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Kommentar KampfdrohnenVon der Leyen am Joystick

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Zuerst hat sie die Armee verniedlicht. Nun arbeitet die Verteidigungsministerin auch noch mit an der Lüge des sauberen Krieges.

Von der Leyens Sicht der Dinge: Krieg ist sauber. Drohnen sind Frieden. Soldaten sind Kindergärtner. Bild: dpa

S icherheit, Aufklärung, Einsatz. Es sind harmlose Wörter, die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen benutzt, wenn sie über die Anschaffung kampffähiger Drohnen spricht. Die Waffensysteme, die sie sich für die Bundeswehr wünscht, seien an sich nicht böse, will sie sagen. Damit macht sie da weiter, wo sie nach ihrem Amtsantritt begonnen hat – mit der Verniedlichung der Armee.

Von der Leyen will die Bundeswehr zum attraktiven Arbeitgeber machen, mit schicken Kasernen und Betriebskindergärten. Mehr junge Leute sollen sich für den Dienst an der Waffe entscheiden. Nun soll es also bald saubere Waffen geben, die vom Schreibtisch aus mit einem Joystick gelenkt werden können. Der Soldat, der nach abgefeuertem Schuss sein Kind aus der Bundeswehrkita abholt, muss sich nicht einmal die Hände waschen, bevor er sein Kleines an die Hand nimmt.

So weit sind wir doch noch gar nicht, wird von der Leyen hier einwenden. Über die Bewaffnung der Drohnen solle der Bundestag im Einzelfall entscheiden. Damit drückt sie sich vor der ethischen Debatte um den eiskalten Krieg, der mit Drohnen geführt werden kann, indem sie sie einfach nach hinten verschiebt.

Dabei wäre es dringend geboten, rechtzeitig vor einem ersten Bundestagsbeschluss, der womöglich aus kriegswichtigen Gründen schnell gefasst werden muss, darüber nachzudenken, wie der neue Joystickkrieg moralisch zu rechtfertigen ist.

Auch die Behauptung der Militärs, die Bewaffnung von Drohnen schließe bei Auslandseinsätzen eine „Fähigkeitslücke“, so wie es Generalleutnant Hans-Werner Fritz in einer Anhörung getan hat, sollte überprüft werden. Immerhin geht es um die Befähigung zum Bomben.

Das weiß Ursula von der Leyen gewiss. Sie weiß auch, dass es um Krieg geht, wenn sie von Sicherheit, Aufklärung und Einsatz spricht.

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Andreas Rüttenauer
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14 Kommentare

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  • Es gibt keinen sauberen Krieg, Aber statt dass sich unsere Jungs, aufgewachsen in einer demokratischen Kultur, in den Einzelkampf Mann gegen Mann begeben, ziehe ich moderne Kriegsmittel vor. Die Soldaten werden mir zustimmen. Niemand stirbt gerne oder lässt sich von Fanatikern zum Krüppel schießen. Die Freundin einer Freundin einesFreundes wurde bei einem Selbstmordanschlag in einem Café in Djibouti schwer verletzt. Gegen Al-Shabaab müssen auch Drohnen eingetzt werden.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "Nun arbeitet die Verteidigungsministerin auch noch mit an der Lüge des sauberen Krieges."

     

    VdL ist die Idealbesetzung dafür. Seit Jahren ist sie die Person im Bundestag, die die professionellsten und unverfrorensten Lügen zuverlässig liefert.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      So ist das halt. Andere wiederum spielen das Gleichmacherspielchen und sehen keine Unterschiede bei Kriegen und können im 2. Weltkrieg keine Unterschiede mehr sehen zwischen Nazi-Kriegern und antifaschistischen Kriegern. Alle voll links normalisiert ! ;-)

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @Arcy Shtoink:

        Kannste auch Klartext?

  • Frau vdLeyen sollte erstmal ein Frontpraktikum von 6 Monaten im Irak machen um eigene Erfahrungen zu sammeln.

  • Sie will Drohnen weil sie nicht ihre eigenen Kinder an die Front schicken will. Muss man verstehen.

    • @friedjoch:

      Es kommen sowieso nur Kinder von anderen in Betracht. Wenn Deutschland weiter dem US-Weg folgt, braucht sich “Röschen” keine Sorgen zu machen; auch Töchter und Söhne von US-Congress-Angehörigen befinden sich nicht an der Front, sondern da, wo sie hingehören: in der “Elite-Universität”.

  • Einfach lächerlich , wie erwachsene Männer vor solch einer "Gerüstklammer"

    stramm stehen .

    • @Frost:

      Ich dagegen finde Schildmützchen und gelackte Stiefelchen herrlich schwuchtlig.

       

      Und schaut Euch nur den Federnbusch auf dem Käpplein an ;-)

       

      Schade, dass ich eine unverbesserliche Hete bin. Es wäre zum Reinsetzen!

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Frost:

      In der Tat. Ein erbärmliches Bild.

  • Muss man Kritik an der militarisierung der deutshen Außenpolitik wirklich immer so personalisiert vortragen? Das Probem ist doch nicht die Rehtorik der Verteidigungsministerin, sondern der zum Teil stillschweigende zum Teil aber auch mit viel Pathos vorgetragene Konsens darüber, dass Deutschland gundsätzlich das Reht hat die eigenen Vorstellungen von Frieden und Freiheit auch anderswo auf der Welt mit Waffengewalt durchzusetzten.

    Von der Leyen trägt, durch die proffesionalisierung der Bundeswehr lediglich dafür Sorge, dass die daraus resultierende Aussenpolitik in Zukunft ein bischen Reibungsloser ablaufen kann. Was zb. aus der Sicht von Soldaten auch schon einiges Wert sein dürfte.

    Sich an Einzelpersonen abzuarbeiten ist aber sicherlich einfacher als die Mehrheitsgesellschaft zu kritisieren, die diesen Konsens trägt (zb. indem sie das Parlament wählt, dass Auslandeinsätze in Auftrag gibt)

    • @kurtc:

      Diesen angeblichen “Konsens” kann ich nicht entdecken. Vielmehr scheint mir, dass das Volk zum Allergrösstenteil gegen den neuen Militarismus ist, während die Vertreter der Eliten von CDU über die Grünen bis zu Steinmeier und schliesslich Gauck ihn zu verkaufen suchen.

  • Gebt ihr doch endlich so 'nen EU-Vizeposten, dann hat die sich endlich, endlich durch wirklich alle Ämtchen hindurchdilettiert und ihre Egomacke hoffentlich gestillt...und wenn nicht, ist auch egal, dann darf zurückgetreten werden, Blondhelm.

    • @ioannis:

      Schön wär's. Allein, es ist nicht damit zu rechnen.

       

      Und natürlich wollen die Machtgeilen vollautomatisierte Mordmaschinen. Man überlege sich nur die Drohkulisse, mit der man dann beinahe beliebig Völker unterdrücken kann. Wenn ich Sätze wie “Auf Seiten des Militärs steht dabei der Schutz der eigenen Truppen im Vordergrund.” lese, so ist auch klar, warum: der politische Widerstand, der jedesmal beim Zeigen der Zinksärge aufbraust, kann mittels Terminator vollständig vermieden werden. Es wird gar keiner mehr mitkriegen, dass anderswo mit Steuermitteln jeder Mensch weggemordet wird, der beim Geld machen im Wege steht.

       

      Wie praktisch!