Kommentar Gewalt im Gazastreifen: Versöhnung gescheitert
Während der Ostertage machte der Tod von 17 Menschen in Gaza Schlagzeilen. Ein hoher Preis, um auf die Not der Palästinenser aufmerksam zu machen.
E in Ziel haben die Demonstranten im Gazastreifen schon erreicht: Die Palästinenser sind international wieder im Gespräch. Der Tod von 17 Menschen, die erschossen wurden, weil sie sich zu dicht an die israelischen Grenzanlagen wagten, machte während der Ostertage Schlagzeilen. Es ist ein hoher Preis, den die Palästinenser bezahlen, um auf ihre Not aufmerksam zu machen. Die Hamas nahm die zivilen Opfer in Kauf. Der feige und skrupellose Missbrauch der Palästinenser im Gazastreifen gehört zu ihren Methoden.
Der Rest der Welt solidarisiert sich nun mit den Friedlichen, den Wehrlosen und den Opfern. Mehr denn je ist der Gazastreifen auf internationale Solidarität und Finanzhilfen aus dem Ausland angewiesen. Die jüngsten Nachrichten aus der Grenzregion könnten die Bereitschaft potenzieller Geberstaaten vergrößern, jene Lücke im Budget zu füllen, die US-Präsident Donald Trump bei der UNRWA hinterlässt, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten.
Die Idee zum „Marsch der Rückkehr“ kam diesmal weder von den Islamisten noch von der Fatah. Die Hamas hatte sich den Protest zwar frühzeitig zu eigen gemacht, es waren aber die Palästinenser im Gazastreifen, die den Streit zwischen den beiden großen Parteien so satt haben wie die Belagerung selbst – und die selbst die Initiative ergriffen, weil die Führungsebenen weder hier noch dort vorankommen.
Der Prozess der innerpalästinensischen Versöhnung ist gescheitert, der Riss zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen scheint sich nur noch weiter zu vertiefen. Die Hamas gibt sich beim „Marsch der Rückkehr“ versöhnlich, betont die Überparteilichkeit der Kundgebungen und macht im Rennen um die Popularität Punkte, während Präsident Mahmud Abbas aus der Entfernung zusehen muss, wie seine Durchsetzungsfähigkeit schwindet.
Wenn der Protest in den kommenden Wochen friedlich verläuft, wird die internationale Solidarität für den Gazastreifen wachsen. Gewalt hingegen hat die Palästinenser ihrem Ziel der Eigenstaatlichkeit nie näher gebracht. Damit der Tod der 17 Männer aus dem Gazastreifen nicht umsonst war, gilt es für die Demonstranten, am ursprünglichen Ziel der Gewaltlosigkeit festzuhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?