Kommentar Geheimhaltungstaktik der Polizei: Erster Malus für Interimschefin
Margarete Koppers gilt bei vielen als die Polizeichefin der Herzen. Bis jetzt: Mit ihrer Informationspolitik in Sachen Demonstrationen bringt sie das positive Bild zum Wanken.
E s ist das erste Minus auf dem Konto der Interimspolizeipräsidentin. Denn bisher flogen Margarete Koppers allseits Sympathien zu. Eine Frau an der Spitze der Hauptstadtpolizei, noch dazu diese! Offen, kommunikativ, bestimmt in ihrem Auftreten. Warum Koppers nicht gleich zur Nachfolgerin des ausgeschiedenen Glietsch machen?
Die Informationspolitik, die Koppers nun für Demonstrationen vorgibt, läuft dem bisher gewonnenen Bild zuwider. Geheim halten, Presseanfragen abblocken, den Laden dichtmachen. Und dies, obwohl selbst der Innensenator auf Auskunftsansprüche von Presse und Parlamentariern, zumindest einen Tag vor Demobeginn, verweist.
Öffentlichkeit für alle
Sicher, die oberste Polizistin muss Sorge tragen für ihre Beamten. Sie muss Versammlungsrecht durchsetzen, auch für missliebige Neonazis. Ein Recht aber, dass Rechtsextreme ungestört von Gegenmeinungen demonstrieren dürfen, gibt es nicht. Wer die Öffentlichkeit sucht, muss diese auch ertragen.
Erst kürzlich bekräftigten alle Berliner Parteien ihren Appell, rechter Stimmungsmache geschlossen entgegenzutreten. Den Neonazis die Straße zu überlassen und ihre Verwirrspiele mitzutragen steht diesem Engagement entgegen. Ja, es gefährdet sogar jene, die plötzlich unvorbereitet gewaltbereiten Rechten gegenüberstehen - wie im Mai in Kreuzberg geschehen.
Die Juristin Koppers verweist in der Frage der Publikmachung von Versammlungen auf "unterschiedliche Rechtsauffassungen". Das ist nicht das Schlechteste. Denn es lässt Raum, sich für die demokratisch wertvollere zu entscheiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?