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Kommentar Klimanotstand in StädtenWenn, dann richtig

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Etliche Städte haben den Klimanotstand ausgerufen und machen – nichts. In Hannover könnte das mit ein bisschen gutem Willen anders laufen.

Bereits 2015 hat Konstanz den Klimanotstand ausgerufen Foto: dpa

K limanotstand – was für ein Wort. Das klingt nach: Morgen können wir in Hannover, Hamburg, Kiel und Bremen nicht mehr atmen, blicken auf die ausgetrocknete Alster und eine Rinne, die mal die Ihme gewesen sein soll, verbrennt uns die Sonne noch mehr die Haut, als sie es jetzt schon tut. Klimanotstand klingt nach: Wenn wir unseren Alltag nicht sofort und radikal umstellen auf Konsumreduktion und Verzicht auf Flugreisen und Fleisch, dann sind wir spätestens übermorgen tot.

Das mag übertrieben formuliert sein, ist es aber auch wieder nicht. Das belegen wissenschaftliche Studien und Zukunftsszenarien, das spüren Menschen allerorten. Insofern ist es richtig, dass Städte wie Osnabrück, Kiel und Konstanz den sogenannten Klimanotstand ausgerufen haben. In Bremen und Hannover könnte es bald so weit sein. Damit zeigen die politischen Entscheider*innen: Wir meinen es ernst.

Doch was folgt daraus? In Osnabrück weitgehend nichts. In dem Beschluss zum Klimanotstand werden die Stadtwerke beispielsweise aufgefordert, „eine Strategie zum verbindlichen Ausstieg aus fossilen Energieträgern vorzulegen“, die Verwaltung soll „prüfen, wie Beschlussvorlagen Klimaauswirkungen entsprechend ausweisen können“, der Busverkehr soll attraktiver gemacht werden.

Nun könnte man dagegen halten, irgendwo müsse man ja mal anfangen. Stimmt. Aber warum dann nicht gleich richtig? In Hannover, wo die Ratsfraktion der Linken und der Piraten am Dienstag einen Antrag in den Umweltausschuss eingebracht hat, könnte es bei einem bisschen gutem Willen in Kürze so aussehen: in der Innenstadt nur E-Autos, mehr Fußgängerzonen, Radwege, Busse und Bahnen. Solarmodule auf allen Schrägdächern, begrünte Dachterrassen. Das umzusetzen, dauert weder allzu lange, noch ist es übermäßig teuer.

Was könnte jede*r Einzelne tun? Unter anderem nicht nur auf Plastiktüten, sondern auch auf Plastikflaschen verzichten, Rad fahren, laufen. Ist wirklich nicht schwer, probieren Sie es aus.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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12 Kommentare

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  • Gerade entdeckt, finde ich informativ:

    www.zeit.de/2019/2...le/komplettansicht

  • Nachtrag: Denkbar wäre aus meiner Sicht, eine Art "farbiges Punktesystem" für Verbraucher und Unternehmen, das so einfach und transparent als möglich ist. Mit dem man auf den ersten Blick sieht, welche Handlung/Nicht-Handlung wieviel Nutzen bringt bzw. Schaden anrichtet. Mit einem solchen Punktesystem könnte man dann vielleicht als Verbraucher auf einfache Weise auch bestimmte Firmen/Anbieter bevorzugen und andere bei Kaufentscheidungen unberücksichtigt lassen.

    Wie schon erwähnt, bei den o.g. E-Autos finde ich die Entscheidung schwer.

  • Was ich bei dem Thema Klimaschutz immer vermisse, ist, eine konkrete Liste oder einen konkreten Aktionsplan mit a.) Auflistung der Verursacher (Privatpersonen, Unternehmen, Behörden, ...), b.) wer was zu tun hat bzw. tun kann, c.) mit welchem Nutzen, d.) welchen Nachteilen und e.) welchen Kosten.

    Ganz besonders schwierig finde ich beispielsweise die Einschätzung hinsichtlich E-Autos. Ich war von den E-Autos wirklich begeistert und wollte mir "eigentlich" sobald als möglich eines kaufen, ABER als ich ein wenig mehr recherchierte, erfuhr ich, dass die Herstellung der Batterien unter gesundheitsschädlichen Bedingungen durch Kinderarbeit erfolgt und die Entsorgung der Batterien auch enorme Probleme macht.

    Alle Informationen müssten in einer Liste/einem Aktionsplan gebündelt sein, damit ich und jeder andere Bürger abwägen und entscheiden kann.

    Die einfachen Dinge, wie so oft als möglich Fahrrad fahren, keine Flugreisen, wenig Wurst und Fleisch essen und das Handy so lange verwenden, wie es funktioniert etc. sind allgemein bekannt und werden von den meisten Personen, die sich in meinem Umfeld bewegen, umgesetzt. Darüberhinaus muss mehr gemacht werden, aber was?

  • Natürlich soll jeder einzelne etwas für das Klima tun und genau dafür erwarte ich, dass von den Städten die Bedingungen dafür geschaffen werden. Wie wäre es mit einem wahnsinnig schnell umsetzbaren Punkt:



    -weniger Fleisch und Milchprodukte in öffentlichen Kantinen und Schulmensen, dafür mehr *leckere* pflanzliche Gerichte



    Gerade Methan zu reduzieren führt wegen seiner kürzen Halbwertszeit zu schnellen Erfolgen.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Rubi:

      Ja wie, ist Methan radioaktiv? Um Gottes Willen!

      • @80576 (Profil gelöscht):

        @LESER77 nicht alles, was eine Halbwertszeit hat, ist radioaktiv :)

        Beispiel: "Da Methan in der Atmosphäre im Laufe etlicher Jahre zu Kohlendioxid und Wasser oxidiert wird (hauptsächlich durch Reaktion mit Hydroxyl-Radikalen) hat es nur eine begrenzte Halbwertszeit von ca. 15 Jahren." aus dem RP Energie-Lexikon - aber durchaus überall zu finden.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Klimanotstand? Was soll d as konkret sein? An die Ausrufung von bestimmten Ständen sind üblicherweise Maßnahmen und Pläne gekoppelt, die dann ausgerollt und abgearbeitet werden. Wie ist das hier? Man rufst was aus, und alles bleibt wie es ist. Wie lang gilt dieser Notstand? Ist er irgendwann beendet oder läuft er ewig? Populistischer Aktionismus, sonst nix!

  • Die Moeglichkeiten einer Kommune sind begrenzt.



    Moeglich ist aber der Ausschluss von Autos mit Verbrennungsmotor von bestimmten Strassen. Uebrigens auch mit Schildern "Busspur, E-Autos frei"

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      Einzelne Strassen werden wegen lokal zu hoher NOx-Konzentration gesperrt, das hat mit dem Thema Klimaerwärmung rein gar nichts zu tun.

  • Soso, mehr Fußgängerzonen fürs Klima.

    "Was könnte jede*r Einzelne tun? " Also wenn ihr mich fragt: zuallerserst weniger konsumieren.

    • @nelly_m:

      Da steht ja nicht, dass es sich bei den neuen Fußgaengerzonen um Einkaufsstrassen handeln soll.

  • Is aber schwer als Einzelne/r per Fahrrad die Welt durch Nichtbenutzung von Plastik retten zu müssen ( insofern das überhaupt funktioniert ) , nur weil der Gesetzgeber ( Politik ) mit Diaterhöhung , ParteiGezänk & Müßiggang zu ausgelastet ist um endlich Weltweit ein Gesetz zu beschließen das verursachende/n Industrie/n zur Einhaltung von verbindlichen Verboten & Zielen verpflichtet ...