidung. Für all jene, die sich ohne Kassenschlange einsam fühlen.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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3 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    "Oft sind es Minijobber, Schüler, Studenten."

     

    "... und so viel Solidarität mit den Verkäuferinnen muss sein."

     

    Hat die taz etwa das Gendern aufgegeben? Das darf ja wohl nicht wahr sein!

  • Am 24.12. wird in der Regel nicht viel Umsatz gemacht. Wer eine leere Innenstadt oder leere Discounter sehen will, musste in der Vergangenheit am Heilgen Abend nach 11 Uhr in die Geschäfte gehen. Der Verzicht von ALDI ist also keiner

  • wir scheinen eine verarmte gesellschaft geworden zu sein, daß wir uns nicht drei feiertage ohne einkauf leisten können.