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Kommentar Frankfurter FlughafenWie versprochen, so gebrochen

Umweltaktivisten fühlen sich von dem grünen Wirtschaftminister Al-Wazir in Hessen beim Flughafen-Ausbau verraten. Völlig zu Recht.

Tut umweltfreundlich, hat aber trotzdem den Ausbau des Frankfurter Flughafens nicht verhindert: der grüne Wirtschaftsminister Al-Wazir Foto: dpa

F ür den grünen hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir war dieser Montag ein Tag, den er wohl lieber vergessen würde. Bei der Grundsteinlegung für das neue, dritte Terminal auf dem Frankfurter Flughafen glänzte er durch Abwesenheit. Wenigstens wollte er das Projekt nicht mitfeiern, das Grüne und Umweltverbände so lange hatten verhindern wollen. Für die Gegner des Flughafenausbaus, seine früheren politischen Verbündeten, ist er selbst zum Buhmann geworden; als Oppositionspolitiker habe er versprochen, Terminal 3 zu verhindern, um es als Minister später dann doch durchzuwinken, so ihre Kritik.

Al-Wazir selbst beruft sich auf den fortgeschrittenen Planungs- und Genehmigungsprozess, den er bedauerlicherweise nicht habe zurückdrehen können. Mit dieser Einschätzung mag er richtig liegen. Die Erkenntnis hätte ihm allerdings schon erheblich früher kommen müssen. Als grüner Spitzenkandidat hat er so die Hoffnungen vieler enttäuscht, die das Ende des Wachstums am Frankfurter Flughafen herbeisehnen. Unter einem grünen Minister wird jetzt die Kapazität des Flughafens noch einmal kräftig erhöht.

Die mit viel Tamtam angekündigte „Lärmobergrenze“ für den Flughafen ist ein fauler Kompromiss auf freiwilliger Basis. Die Luftverkehrswirtschaft hat klargemacht, dass sie die Kapazität des Airports auszuschöpfen gedenkt und gegebenenfalls eine höhere Lärmbelastung durchsetzen wird, auch vor Gericht, wenn es sein müsse.

Dass jetzt ein neues Terminal für jährlich 21 Millionen Fluggäste gebaut wird, ohne dass bislang eine U- oder S-Bahn-Anbindung vorgesehen wäre, ist das denkbar falsche Signal. Es ist dem grünen Minister bislang nicht gelungen, dem ungebremsten Wachstum des Frankfurter Flughafens etwas entgegenzusetzen, obwohl das Land als größter Anteilseigner Einfluss nehmen könnte.

Al-Wazir kann sich damit trösten, dass seine Umfragewerte bislang keinen Schaden genommen haben. Nach dem aktuellen Hessentrend des Hessischen Rundfunks sind die Grünen in der Koalition mit der CDU mit 21 Prozent dem Partner CDU (27) dicht auf den Fersen. Die SPD landet mit 19 Prozent sogar abgeschlagen auf Platz drei.

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Christoph Schmidt-Lunau
Autor
Von 2016 bis 2024 taz-Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Davor u.a. Moderator, Reporter und CvD bei SWF3 sowie Programmdirektor von radioffn, 15 Jahre lang Landtagskorrespondent für den Hörfunk von hr und ARD, gleichzeitig Autor für den Tagesspiegel 1980 Dipl.Soz. und Wiss. Mitarbeiter Goethe Uni Frankfurt
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10 Kommentare

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  • Da könnse mal sehen, dass Menschen die Welt nicht durch eine pseudolinke/AfD-Brille sehen und Politik weder als Utopiegeschwafel + leere Versprechungen ansehen noch als Aufstiegsgleiter für gut dotierte langweilige Jobs.mich wunderts, dass Sie das nicht verstehen.

  • Das zusätzliche Terminal 3 in FfM ist der grösste Schwachsinn in unserer Lage!



    Z.B.:



    - Der Greta-E!ekt: Eine 16- Jährige rüttelt die Jugend auf und sorgt für Debatten am Familientisch



    Die Umweltaktivistin Greta Thunberg hat gescha!t, was viele für unmöglich hielten: Sie hat die Jugend politisiert.



    - Zur Europa Wahl empfehle ich:



    Demokratie in Europa DiEM



    mit dem "Neuen Green Deal" in Europa! denn wir müssen unser Hirn als Souverän selbst benutzen! Wer nicht hinschaut, kann nichts sehen! Regiere Dich selbst! Ich bin der Souverän!

  • Nur was soll er machen? Er ist nun mal an Recht und Gesetz gebunden und kann nicht, nur weil er grüner Minister ist, einen legalen Bau stilllegen. Und er ist nur der kleinere Part einer Koalition, die auch nur einen Anteil an einer Firma hält. Das ermöglicht auch nicht das Ändern einer Vorgehensweise, das zumindest für diese Firma eben doch sinnvoll ist.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @flipmar:

      Zu Ihrer Frage: Wenn Tarek Al-Wazir (den ich mal für einen kompetenten Politiker mit Utopien hielt) - wie suggeriert - nichts machen könnte, wieso ist er dann mit den Grünen in der Regierung? Besser dotierte Pöstchen sind doch - wie einst sein bekämpfter politischer Gegner Koch vormachte - in der Wirtschaft vorhanden.

      Time for change, Tarek.

  • Wenn es ums Fliegen geht scheint der Verstand völlig auf der Strecke zu bleiben, beim Flugreisenden und so auch bei manchem Grünen.



    Fliegen ist die größete CO2- Schleuder pro Kopf und immer weiter steigende Fluggastzahlen beweisen, daß es Konsumenten und Politikern schlichtweg "scheißegal" ist daß wir mit Fliegerei auf Kerosinbasis die Grundlagen unseres Daseins zerstören.



    Für das 2° - Ziel darf man pro Kopf höchstens 2,8 t CO2 pro Jahr ausstoßen ( Bundesdurchschnitt fast 9 t !!! ). Allein ein Hin- und Rückflug nach Übersee ist schon mehr als 2,8 t. Dazu kommen Autofahren, Fleisch- und Kuhbabymilchkonsum, Kreuzfahrten usw.



    Wie stellen sich die Konsumenten und die von denen gewählten Politiker eigentlich vor wie man das 2° - Ziel erreichen soll ? Und was erzählen die Verschwender ihren Kindern ? Die müssen sich wehren, der FFF ist ein guter Anfang.

  • Mit 21% ist man der Partei mit 27% "dicht auf den Fersen", mit 19% aber "abgeschlagen auf Platz drei"??? Die Beschreibung passt nicht wirklich zu den Zahlen.

    • @gyakusou:

      DIE SPD konkurriert aber in Ihrem Selbstverständnis, vor allem im roten Hessen, mit der CDU um Platz 1 und nicht mit den Grünen um Platz 2.

  • Niemand hat den Aufsichtsrat gezwungen, dem Vorhaben des Vorstandes zuzustimmen, Billigfluglinien nach Frankfurt zu holen.



    Und komme mir niemand mit dem Argument, der Vorstand entscheide in eigener Verantwortung. Strategische Entscheidungen werden normalerweise vom Aufsichtsrat genehmigt.



    Außerdem, den Vorstand möchte ich sehen, der an einer Entscheidung festhält, wenn ihm der Aufsichtsrat subtil mit Entlassung droht.

  • Tja,



    sogar die Grünen als personifizierte Anti-Establishment-Partei dienen mittlerweile freudig dem Selbigen.



    (Von den Anderen großen Parteien ganz zu schweigen.)



    Wer darin keine Krise der Demokratie an sich sieht, sollte sich überlegen, was man dem Satz: "Die Demokratie bringt mir nichts!" entgegensetzen will.

    Teilhabe am politischen Geschehen dürfte es wohl kaum sein, oder?

    Warum Al-Wazir scheitert ist letztlich egal. Das Ergebnis stimmt nicht.

  • Die guten Umfrageergebnisse der Grünen sind nur eine ganz dünnes Brückchen,das jederzeit wieder einbrechen kann.



    Und wenn sie in Regierungsverantwortung beweisen,dass sie nichts anderes tun als Scheiße zu bauen,dann verdienen sie es auch nciht anders.



    Der Ausbau ist ein absolutes Unding.