Kommentar Hannovers Museumspläne: Ein Zeugnis von Inkompetenz

Als Neuling ins Sammelgebiet Leibniz vorzustoßen, ist aussichtslos. Wo nichts gesammelt wird, ist nichts zu bewahren.

Wäre die Lage nicht so gespannt, wärs lustig. Aber längst gefährdet der aktuelle Spardruck die kulturelle Substanz von Stadt und Land. Und da ist es nicht mehr witzig, wenn Hannover zwei Millionen Euro in eine museale Totgeburt steckt.

Und nichts anderes kann das geplante Leibniz-Museum sein. Laut Unesco sind die Aufgaben eines Museums, materielle Zeugnisse von Menschen zu sammeln, zu bewahren, zu erforschen - und zeitgemäß zu vermitteln. Als Neuling ins Sammelgebiet Leibniz vorzustoßen, ist aussichtslos. Wo nichts gesammelt wird, ist nichts zu bewahren. Wer aber etwas erforschen will, sollte Grundkenntnisse haben. Dem Lokalhistoriker Thomas Schwark fehlen sie: Eine begehbare Monade "mit Fenstern drin" plant er? Herrje, Leibniz selbst benennt exakt zwei konkrete Charakteristika dieser metaphysischen Denkfigur: Eine Ausdehnung hat sie nicht. Und: "keine Fenster".

Da wäre ein begehbarer Leibniz-Keks näher dran am Philosophen. Schwarks begehbaren Monade wäre bloß das materielle Zeugnis der Inkompetenz der kulturpolitischen Akteure: Neben Schwark sind das Niedersachsens Museumsreferentin Annette Schwandner und Hannovers Kulturdezernentin Marlis Drevermann zu nennen. Diese Inkompetenz zu vermitteln ist ein öffentliches Anliegen, vielleicht auch, sie zu erforschen - aber nicht, sie zu bewahren.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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