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Kommentar Folgen des Mali-KriegsDie islamistische Internationale lebt

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Nach dem Mali-Krieg destabilisiert sich die Lage in den Nachbarländern. Jedes kämpft für sich allein gegen islamistische Extremisten.

D ie Schockwellen des Krieges im Norden von Mali destabilisieren ein Land nach dem anderen. In Tunesien sollen aus Mali geflohene Kämpfer der al-Qaida im islamischen Maghreb verschanzt sein. In Tschad gibt es immer wieder Gerüchte über eingesickerte Islamisten. Und nun verhängt der Präsident von Nigeria über die drei nordöstlichsten Bundesstaaten den Ausnahmezustand, um die „Autorität des nigerianischen Staates“ und Nigerias „territoriale Integrität“ zu schützen, wie er sagte.

Für die Menschen der Region ist das eher eine Bedrohung, denn Nigerias Militär ist auch ohne Ausnahmezustand nicht zimperlich, wenn sich Zivilbevölkerungen in der Nähe von Islamisten aufhalten. Und der Schritt Nigerias markiert eine scharfe Kehrtwende von Bemühungen, über Amnestie- und Gesprächsangebote an die Islamistengruppe Boko Haram Entspannung walten zu lassen. Er ist auch eine ziemlich drastische Misstrauenserklärung eines christlichen Staatschefs gegen muslimische Provinzgouverneure – ein in Nigeria brenzliges Spannungsfeld.

Keine guten Aussicht auf Frieden in Nigeria also. Und die Frage, ob die Zerschlagung der islamistischen Strukturen im Norden Malis durch Frankreichs Einmarsch die Lage in der Sahelregion tatsächlich stabilisiert hat, wird immer schwerer zu beantworten.

Bild: taz
Dominic Johnson

ist Co-Leiter und Afrikaredakteur im Auslandsressort der taz.

Wird man bald vielleicht sehnsüchtig auf die Zeit zurückblicken, wo alle bewaffneten Islamisten der Sahelzone sich in Mali sammelten, statt sich in vielen Ländern zu verstreuen?

Bevor Malis Krise akut wurde, war viel von multilateralen Sahel-Strategien gegen den islamischen Fundamentalismus und die Ausbreitung bewaffneter islamistischer Gruppen aus Algerien die Rede. Seit dem französischen Alleingang in Mali ist diese Debatte weitgehend verstummt. Jedes Land kämpft für sich allein. Nur die islamistische Internationale lebt.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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5 Kommentare

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  • B
    Brandt

    Die einzige interessante Frage ist, welches afrikanische Militärbündnis langfristig Frankreich und die USA aus Afrika rauswerfen kann, und wie man an einsatzfähige afrikanische Truppen kommt, um kollektive Sichherheitsprobleme zu lösen. Die Franzosen werden nochmal das Unglück Afrikas sein.

  • T
    Tom

    @Martin:

     

    Wer das islamophobe Hetze nennt, kann nicht mehr alle Klötze am Beutel haben. Leider gibt es zuviele Realitätsverweigerer Ihrer Sorte. Was wollen Sie de Opfern dieser islamonazis sagen?

  • M
    Martin

    wieder mal mehr islamophobe hetze von der taz

  • I
    Irmi

    Wieso stoppt keiner diese Islamisten ??

     

    Es kann und darf nicht sein, das die anderen Menschen ihre Art von "Glauben" aufdrängen und dafür sogar Menschen töten.

  • BS
    Bernhard Sesterheim

    Es ist schon eine seltsame Sicht der Dinge, die hier Dominic Johnson vertritt. Statt darüber froh zu sein, daß die Djihadisten an der totalen Machtübernahme Malis durch die Franz. Armee gehindert wurden und deren äußerst positiven Beitrag zur Schwächung des Djihad-Terrorismus im Sahel insgesamt, werden versprengte in die Flucht getriebene Reste als größere Gefahr hochstilisiert.