Kommentar Homosexualität im Vatikan: Mehr schwule Priester!
Das Outing von Krzysztof Charamsa vor der Familiensynode war günstig gewählt. Er hat eine wichtige Debatte angestoßen.
D a outet sich ein Priester als schwul und die katholische Kirche steht Kopf. Warum bloß? Der Pole Krzysztof Charamsa, der im Vorfeld der Familiensynode im Vatikan mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat doch nur offen gesagt, was die meisten Menschen ohnehin wissen: Auch unter KatholikInnen gibt es Schwule und Lesben.
Aber in kaum einer anderen weltweit agieren Institution ist Homosexualität so stark tabuisiert wie in der katholischen Kirche. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Drittel der Priester Männer begehren – und auch mit ihnen schlafen. Das dürften selbst für den Vatikan keine News sein. Nur reden darf dort niemand offen darüber. Und machen schon gar nicht.
Die Priester machen es trotzdem. Manche halten ihr Doppelleben und die Anonymität, in der ihr Sexleben stattfindet, aber nicht aus. Dann outen sie sich, fordern die Öffnung ihrer Kirche gegenüber Menschen, die nicht der katholischen Norm entsprechen.
Das hat auch Charamsa getan. Dafür hat er einen denkbar günstigen Zeitpunkt gewählt: die Familiensynode, die in diesen Wochen starke mediale Aufmerksamkeit erfährt. Das war mutig und selbstlos. Denn Charamsa muss, nachdem er allen Ämtern enthoben ist, sich nun ein zweites Leben aufbauen. Was für ein Anachronismus: Ein geouteter Priester erfindet sich neu, um zu seiner Vergangenheit stehen zu dürfen.
Doch Charamsa will mit seinem Outing nicht nur seine Seele erleichtern. Er will auch eine Debatte über ein katholisches Tabuthema anstoßen. Beim Sex allerdings gibt sich die katholische Kirche nach wie vor zugeknöpft.
Mit Charamsa kritisiert das nicht irgendein Priester in irgendeiner einer Gemeinde, sondern ein hochrangiger Geistlicher direkt aus dem Vatikan. Man darf davon ausgehen, dass er sich genau überlegt hat, was er tut und wann er es tut. Die katholische Kirche braucht mehr Charamsas.
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