Kommentar Gift in Gewässern: Verheerend billige Lebensmittel
Konventionell und billig produzierte Lebensmittel sorgen für schlechte Wasserqualität. Die EU-Agrarreform wird daran nur wenig ändern.
D ie neue Studie mehrerer Universitäten über die Gewässerqualität in Europa ist eine gute Erinnerung daran, wie verheerend zu billige Lebensmittel sind. Denn die Wissenschaftler bestätigen: Die konventionelle Nahrungsmittelproduktion ist der Hauptgrund dafür, dass viele Flüsse nicht mehr als Trinkwasserquelle taugen oder Pflanzen- und Tierarten dort aussterben; Pestizide vergiften das Wasser.
Ackergifte dienen auch dazu, die Kosten der Landwirte zu senken. Statt lange Unkraut zu rupfen oder zu zerschneiden, fährt der Bauer schnell mit der Pflanzenschutzspritze übers Feld. Zudem kann er so meist mehr auf einem Hektar ernten – auch das senkt die Kosten etwa pro Kartoffel. Das sind Gründe, weshalb Bioprodukte teurer als konventionelle sind.
Doch in Wirklichkeit halst die herkömmliche Landwirtschaft einen Teil ihrer Produktionskosten einfach der Gesellschaft auf. Das zahlen wir alle, aber eben nicht an der Supermarktkasse. Stattdessen überweisen viele Bürger mehr ans Wasserwerk, weil mit Schadstoffen aus der Landwirtschaft belastetes Wasser erst gereinigt oder verdünnt werden muss. Und der Staat finanziert mit Milliarden Naturschutzprogramme, um den auch durch Pestizide verursachten Artenschwund zu lindern.
Fairer wäre es, die Landwirtschaft setzte weniger Schadstoffe frei. Die EU könnte die Bauern dazu bringen, schließlich zahlt sie ihnen jährlich 60 Milliarden Euro Subventionen. Doch die gerade abgeschlossene Reform der EU-Agrarpolitik bringt – wenn überhaupt – nur winzige Fortschritte. Dafür hat nicht zuletzt das von der CSU geführte Agrarministerium in Berlin gesorgt. Deshalb sind Studien wie die über die Gewässerqualität dringend nötig. Denn der Druck für eine wirklich ökologische Umverteilung der Subventionen muss steigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance