Kommentar Grüne und CDU in Hessen: Linksbündnis light
Eine Koalition zwischen Grünen und CDU im „Laborland Hessen“ scheint möglich. Eine Chance für SPD und Linke: Sie könnten sich näherkommen.
D ie Schlacht um Wiesbaden ist geschlagen. Wenn sie sich nun nicht komplett über den Tisch ziehen lassen, könnten die Grünen in Hessen ihre historische Mission erfüllen und ihre Inhalte und Anliegen in der Mitte der Gesellschaft zur Geltung bringen. Dass dies mit der CDU geschieht, nicht in einem Bündnis mit SPD und Linkspartei, ist ebenso eine historische Chance – für SPD und Linkspartei.
Künftig wird im Landtag eine schwarz-grüne Regierung die Probleme angehen, von denen es in Hessen nicht wenige gibt. Zusammen verfügen CDU und Grüne über 61 Sitze und damit eine komfortable Mehrheit. Sie werden es in den kommenden Jahren aber mit einer roten bis tiefroten Opposition aus SPD und Linkspartei zu tun haben, die 43 Sitze stellt.
SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel mag es als taktischer Fehler ausgelegt werden, auf den letzten Verhandlungsmetern sogar noch eine „Minderheitsregierung“ mit den Grünen ins Spiel gebracht zu haben. Nun wird er beweisen müssen, dass er auch mit der Linkspartei eine Opposition organisieren kann, die diesen Namen verdient. Zu diesem Zweck werden sich beide Parteien arrangieren müssen. Ein „Linksbündnis light“ sozusagen.
Das „Vertrauen“, an dem es in den Sondierungen der linken Parteien zuletzt gefehlt hat – hier wird es sich beinahe zwangsläufig zwischen SPD und Linkspartei einstellen. Hat nicht die Bundes-SPD auf ihrem Parteitag in Leipzig schon die Bedingungen für eine Versöhnung mit der ungeliebten Schwester genannt?
So argwöhnisch die Arbeit der schwarz-grünen Regierung beobachtet werden wird, so aufmerksam sollte man die Politik der rot-roten Opposition verfolgen. Im „Laborland Hessen“ stehen die Chancen nicht schlecht, dass ideologische Schranken durch Annäherung in der Praxis bald unterlaufen werden – und die nächste Sensation sich ankündigt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland